Darum gehts
- Maya Graf ist die dienstälteste Politikerin im Bundeshaus
- Einige Politiker sind seit über 20 Jahren im Amt
- Von 246 Parlamentsmitgliedern haben nur 15 mindestens vier Legislaturperioden absolviert
Bald ist Halbzeit in Bundesbern. Bereits am 24. Oktober 2027 werden die eidgenössischen Räte neu gewählt. Jetzt, nach fast zwei Jahren Legislatur, kommen bereits die ersten Parlamentarierinnen und Parlamentarier ins Grübeln: Sollen sie nochmals antreten?
Besonders intensiv werden es sich wohl die überlegen, die bereits seit Jahrzehnten dabei sind. Besonders, da sich viele bereits im Rentenalter befinden oder zumindest nah dran stehen. Blick zeigt die hartnäckigsten Sesselkleber im Bundeshaus.
Eine Grüne überflügelt alle
Sie war in Bern quasi alles ausser Bundesrätin: Maya Graf (63, Grüne) politisiert seit bald 24 Jahren im Bundeshaus. Damit ist sie aktuell alleinige Rekordhalterin. Im Nationalrat wurde sie bereits 2019 offiziell zur Alterspräsidentin ernannt – also zur Amtsältesten.
Immerhin liess sich die Baselbieterin vor sechs Jahren auf etwas Veränderung ein: Sie wechselte in die kleine Kammer. Denkt sie ans Aufhören? Auf Anfrage von Blick will sich Graf nicht in die Karten blicken lassen. «Wir stehen nicht einmal in der Halbzeit meiner zweiten Legislatur im Ständerat und sind mitten in der Arbeit vieler wichtigen politischen Geschäfte», teilt Graf mit.
Nächstes Jahr werde sie zudem Präsidentin der ständerätlichen Geschäftsprüfungskommission, so Graf. Zeit, um sich mit den Wahlen in zwei Jahren zu befassen, fehle ihr also aktuell. «Das wird zur gegebenen Zeit erfolgen.»
Im Ständerat – für immer?
SVP-Parlamentarier Hannes Germann (69, SH) ist sozusagen ein Unikum: Er ist seit 23 Jahren im Bundeshaus – und zwar ausschliesslich als Ständerat. Das macht ihm so schnell keiner nach.
Die langjährige Arbeit im Stöckli machte sich für Germann bezahlt: Laut einer Auswertung der internationalen Kommunikationsagentur Burson galt er vergangenes Jahr als das einflussreichste Parlamentsmitglied.
Die zwei Ex-Parteipräsidenten
Seine politische Laufbahn in Bern begann Martin Bäumle (61, ZH) 2003 noch als Mitglied der Grünen. Doch bereits nach einem Jahr Nationalrat spaltete er sich zusammen mit Gleichgesinnten von der Partei ab. Der Grundstein für die Gründung der GLP war gesetzt, die er ab 2007 national präsidierte. Zehn Jahre später gab er das Amt zwar wieder ab, blieb aber im Parlament. Ende 2027 werden es 24 Jahre sein.
Genau so ist es auch bei einem weiteren ehemaligen Präsidenten einer nationalen Partei: Ex-Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62, ZG) und Bäumle sind bis heute Weggefährten. Und: Von allen Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die 2003 in den Nationalrat gewählt wurden und noch in Bundesbern weilen, sind die beiden die Einzigen, die der grossen Kammer treu blieben.
Ob es auch nach 2027 dabei bleibt? Auf Anfrage will sich Pfister noch nicht konkret äussern. Er werde seinen Entscheid voraussichtlich und «wie üblich» im Wahljahr an der Dreikönigskonferenz der Mitte Kanton Zug kommunizieren, teilt er mit.
Die drei Alteingesessenen
Die Thurgauerin Brigitte Häberli-Koller (66, Mitte), der Genfer Carlo Sommaruga (66, SP) und der Schwyzer Pirmin Schwander (63, SVP) haben zwei Dinge gemeinsam: Sie alle wurden 2003 in den Nationalrat gewählt – und sie alle sitzen mittlerweile im Ständerat.
Letzteres passierte jedoch nicht zeitgleich. Häberli-Koller sitzt bereit 14 ihrer knapp 22 Jahre im Stöckli. Sommaruga folgte 2019, Schwander vorletztes Jahr.
Letzterer macht gegenüber Blick klar, dass er «aus heutiger Sicht und Planung» 2027 erneut antreten werde. «Die Uhr wurde 2023 auf null gestellt, wie beispielsweise bei Regierungsräten oder anderen Amtsträgern», sagt Schwander. Zudem sei bei seiner Nomination klar definiert worden, dass er mindestens für zwei Amtsperioden kandidiere.
Die Nachzüglerinnen und Nachzügler
Nach den sieben Langzeit-Parlamentarierinnen und -Parlamentariern, die alle bereits über zwei Jahrzehnte in Bern politisieren, folgt zuerst einmal eine grosse Lücke. Die nächstälteste Bundeshaus-Gruppe hat nämlich erst 18 Jahre auf dem Buckel – also exakt vier Jahre weniger als Gerhard Pfister und Co.
Unter den acht Parlamentsmitgliedern finden sich illustre Namen. Im Ständerat sind es der Zürcher Daniel Jositsch (60, SP), seine Kantonskollegin Tiana Angelina Moser (46, GLP) und der Solothurner Pirmin Bischof (66, Mitte). Im Nationalrat sitzen der Berner Christian Wasserfallen (44, FDP), der Basler Eric Nussbaumer (65, SP), das Zürcher Politik-Urgestein Alfred Heer (63, SVP) sowie seine Parteifreunde Thomas Hurter (61, SH) und Lukas Reimann (42, SG) bereits seit 2007.
Die meisten Kantonalparteien verzichten weiterhin auf eine Amtszeitbeschränkung für ihre Abgesandten – oder heben sie für die Altverdienten kurz vor den Wahlen auf.
Von den 246 Politikerinnen und Politikern der Bundesversammlung haben dennoch gerade einmal 15 mindestens vier vollständige Legislaturperioden hinter sich. Das zeigt: Grundsätzlich gelingt es den Parteien, ihre Mandatsträgerinnen und Mandatsträger regelmässig zu verjüngen.