Darum gehts
- US-Präsident Trump will Strafzölle wieder einführen. Schweiz verhandelt über Deal
- Finanzministerin Keller-Sutter optimistisch nach Gespräch mit US-Finanzminister Bessent
- Chemie- und Pharmabranche verzeichnete Exportanstieg
Am 9. Juli endet die Gnadenfrist: US-Präsident Donald Trump (79) will seine Strafzölle wieder in Kraft setzen. Aktuell gilt ein reduzierter Tarif von 10 Prozent. Doch in einer Woche könnten es für die Schweizer wieder die 31 Prozent sein, die der US-Präsident im April erst verkündet hatte, dann aber wieder aussetzte. Er wollte einen Deal.
Die Schweiz hat verhandelt. Unter der Führung von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) versuchte Staatssekretärin Helene Budliger Artieda (60) mit der US-Regierung einen Deal abzuschliessen. Einen solchen gibt es aber noch nicht.
Doch Finanzministerin Keller-Sutter ist optimistisch. Vergangene Woche hat sie mit US-Finanzminister Scott Bessent (62) telefoniert. «Er war der Meinung, dass wir sehr nahe dran sind.»
Bleiben 10 Prozent?
Doch ob es bis zum 9. Juli reicht, ist offen. Der Bundesrat «geht davon aus», dass die Zölle für die Schweiz auch nach Ablauf der Frist bei den geltenden 10 Prozent belassen werden, solange die Gespräche andauern. Eine Garantie dafür hat der Bundesrat aber nicht. Es könne «nicht gänzlich ausgeschlossen werden», dass die USA die Zölle wieder einführe, heisst es von Parmelins Departement.
Die nächste Bundesratssitzung ist erst wieder Mitte August vorgesehen. Eine Absichtserklärung könne der Bundesrat auch schriftlich im sogenannten Zirkularverfahren genehmigen, heisst es vom Wirtschaftsdepartement. Ein formeller Entscheid des Parlaments sei nicht vorgesehen.
Seco-Staatssekretärin Budliger Artieda hat derweil vor zu hohen Erwartungen gewarnt, wie die «NZZ» berichtete. Dass alle Zölle wegfallen, glaubt sie demnach nicht, die jetzt geltenden zehn Prozent könnten bleiben. Die Auswirkungen sind schwierig abzuschätzen, selbst mit der Erfahrung von einigen Wochen.
Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit vermeldete im Mai einen erneuten Exportrückgang. Betroffen davon sind allen voran die USA, wohin die Exporte um weitere 2,3 Milliarden Franken einbrachen. Doch ob das tatsächlich den Zöllen geschuldet ist, bleibt fraglich. Schwankungen sind nicht aussergewöhnlich, das erste Quartal war positiv. Entscheidend dürften die kommenden Monate sein.
Anstieg bei Chemie und Pharma
Auch die Branchenverbände haben noch keine genauen Zahlen. Swissmem – der Verband der Maschinenindustrie – schreibt, im ersten Quartal 2025 habe es noch gut ausgehen «mit einem Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal». Erste Bremsspuren könnten sich bereits im zweiten Quartal 2025 zeigen. «Was unsere Branche generell spürt, ist als Folge der hohen Unsicherheit eine sehr zurückhaltende Nachfrage nach Investitionsgütern. Das gilt aber weltweit», sagt Swissmem-Vize Jean-Philippe Kohl.
Ähnlich tönt es bei der Chemie- und Pharmabranche. Diese ist nur teilweise betroffen – und bemerkte zwischen Januar bis Mai 2025 gar einen Anstieg der Exporte in die USA um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. «Diese signifikante Steigerung der Exporte in die USA dürfte wohl auf Vorzieheffekte als Reaktion auf die angekündigten US-Zollerhöhungen zurückzuführen sein», sagt Erik Jandrasits, Leiter Aussenhandel des Branchenverbandes Science Industries. Von den erhöhten Zöllen seien Waren im Wert von knapp 385 Millionen Franken betroffen. «In Anbetracht der Zölle könnten Unternehmen sich veranlasst sehen, Preiserhöhungen in Betracht zu ziehen», sagt er. Gerade bei Pharmaprodukten sei das aber nicht immer möglich.