Das Video schockiert: Ein Vater eines C-Juniors aus dem Aargau schlägt dem Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht. Passiert ist es am Samstag nach dem Match zwischen Schöftland und Villmergen.
Jetzt zeigen Blick-Recherchen, dass es sich beim Angreifer um Mergim B.* (50) aus dem Freiamt handelt. Sein Sohn Luan B.* (15) kickt bei den Villmergen-Junioren.
Der Sohn ist auch auf dem Video zu sehen, nach dem Faustschlag hält er seinen Vater zurück. Blick konnte am Montag mit dem Einverständnis seiner Mutter mit dem Junior sprechen. Er verteidigt seinen Vater. Und betont, dass das Video aus dem Kontext gerissen sei.
«Schiri zeigte nur Gelb statt Rot»
Der 15-jährige Fussball-Enthusiast erklärt, dass es ein hitziges Spiel gewesen sei. «Einmal lief ich aufs Tor und wurde von einem Gegenspieler gefoult. Das hätte Rot sein müssen – letzter Mann, Notbremse.» Der Schiri habe aber nur die Gelbe Karte gezeigt. «Mein Vater regte sich auf.»
Später ertönt der Schlusspfiff. «Mein Vater hat sich am Spielfeldrand normal mit dem Schiri unterhalten», sagt Luan B. Aber: «Der Schiri wollte nicht diskutieren – und hat meinen Vater an der Brust geschubst. Dann bin ich gekommen und habe versucht, meinen Vater von einer Reaktion abzuhalten. Ich habe meinem Vater gesagt, er solle ruhig bleiben.»
Dann sei es zur Situation gekommen, die auf Video zu sehen ist. «Nach dem Faustschlag habe ich meinen Vater weggezogen.» Aber: «Das Video wurde einfach so zugeschnitten, dass man das Vorher und das Nachher nicht sieht.»
Luan B. stellt klar: «Mein Vater bereut den Schlag. Aber ich finde, der Schiri hätte ihn nicht anfassen und schubsen dürfen.» Und: «Meinem Vater geht es jetzt schlecht. Er kriegt viele Anrufe, er macht sich viele Gedanken.»
Besorgte Schwester
Und er selbst werde in der Schule auf den Vorfall angesprochen, sagt der Teenager. «Mir geht es auch mies.» Mirlinda B.* (21), eine ältere Schwester von Luan B., fügt hinzu: «Alle reden jetzt schlecht über uns.» Sie habe ihrem Bruder empfohlen, ein paar Tage nicht zur Schule zu gehen. «Damit er nicht verbal oder sogar physisch angegangen wird.»
Auch Schwester Leila B.* (24) betont, dass es der Familie nicht gut gehe. «Klar, es ist nicht schön, was passiert ist. Aber nicht nur mein Vater trägt Schuld.» Sie erklärt: «Es gibt immer zwei Seiten.»
Seit das Prügelvideo seine Kreise ziehe, sei die ganze Familie voller Sorgen. «Die Leute kommentieren wie wild, ohne die ganze Geschichte zu kennen.» Und auf Social Media gebe es Hasskommentare gegen die Familie mit kosovarischen Wurzeln: «Es gibt Menschen, die sagen, man solle uns abschieben.»
Schiri war in Schockzustand
Seine Perspektive hatte Schiedsrichter Amal S.* (35) am Sonntag Blick erzählt. Zum Glück habe er nur einen Kratzer am Hals kassiert – vom Fingernagel des Angreifers. Er betont aber, dass er so einen Angriff in seiner zehnjährigen Karriere als Schiedsrichter noch nie erlebt habe.
Nach der Faustattacke sei er in einem «richtigen Schockzustand» gewesen, berichtet S. Und: Er möchte den Vorfall der Polizei melden.
* Namen geändert