«Können nicht ausschliessen, dass Gesteinsmassen abstürzen»
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Brienz wieder in «Phase rot»:«Können nicht ausschliessen, dass Gesteinsmassen abstürzen»

Phase Rot für Brienz GR
«Millionen Kubikmeter könnten ins Tal abgehen»

Das Bündner Bergdorf Brienz ist erneut in die Phase Rot eingetreten, da die Gefahr eines grossen Bergsturzes stark gestiegen ist. Der Bereich «Plateau» hat sich nach starken Niederschlägen beschleunigt.
Publiziert: 20.06.2025 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2025 um 16:02 Uhr
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In den kommenden Wochen muss im Bündner Bergdorf Brienz mit einem Ereignis gerechnet werden.
Foto: KEYSTONE

Darum gehts

  • Erneut Phase Rot in Brienz
  • Ein Bereich über dem Dorf hat sich extrem beschleunigt
  • Wer das Dorf jetzt betritt, muss mit einer Busse von bis zu 5000 Franken rechnen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Gemeinde Brienz GR kehrt zurück in die Phase Rot. Die Situation im Bündner Bergdorf hat sich nach Niederschlägen von Anfang Mai und dem Pfingstwochenende deutlich verschärft. 

«Der Bereich ‹Plateau› hoch über dem Dorf hat sich seit dem Winter kontinuierlich und nach den Niederschlägen der vergangenen sechs Wochen stark beschleunigt», erklärt die Gemeinde in einer Medienmitteilung. «Die Gefahr eines grossen Bergsturzes und eines schnellen Schuttstroms ist stark gestiegen.» Das Dorf könne deshalb bis auf Weiteres nicht mehr regelmässig betreten werden.

Bereich «Plateau» macht Sorgen

Der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra ist besorgt über die Entwicklung der Geschwindigkeiten in der Rutschung Berg oberhalb von Brienz/Brinzauls. Der östliche Teil des «Plateaus» oberhalb der riesigen Schutthalde hat sich in den vergangenen Wochen so stark beschleunigt, dass er laut Geologen und Naturgefahrenexperten in den kommenden Wochen abstürzen kann.

Im Rahmen einer Medienkonferenz am Freitagnachmittag sagte der zuständige Geologe Stefan Schneider: «Wir können nicht mehr ausschliessen, dass die Gesteinsmassen demnächst abstürzen.» Schneider warnte vor einer Kettenreaktion. «Wenn das Plateau Ost abstürzt, könnte die Schutthalde oben zusätzlich ausgelöst werden», sagt er. «Im schlimmsten Fall: Wenn sich das Plateau Ost ablöst, die Insel Ost mitreist und die Schutthalde oben abrutscht, könnten Millionen Kubikmeter ins Tal abgehen.»

«Verdammt gefährlich»

Die Geschwindigkeit des Plateaus zeige «einen exponentiellen Trend». «Dann werden wir Geologen nervös», so Schneider. «Bei 2,2 Millionen Kubikmetern mit sehr feuchten Bedingungen» wäre eine Überschüttung des Dorfes möglich, teilte er mit. 

Führungsstabssprecher Christian Gartmann erinnerte an die Gefahr, die von einem Schuttstrom ausgeht. «Die Phase rot bedeutet also: gehen sie nicht hin, denn sie sind nicht sicher», betont Gartmann. Es sei «verdammt gefährlich». Wer sich nicht an das Betretungsverbot halte, müsse mit einer Busse von bis zu 5000 Franken rechnen. «Wir bedauern sehr, dass wir diese Massnahmen ergreifen müssen», sagte Gartmann zum Abschluss der Medienkonferenz. «Sobald wir können, werden wir den Zugang zum Dorf wieder öffnen, aber im Moment können wir das nicht.»

Brienz wurde erstmals im November 2024 evakuiert. Zuletzt war es den Bewohnern möglich, das Dorf tagsüber zu betreten und beispielsweise die Landwirtschaftsflächen zu bewirtschaften. Doch am Montag wurde das untersagt. Nun ist das Dorf also wieder in der Phase Rot. 

Den Liveticker zur Medienkonferenz kannst du hier nachlesen:

20.06.2025, 14:33 Uhr

Medienkonferenz beendet

Gartmann bedankt sich bei den Medienvertretern. «Wir bedauern sehr, dass wir diese Massnahmen ergreifen müssen», sagt er abschliessend. «Sobald wir können, werden wir den Zugang zum Dorf wieder öffnen, aber im Moment können wir das nicht», unterstreicht er. Damit ist die Medienkonferenz am Ende angelangt. Blick hält dich auf Blick.ch über die Situation in Brienz auf dem Laufenden.

