Darum gehts
- SVP-Nationalrätin Martullo-Blocher startet Podcast gegen EU-Vertragspaket
- Martullo-Blocher bezeichnet das Paket als «Kolonialvertrag»
- SVP plant insgesamt sieben Podcast-Folgen, die ab Freitag täglich veröffentlicht werden
SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (56) hat geschafft, was sonst nur wenige Politikerinnen und Politiker erreichen: Sie verewigte sich im Zeitgeist – und zwar lange vor ihrer politischen Laufbahn. Bereits 15 Jahre ist es her, seit sich die Chefin der Ems-Chemie mit ihrem Führungsmantra, den «Seven Thinking Steps», in die Köpfe der Schweizerinnen und Schweizer gebrannt hat.
Der Videoausschnitt, der zeigt, wie Martullo-Blocher einen Kadermann vor laufender Kamera abkanzelt, ist Kult. Manche haben sich darüber lustig gemacht, jetzt greift Martullo-Blocher die Episode selbst wieder auf. Auch heute gelten die sieben Schritte zur Problemlösung als goldene Regel in ihrem Unternehmen. Für ihre Partei überträgt die Managerin die Denkschritte nun auf das EU-Paket – als Podcast.
Ein Schritt nach dem anderen
«Wird unsere Demokratie abgeschafft?» Diese Frage stellt die erste Folge respektive der erste Schritt der «Seven Thinking Steps zum EU-Vertragspaket». Mit dem Podcast-Format wollen Martullo-Blocher und die SVP die Schweizerinnen und Schweizer davon überzeugen, welch schlechte Idee die Annahme des Deals doch sei.
Mit Martullo-Blochers ursprünglichen sieben Denkschritten hat das nur entfernt zu tun. Der erste wäre nämlich: den Ist-Zustand beschreiben. Im Gespräch mit Peter Keller (54), dem Vize-Generalsekretär der SVP, malt die Parlamentarierin über die 20 Minuten Laufzeit vor allem verheerende Zukunftsbilder: «Wir binden uns mit dem Paket für immer an die EU.» Auch im Inland würde mit einem Ja zukünftig alles nach EU-Recht geregelt. «Es betrifft uns alle.»
«Ketten uns an ein sinkendes Schiff»
Die 2228 Seiten des Abkommens sind während des Gesprächs demonstrativ auf einem Tischchen zwischen Keller und Martullo-Blocher aufgestapelt. Das Vertragspaket sei letztlich ein «Kolonialvertrag», so die Nationalrätin gewohnt angriffig. «Nicht einmal unsere Menschenrechte werden mit diesem Vertrag noch hochgehalten.» Das Ende der direkten Demokratie inklusive. «Wir ketten uns an ein sinkendes Schiff. Die EU ist marode.»
Es darf gerätselt werden, welche weiteren Horrorszenarien die Bündner Nationalrätin in den nächsten sechs Folgen erläutert. Die SVP teilt mit, dass ab Freitag täglich eine Folge auf einer Kampagnenwebsite veröffentlicht werden soll.
Wirklich interessant könnte es ab Schritt fünf werden: Gemäss den «Seven Thinking Steps» von Martullo-Blocher sollten dann nämlich mindestens drei Lösungsvarianten vorgestellt werden.