«Der Verlust der Ressourcen bleibt bestehen»
1:17
Baume-Schneider über 13. Rente:«Der Verlust der Ressourcen bleibt bestehen»

Obwohl AHV dank Zuwanderung Milliarden mehr hat
13. Rente macht uns einen Strich durch die Rechnung

Die AHV steht dank der Zuwanderung besser da als bisher gedacht. Trotzdem braucht sie mehr Geld. Für die 13. AHV-Rente, die 2026 erstmals ausbezahlt wird.
Publiziert: 20.08.2025 um 13:35 Uhr
|
Aktualisiert: 20.08.2025 um 14:46 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Freude herrscht! Die AHV-Finanzperspektiven verbessern sich.
Foto: imago images/Shotshop

Darum gehts

  • AHV-Finanzperspektiven verbessern sich
  • Zuwanderung ist ein entscheidender Faktor
  • Trotz Verbesserung benötigt AHV mehr Geld für 13. AHV-Rente
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1047.JPG
Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Die finanziellen Aussichten für die AHV sind besser als bisher gedacht. Das zeigen die neuen AHV-Finanzperspektiven, die das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) veröffentlicht hat. Ohne Gegenmassnahmen kippt das sogenannte Umlageergebnis wegen der 13. AHV-Rente ab 2026 ins Minus, trotzdem schreibt die AHV bis 2028 dank Kapitalerträgen weiterhin Gewinn.

Ab 2029 kehrt aber auch das Betriebsergebnis ins Minus. Im Jahr 2030 beträgt das Betriebsdefizit eine halbe Milliarde Franken, im Jahr 2040 2,9 Milliarden. Bis dahin würden nur noch rund 25 Milliarden Franken in der AHV-Kasse liegen. So sieht es das Referenzszenario vor – je nach wirtschaftlicher und demografischer Entwicklung sind aber auch bessere oder eben schlechtere Resultate möglich. 

Zum Vergleich: Im letzten Ausblick vom Herbst 2024 rechnete der Bund noch mit einem Betriebsdefizit von 1,3 Milliarden Franken im Jahr 2030 und einem Minus von 5,9 Milliarden Franken im Jahr 2040.

Zuwanderung als wichtiger Faktor

Ein entscheidender Faktor für die besseren AHV-Aussichten ist die Zuwanderung. Das Bundesamt für Statistik rechnet in seinem Referenzszenario bis 2040 mit einem Anstieg der ständigen Wohnbevölkerung von heute 9 auf 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

«Arbeiten über das Rentenalter hinaus soll attraktiver werden»
0:45
Baume-Schneider Mitte Mai:«Arbeiten über das Rentenalter hinaus soll attraktiver werden»

Damit steigt auch die Zahl der Erwerbstätigen. Gleichzeitig wird neu von einer geringeren Zunahme der Bevölkerung über 65 Jahren sowie einer langsamer ansteigenden Lebenserwartung ausgegangen. «Dies führt bei der AHV zu höheren Lohnbeiträgen und damit zu steigenden erwarteten Einnahmen, bei weniger stark wachsenden Ausgaben», schreibt der Bund dazu. Unklar bleibt vorerst allerdings, wie sich die neusten US-Zölle auf die wirtschaftliche Entwicklung und damit die AHV-Einnahmen auswirken.

AHV braucht für «Dreizehnte» mehr Geld

SP-Sozialministerin Elisabeth Baume-Schneider (61) kann sich also nicht zurücklehnen. Trotz der Verbesserung braucht die AHV künftig mehr Geld. Grund dafür ist die 13. AHV-Rente, welche ab 2026 mit 4 bis 5 Milliarden Franken jährlich zu Buche schlägt.

Baume-Schneider schlägt dafür eine Mehrwertsteuer-Erhöhung um 0,7 Prozentpunkte vor, was derzeit rund 2,5 Milliarden Franken einbringen würde. Der Bund würde gegen eine Milliarde jährlich zusätzlich beisteuern. Kommt der Bundesratsvorschlag durch, sieht es für die AHV rosig aus.

Das Umlageergebnis würde zwar ab 2031 für längere Zeit leicht ins Minus kehren, trotzdem würde die AHV dank stabiler Kapitalerträge weiterhin Gewinne schreiben. Das AHV-Vermögen würde so bis 2040 auf 66 Milliarden Franken anwachsen.

Im Gegensatz zum Bundesrat setzt der Ständerat auf eine gemischte Finanzierung aus zusätzlichen Lohnbeiträgen und höherer Mehrwertsteuer. Die kleine Kammer plant auch bereits die Abschaffung des Ehepaar-Plafonds, was höhere Ehepaarrenten und Zusatzausgaben von rund 4 Milliarden Franken jährlich bedeuten würde. Doch auch hier kommt die AHV im Referenzszenario gut weg. Dank Zusatzeinnahmen und Kapitalerträgen würde sie bis 2040 schwarze Zahlen schreiben – und das AHV-Vermögen auf gegen 73 Milliarden Franken steigen. 

Allerdings ist offen, welche Finanzierungsvariante sich für die 13. AHV-Rente durchsetzt. Schon nächste Woche geht das Feilschen darum in die nächste Runde. Dann wird sich die nationalrätliche Sozialkommission damit befassen. 

Die neuen AHV-Finanzperspektiven werden auch die Diskussion um die nächste grosse AHV-Reform 2030 beeinflussen. Baume-Schneider setzt den Fokus dabei auf Zusatzeinnahmen aus Lohnprozenten und Mehrwertsteuer, um die Babyboomer-Pensionierungswelle zu bewältigen. Fragt sich bloss, ob es diese tatsächlich noch braucht.

Gewerkschaftsbund: «Historische AHV-Szenarien»

Der Gewerkschaftsbund spricht bereits von «historischen» AHV-Szenarien. «Wenn die 13. AHV-Rente finanziert ist, braucht die AHV kaum mehr zusätzliches Geld», schreibt er in einer Mitteilung. Dafür sieht er zwei Gründe. 

Erstens seien bald alle Babyboomer-Jahrgänge (1946 bis 1964) pensioniert. Danach flache die demografische Alterung merklich ab. «Zudem steigt die Lebenserwartung nicht so stark, wie früher angenommen.» Die zweite Ursache ortet der Gewerkschaftsbund bei den Zusatzeinnahmen, welche mit der Steuerreform und AHV-Finanzierung (Staf) und der letzten AHV-Reform beschlossen wurden. «Diese Massnahmen haben stark zur finanziellen Stabilisierung der AHV beigetragen.»

Die 13. AHV-Rente will der Gewerkschaftsbund mit über 0,8 zusätzlichen Lohnprozenten finanzieren. «Damit wäre die AHV künftig finanziell im Gleichgewicht», schreibt er weiter. Und: «Die Forderungen nach Rentenalter-Erhöhungen oder Rentenverschlechterungen sind damit vom Tisch.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen