Entscheidung vertagt
Niemand erreicht im Jura das absolute Mehr

Die SVP hat weiterhin Mühe, in der Romandie Fuss zu fassen: In Genf scheiterte der Angriff auf den Regierungsratssitz der Grünen am Sonntag deutlich. Zumindest im Jura darf ein Exil-Berner und Anti-Separatist noch hoffen – es kommt zum zweiten Wahlgang.
Publiziert: 19.10.2025 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2025 um 19:04 Uhr
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In Genf hoffte die SVP, mit Kandidat Lionel Dugerdil in die Regierung einzuziehen. Daraus wurde nichts.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • SVP erreicht mittlerweile national über 30 Prozent Wähleranteil
  • Fred-Henri Schnegg hofft auf SVP-Sitz in der jurassischen Exekutive, Angriff in Genf scheitert
  • Wahlbeteiligung im Jura lag bei 41,5 Prozent, in Genf 32,3 Prozent
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Die SVP scheint aktuell unaufhaltbar. Laut aktuellstem Wahlbarometer, das die Forschungsstelle Sotomo regelmässig im Auftrag der SRG durchführt, hätte die Rechtspartei mittlerweile einen Wähleranteil von über 30 Prozent – ein noch nie erreichter Höchstwert.

Besonders in der Deutschschweiz reitet die SVP auf der Erfolgswelle. In der Romandie war davon bisher wenig zu spüren – besonders in den Regierungen. Am Sonntag versuchte die Partei dies gleich doppelt zu ändern. In Genf misslang der Angriff. Bei den Wahlen im Jura ist die Entscheidung noch offen: Niemand der Kandidierenden erreichte das absolute Mehr.

Exil-Berner kann weiter hoffen

Ausgerechnet ein Exil-Berner und Anti-Separatist kann also weiterhin auf einen Sitz in der fünfköpfigen jurassischen Exekutive hoffen: Fred-Henri Schnegg (60), Bruder des Berner Gesundheitsdirektors Pierre Alain Schnegg (62), landet nach dem ersten Wahlgang mit 5869 Stimmen auf dem sechsten Platz. Der ehemalige Berner Grossrat machte sich im Nachbarkanton als Staatsangestellter einen Namen. Er übernahm das kantonale Volksschulamt in einer Krise – und sorgte für Ruhe. Damit konnte er bis nach links Sympathien gewinnen.

Schnegg konnte dabei auch auf die Gemeinde zählen, die er als Separatisten-Gegner eigentlich stoppen wollte: Zum ersten Mal durfte Moutier nach dem Kantonswechsel von Bern in den Jura an den Wahlen mitbestimmen. In der Kleinstadt ist die SVP stärker als im restlichen Kanton.

Skandal-Regierungsrat auf drittem Platz

Die Ausgangslage war verworren: Ganze 18 Kandidierende wollen einen der fünf Sitze ergattern. Nicht nur Schnegg sorgte dabei für Schlagzeilen. Bildungsdirektor Martial Courtet (49) – bisher Schneggs direkter Vorgesetzter – trat die Wiederwahl als Unabhängiger an. Auf Druck des Vorstands der Mitte hatte er sich von der Parteiliste zurückgezogen. Grund war ein Untersuchungsbericht, laut dem der Bildungsdirektor in seinem Departement ein Klima der Angst und des Misstrauens geschaffen habe. 

Courtet eroberte mit 7568 Stimmen dennoch locker den dritten Platz. Davor liegen die beiden Bisherigen: Rosalie Beuret Siess (SP) mit 11'435 Stimmen und Stéphane Theurillat (Mitte) mit 10'193 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,5 Prozent – sechs Prozent weniger als noch vor fünf Jahren. Der zweite Wahlgang findet am 9. November statt.

Kann Schnegg dann seinen Rückstand noch aufholen, wäre er ab dann der einzige SVP-Regierungsrat in einem vollständig französischsprachigen Kanton. Ansonsten hat die Partei in der Westschweiz nur im Wallis und in Freiburg Sitze in der Exekutive.

Grüne können Genfer Sitz halten

Auch im Kanton Genf schnupperte die SVP an der Sensation. Nach dem Rücktritt von Grünen-Staatsrat Antonio Hodgers (49) kam es dort zu Ersatzwahlen. Im ersten Wahlgang im September trennten den designierten Kandidaten und Grünen-Nationalrat Nicolas Walder nur rund 5500 Stimmen von SVP-Herausforderer Lionel Dugerdil (44).

Im zweiten Wahlgang vom Sonntag konnte Dugerdil denn Rückstand aber nicht wettmachen. Walder erhielt 45'249 Stimmen und damit erneut über 5000 Stimmen mehr. Die Wahlbeteiligung lag bei 32,3 Prozent.

19.10.2025, 18:03 Uhr

Entscheidung vertagt: Niemand erreicht im Jura das absolute Mehr

von Joschka Schaffner und Keystone-SDA

Bei den Regierungsratswahlen im Kanton Jura hat niemand von den Kandidierenden das absolute Mehr erreicht. Dies wird im zweiten Wahlgang am 9. November entschieden. Das beste Resultat machte die Bisherige Rosalie Beuret Siess (SP) mit 11'435 Stimmen. An zweiter Stelle liegt Regierungsrat Stéphane Theurillat (Mitte) mit 10'193 Stimmen, gefolgt vom parteilosen Bisherigen Martial Courtet mit 7568 Stimmen.

An vierter und fünfter Stelle folgen die Sozialdemokraten Raphaël Ciocchi mit 7147 Stimmen und Valentin Zuber mit 7132 Stimmen (beide neu). SVP-Herausforderer Fred-Henri Schnegg kann zumindest noch hoffen: Er erreicht mit 5869 Stimmen den sechsten von achtzehn Plätzen.

Erstmals wählte am Sonntag die künftige jurassische Stadt Moutier mit. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,5 Prozent. Die Staatskanzlei bezeichnete die Beteiligung in ihrem Communiqué als gering. Bei den Regierungsratswahlen vor fünf Jahren lag die Beteiligung bei 47,5 Prozent.

19.10.2025, 15:16 Uhr

Jetzt ist klar: Grüne halten ihren Sitz in Genf

von Keystone-SDA und Joschka Schaffner

In Genf sind alle Stimmen ausgezählt: Nach dem Rücktritt von Antonio Hodgers können die Grünen ihren Sitz im Genfer Staatsrat behalten. Ihr Kandidat Nicolas Walder erhielt 45'249 Stimmen und damit über 5000 Stimmen mehr als SVP-Herausforderer Lionel Dugerdil. Die Wahlbeteiligung lag bei 32,3 Prozent.

Die Rechtspartei schafft also den erstmaligen Einzug in die Genfer Kantonsregierung nicht. Die siebenköpfige Exekutive setzt sich neu wie folgt zusammen: Zweimal FDP (Nathalie Fontanet und Anne Hiltpold), einmal Mitte (Delphine Bachmann), einmal Libertés et Justice sociale (Pierre Maudet), zweimal SP (Thierry Apothéloz und Carole-Anne Kast) und einmal Grüne (Nicolas Walder). Mitte-Rechts hat folglich vier Sitze, Links-Grün deren drei.

19.10.2025, 14:13 Uhr

Rechtsrutsch im Jura? Bisherige und SVP-Kandidat auf Kurs

von Keystone-SDA

Bei den Regierungsratswahlen im Kanton Jura liegen nach der Auszählung von 29 der 51 Gemeinden die drei Bisherigen vorne, wie die Staatskanzlei am Sonntagnachmittag mitteilte.

An erster Stelle liegt bis dato Regierungsrat Stéphane Theurillat (Mitte) mit 2790 Stimmen, gefolgt von Rosalie Beuret Siess (SP) mit 2535 Stimmem. An dritter Stelle kommt Martial Courtet mit 2353 Stimmen. Courtet wurde nicht von der Mitte-Partei nominiert und trat als Unabhängiger an.

Nach der Auszählung der bisherigen Gemeinden könnte sich ein Rechtsrutsch abzeichnen. An vierter Stelle liegt Jean-Paul Lachat (Mitte, neu) mit 1641 Stimmen, gefolgt von Fred-Henri Schnegg (SVP) mit 1591 Stimmen. Somit würde die SVP den Sprung in die jurassische Regierung schaffen.

19.10.2025, 13:08 Uhr

Grünen-Kandidat verteidigt in Genf voraussichtlich den Sitz

von Joschka Schaffner

Laut dem provisorischem Ergebnis der Genfer Staatskanzlei erreicht Grünen-Nationalrat Nicolas Walder 42'749 Stimmen und liegt damit nach Auszählung der brieflichen Stimmen 4558 Stimmen vor dem Genfer SVP-Grossrat und Winzer Lionel Dugerdil (38'191 Stimmen). Philippe Oberson von der Linksaussenpartei "Le Peuple d'Abord" kam auf 5278 Stimmen.

Die brieflichen Stimmabgaben entsprechen im Kanton Genf rund 95 Prozent aller abgegebener Stimmen. Somit ist unwahrscheinlich, dass Dugerdil Walder noch überholen kann.

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