«Ich hätte mir mehr Transparenz und Feinfühligkeit gewünscht»
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Arben über Haartransplantation:«Hätte mir mehr Transparenz und Feinfühligkeit gewünscht»

Haartransplantationen boomen – Betroffene erzählen
«Es war reine Folter – heute bekomme ich viele Komplimente»

Für ihr Haar legten sie sich unters Messer – jetzt packen sie auf Tiktok über ihre OP aus: Die Generation Haartransplantation steht offen zu ihren gemachten Haaren. So auch Arben und Kathrin aus der Schweiz. Im Blick berichten sie über ihre Gründe und Erfahrungen.
Publiziert: 25.06.2025 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2025 um 23:41 Uhr
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Auf Tiktok finden sich zahlreiche Videos von Haartransplantationen.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Haartransplantationen: Trend zur Offenheit auf Social Media wächst
  • Betroffene teilen Erfahrungen, Risiken und Erwartungen online
  • Schätzungsweise mehrere Tausend Eingriffe werden jährlich in der Schweiz durchgeführt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Rote Punkte, Bandagen, Blutspuren – dazu Haarbänder gegen Schwellungen: Auf Tiktok finden sich zahlreiche Videos von Köpfen, die gerade eine Haartransplantation hinter sich haben. Männer und Frauen – auch aus der Schweiz – zeigen ungeschönt ihren Weg zur neuen Mähne.

«Der Trend zur Offenheit bei Beauty-Eingriffen inklusive Haartransplantationen spiegelt einen grösseren Wandel in der Social-Media-Kultur wider», erklärt Sarah Schmid (30), Marketingleiterin der Influencer-Agentur Kingfluencers. «Auch die Ästhetik der Posts hat sich geändert: weg von glamourösen Ergebnissen hin zu Realness – samt Schwellungen, Pflaster und Fortschritten.»

Das Gute daran: «Solche echten Erfahrungsberichte können helfen, Ängste abzubauen oder Unsicherheiten zu klären», so Schmid. Das Risiko dabei: «Die Inhalte sind oft medizinisch nicht fundiert. Es besteht die Gefahr von Fehlinformationen, überhöhten Erwartungen oder einer Verharmlosung der Risiken.» Sie warnt: «Social Media ersetzt keine fachliche Aufklärung!»

Wie viele Menschen sich in der Schweiz einer Haartransplantation unterziehen, ist unklar – es gibt keine Meldepflicht. Auch international fehlen aktuelle Zahlen. Laut der internationalen Gesellschaft der Haartransplanteure (ISHRS) wurden bereits 2016 weltweit rund 635'000 Eingriffe durchgeführt, etwa 79'000 davon in Europa. In der Schweiz dürften es mittlerweile mehrere Tausend pro Jahr sein, so Andreas Krämer (51), freier Berater für Haartransplantationen. Doch: «Ein erheblicher Teil der Behandlungen wird im Ausland durchgeführt. Meist aus Kostengründen.»

Blick hat mit Arben und Kathrin (53) über ihre OP gesprochen. Beiden ist gemein: Sie informierten sich vorgängig auf Social Media – und teilen ihre Erfahrungen nun ebenfalls mit ihrer Community.

«Lange fehlte mir der Mut»

Arben aus der Region Aarau hat von Natur aus eine hohe Stirn, doch mit den Jahren wurden die Geheimratsecken schlimmer. «2016 war mein halber Kopf schon fast kahl, da war ich keine 30 Jahre alt.»

Über Jahre hinweg setzte er sich mit dem Thema auseinander, suchte nach Kliniken, schaute sich zahlreiche Social-Media-Videos an. «Man hört von Schmerzen, Komplikationen und schlechten Ergebnissen. Lange fehlte mir der Mut, etwas machen zu lassen.»

Doch 2023 nahm er den Mut zusammen und liess sich in einer Klinik in der kosovarischen Hauptstadt Pristina behandeln. In elf Stunden Arbeit wurden ihm laut der Klinik 6550 Haarwurzeln vom Hinterkopf verpflanzt, um die lichten Stellen zu füllen. «Die Liege war reine Folter!» Die Zeit danach? «Extrem hart», so Arben. «Normal schlafen ist in den ersten Wochen kaum möglich, weil es den Kopf zu schonen gilt. Und die Kopfpflege – vor allem mit der Kruste drauf – ist einfach speziell!»

Heute, zwei Jahre später, ist Arben halbwegs zufrieden. «Die Haarlinie sieht nicht ganz natürlich aus – das liegt an der oberflächlichen Beratung, die nur per Whatsapp lief. Davon rate ich anderen dringend ab.» Wenigstens könne er es mit seinen Locken kaschieren.

Trotzdem: «Ich fühle mich viel selbstbewusster, wirke jünger und bekomme viele Komplimente!» Seine Tipps und Erfahrungen teilt Arben jetzt auch auf Tiktok. «Damit will ich andere ermutigen und aufklären.»

«Die Haare sind noch wie Flaum»

Kathrin aus der Region Zürich litt jahrelang unter ihrer von Natur aus zu hohen Stirn. Mit den Jahren kam Haarausfall hinzu, die Geheimratsecken wurden lichter. «Die kahlen Stellen waren besonders bei zusammengebundenen Haaren oder beim Baden sichtbar. Meine Familie wusste, wie sehr ich darunter litt.»

Nach einem Jahresrückblick vergangenen Dezember fasste Kathrin den Entschluss: Sie buchte einen Beratungstermin in einer Klinik in der Schweiz. «Vorab verschlang ich zudem Hunderte Tiktok-Videos – vor allem von anderen Frauen. Ich wollte ein Gefühl dafür bekommen, was mich erwartet.»

Kathrin (53) nimmt dich mit zu ihrer Haar-OP
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«Hoffe, es tut nicht so weh»:Kathrin (53) nimmt dich mit zu ihrer Haar-OP

Im Februar war es so weit: In einer dreistündigen, von einer Ärztin geleiteten OP wurden ihr – laut Kathrin von Assistenten – insgesamt 1415 Haarwurzeln vom Hinterkopf in die Geheimratsecken verpflanzt. Anders als bei Männern, wo der ganze Kopf rasiert wird, wurde bei ihr nur ein kleines «Fenster» am Hinterkopf gestutzt, um die Haarwurzeln zu entnehmen. Diese Stelle kaschiert sie nun mit Haar-Extensions.

Bereits jetzt ist Kathrin mit dem Resultat zufrieden: «Die Haare sind zwar noch wie Flaum, wie beim ersten Schnauz eines Jünglings, aber es ist keine Glatze mehr», sagt sie lachend. Bis die Haare richtig wachsen, kaschiert sie die Stellen mit verschiedenen Frisuren und Spangen.

Ihre Erfahrung will Kathrin nun auf Tiktok teilen, um «Leute zum Nachdenken und zum Diskutieren anzuregen». Entschlossen sagt sie: «Schönheits-OPs? Nicht, wenn man schlussendlich eine komplett andere Person wird. Aber wenn man sich selbst treu bleibt und dadurch lediglich selbstbewusster wird, warum nicht?»

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