Darum gehts
- Schweizer Armee verliert Helikopterpiloten. Luftwaffe steht vor Herausforderungen
- Abwanderung in die Privatwirtschaft gefährdet Einsatzbereitschaft und Ausbildung
- Seit 2020 haben 26 Helikopterpiloten und 7 Jetpiloten die Luftwaffe verlassen
Sie transportiert Truppen und Material, hilft bei Such- und Rettungseinsätzen oder unterstützt zivile Behörden bei Waldbränden oder Hochwasser. Sie wird zur Luftaufklärung an der Grenze oder bei Grossveranstaltungen eingesetzt, aber auch bei Friedensförderungseinsätzen im In- und Ausland. Oder sie fliegt auch mal ein Bundesratsmitglied am Stau vorbei rasch von A nach B. Die Helikopter-Flotte ist aus der Schweizer Armee nicht wegzudenken.
Die Sache hat nur einen Haken: Dem Militär laufen die Heli-Piloten davon – und das werde allmählich zum Problem, hat Blick aus Armeekreisen erfahren. Seit 2020 hätten neben 7 Jet- gleich 26 Helikopterpiloten ihr Arbeitsverhältnis als Berufsmilitärpilot bei der Luftwaffe beendet, bestätigt ein Sprecher. Wie hoch der Totalbestand ist, will die Armee nicht verraten, aus «einsatztaktischen Gründen». Der Feind soll nicht wissen, woran er ist.
«Abgänge stellen Luftwaffe vor Herausforderungen»
Die Abgänge bleiben nicht ohne Folgen. Zwar sei die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe gewährleistet, betont die Armee. Doch für Aus- und Weiterbildung seien die Berufspilotinnen und -piloten elementar.
Und da kommt einiges auf die Luftwaffe zu, mit dem Ausbau der Verteidigungsfähigkeit sowie neuen Hubschraubertypen ab 2030. «Die Abgänge stellen in diesem Zusammenhang die Luftwaffe vor Herausforderungen», sagt ein Armeesprecher. «Genügend spezialisiertes Berufspersonal ist daher zwingend notwendig.»
Doch wohin wandern die Militärpiloten ab? Viele soll es in die Privatwirtschaft ziehen, heisst es aus der Armee, etwa zur Rettungsflugwacht Rega oder zu Air Zermatt. Die Armee will das nicht offiziell bestätigen, stellt aber klar: Gerade die Luftwaffe müsse sich «zunehmend im Wettbewerb mit dem zivilen Arbeitsmarkt behaupten».
Dieser Wettbewerb bringe Herausforderungen mit sich, etwa beim Lohn, bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder dabei, hoch spezialisiertes Personal langfristig an sich zu binden. Schliesslich brauche es Jahre, um es gleichwertig ersetzen zu können.
Ihr Bedarf an Neueinstellungen sei in letzter Zeit gering gewesen, heisst es dagegen auf Anfrage bei der Rega. Die Fluktuation sei bei der Rettungsflugwacht sehr niedrig. Denn sie biete ihren Helikopterpiloten «eine sinnstiftende Aufgabe und modernste Fluggeräte», begründet die Rega.
Luftwaffe erarbeitet Gegenmassnahmen
Für die Armee bleibt es dabei: So darf es nicht weitergehen. Der neue Luftwaffenchef Christian Oppliger (52) habe angeordnet, rasch Massnahmen zu erarbeiten. So sei die Ausbildung angepasst worden, um Abgänge rasch wieder auffangen zu können. Auch werde die Einsatz-Bandbreite der Piloten überprüft.
Und: Das neue Lohnsystem des Bundes soll ab 2027 dazu beitragen, Einstiegslöhne zu erhöhen. Die Piloten sind in der Lohnklasse 24 des Bundes eingeteilt. Sprich: Ihr Salär ist bei maximal 157’223 Franken im Jahr gedeckelt.
Die Luftwaffe prüfe ständig die Arbeitsbedingungen, führt der Armeesprecher aus. Sie nehme Anpassungen vor, wo es nötig und möglich sei, um angesichts der angespannten Sicherheitslage als attraktive Arbeitgeberin mit dem anspruchsvollen Arbeitsmarkt mithalten zu können. «Die Armee nimmt die Situation sehr ernst.»