Darum gehts
Hunde und Katzen in kotverschmutzten Käfigen, verschimmeltes Futter, mangelhafte Hygiene. Letzten November enthüllte der Beobachter gravierende Missstände am Tierspital Zürich. Heimlich aufgenommene Bilder und Videos aus dem Innern der Kleintierklinik sowie interne Unterlagen dokumentierten mutmasslich tierschutzwidrige Bedingungen.
Der Zürcher Kantonsrat verlangte daraufhin Antworten vom Regierungsrat. In seiner Stellungnahme vom Januar hiess es, das kantonale Veterinäramt habe ein Verfahren gegen das Tierspital eröffnet. Dabei seien Unterlagen geprüft und «erforderliche Abklärungen» getroffen worden. Was das konkret heisst, war bislang unklar.
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Tierspital wurde durchleuchtet
Recherchen des Beobachters zeigen nun: Unter Aufsicht des Veterinäramtes gab das Tierspital ein Audit in Auftrag – im «Sinne einer möglichst objektiven Verifizierung der Zustände in der Klinik», wie die Medienstelle der Uni Zürich auf Anfrage bestätigt.
Tiermediziner Rolf Hanimann, ehemaliger Kantonstierarzt von Graubünden, führte die Kontrolle durch. Sein Bericht vom März liegt der Redaktion vor. Darin attestiert er dem Tierspital ein gutes Arbeitsklima, etablierte Abläufe, flache Hierarchien und «geregelte Ressourceneinsätze». Die Klinik erfülle die Grundsätze der «best veterinary practice».
Dass sich die Zustände in der Kleintierklinik verbessert haben sollen, ist zwar erfreulich. Die Befunde sind jedoch nur eingeschränkt aussagekräftig. Die unangekündigten Kontrollen führte der Experte tagsüber an einem Wochenende im Januar bei einer «normalen bis tiefen Belegung der Stallräumlichkeiten» durch. Gemäss Insidern mangelte es aber vor allem in der Nacht an Kontrolle und Pflege der Tiere.
Prüfbericht bestätigt Beobachter-Recherchen
Doch im Bericht ist auch die Rede von Veterinärmedizinstudierenden, die sich «alleingelassen und wenig begleitet» fühlen. Das zeige sich insbesondere in Momenten von «zu viel Arbeit, schwierigen Aufträgen und Arbeitsüberlastung durch aufwendige Patienten». Zudem existierten für die Ausbildung der Studierenden weder Stellenbeschreibungen noch Ansprechpersonen.
Das deckt sich mit Beobachter-Recherchen vom November. Mehrere Mitarbeitende berichteten damals, dass neue Kolleginnen und Kollegen unzureichend eingearbeitet werden. Besonders betroffen seien Tiermedizinstudierende, die einen Grossteil der Arbeit leisten.
So schlichen sich viele Fehler ein, die nicht korrigiert würden. Zum Beispiel würden Medikamente wegen mangelhaft angebrachter Katheter unter die Haut statt in die Venen gespritzt oder Schmerzmittel zur falschen Zeit verabreicht.
Tierspital will Arbeitsprozesse anpassen
Das Tierspital hat den Handlungsbedarf erkannt, wie die Medienstelle schreibt. In der Kleintierpflege werde nun ein «bereichsübergreifendes Organigramm mit klar definierten Rollen und Verantwortlichkeiten» erstellt. Dabei würden Arbeitsprozesse samt Verantwortlichkeiten überprüft und angepasst. Die Umsetzung werde wiederum durch ein externes Audit überprüft.
Das Veterinäramt schreibt dem Beobachter, es beurteile die Entwicklung am Tierspital «positiv», die organisatorischen Abläufe würden «sukzessive optimiert», und das Qualitätsmanagement-System entwickle sich.