20.06.2025, 14:31 Uhr

«Belastende Situation für die Evakuierten»

«Für die Evakuierten ist es eine unglaublich belastende Situation», unterstreicht Christian Gartmann vom Führungsstab. «Es geht im Moment aber um die Sicherheit, deshalb dürfen wir sie nicht ins Dorf lassen.»

Die Entscheidung, ob sie das Dorf verlassen wollen, liege bei den Betroffenen. «Sie sollen selbstbestimmt entscheiden können, ob sie in Brienz leben wollen. Am 1. Mai mussten wir ihnen ganz offen sagen, dass in den nächsten Jahren immer wieder Evakuierungen geben wird.» Manche Betroffene hätten bereits signalisiert, wegziehen zu wollen, andere würden «um jeden Preis» bleiben wollen.

20.06.2025, 14:28 Uhr

Ist das Gestein über Brienz überhaupt noch ein Berg?

Nächste Frage: Ist das Gestein über Brienz überhaupt noch ein Berg? «Es ist ein Berg, der im Begriff ist, sich in eine Schutthalde zu verwandeln», sagt Geologe Schneider. Gartmann erinnert an eine Führung für Journalistinnen und Journalisten. «Alles um uns herum rutscht. Auch das Dorf, alle Häuser, alle Leitungen sind mitgerutscht», habe er damals gesagt. 

20.06.2025, 14:25 Uhr

«Das wäre sehr nervenzehrend für alle Beteiligten»

«Es kommt extrem auf die Wetterbedingungen an. Wenn viele Gewitter kommen, wird es das extrem beschleunigen», so Schneider. Prognosen seien schwer, weil es auf das Wetter drauf ankomme. Schneider schliesst nicht aus, dass das Plateau auch nur stückchenweise abbrechen könnte. «Das könnte sich über Monate hinziehen und wäre sehr nervenzehrend für alle Beteiligten.» 

20.06.2025, 14:23 Uhr

Feuchtigkeit ist wichtiger Faktor

Die erste Frage wurde gestellt. «Die Insel war 1,7 Millionen Kubikmeter gross und hat das Dorf knapp verfehlt», erinnert Geologe Schneider. «Das Dorf kann je nach Feuchtigkeit erreicht werden», sagt er zum möglichen neuen Schuttstrom.

20.06.2025, 14:21 Uhr

Jetzt spricht Gartmann über Blatten

«Wir haben in Blatten gesehen, dass Stürze manchmal Bewegungen machen, die man so nicht erwartet hat», ergänzt Gartmann. Anschliessend eröffnet er die Fragerunde.

20.06.2025, 14:19 Uhr

Wer Betretungsverbot missachtet, muss blechen

«Die Phase rot bedeutet also: gehen sie nicht hin, denn sie sind nicht sicher», betont Gartmann. Es sei «verdammt gefährlich». Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Busse in Höhe von bis zu 5000 Franken rechnen.

20.06.2025, 14:17 Uhr

Keine Auswirkungen auf grosse Kantonsstrassen

«Wir gehen nicht davon aus, dass die Albula-Linie der Rhätischen Bahn erreicht wird. Es ist im Moment sicher mit der Rhätischen Bahn zu fahren», betont Gartmann. Die beiden grossen Kantonsstrassen seien ebenfalls sicher und offen.

20.06.2025, 14:16 Uhr

Sprecher erklärt, was Phase rot bedeutet

Jetzt spricht wieder Führungsstabssprecher Christian Gartmann. «Die Bewohner durften seit November nicht in ihrem eigenen Bett schlafen, also nicht dort wohnen, aber tagsüber den Ort besuchen», erläutert Gartmann die Phase orange. Mit der Phase rot sind auch Besuche tagsüber nicht mehr gestattet. Ein Schuttstrom von 2,2 Millionen Kubikmeter entspräche 2200 Einfamilienhäusern, rechnet er vor.

20.06.2025, 14:13 Uhr

Geologe nennt Worst-Case-Szenario

Nun schildert Schneider mögliche Szenarien für das Dorf. «Bei 2,2 Millionen Kubikmetern mit sehr feuchten Bedingungen» wäre eine Überschüttung des Dorfes möglich, teilt er mit. Die weitesten Ausläufer könnten an die untersten Wiesen reichen.

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