Darum gehts
- Schiedsrichter werden angefeindet, Bundesbern will besseren Schutz prüfen
- Sportverbände ergreifen bereits Massnahmen wie Bodycams zur Abschreckung
- 29 Parlamentarier fordern Verschärfung des Gesetzes und strengere Strafen
Der Fall schlug hohe Wellen. 4:2 siegten die C-Junioren des SC Schöftland AG Ende Mai gegen den FC Villmergen. Zu viel für einen verärgerten Spielervater: Nach der Niederlage verpasste der Prügel-Papi dem Schiedsrichter einen linken Haken. Noch ist unklar, welche Konsequenzen der unsportliche Vorfall hat.
Das ist kein Einzelfall. «Wochenende für Wochenende sind Schiedsrichter auf Sportplätzen und in Turnhallen unseres Landes Anfeindungen ausgesetzt», beklagt SVP-Nationalrat Lukas Reimann (42). Zwar unternehmen die Sportverbände einiges, um ihre Schiedsrichter zu schützen. So versuche etwa Swiss Olympic mit der Aktion «Week of the Referee», den Respekt zu stärken. Und teilweise seien zur Abschreckung bereits Bodycams im Einsatz.
Ausmass sei «nicht hinnehmbar»
Das alles scheint jedoch nicht zu reichen, weshalb sich nun Bundesbern einschaltet. Mit gleich 29 Mitstreitern aus allen Parteien fordert Reimann den Bundesrat auf, die Schraube anzuziehen und die nötigen gesetzlichen Massnahmen zu prüfen, um Schiedsrichter gerade auch gegen physische Übergriffe besser zu schützen.
Das Problem aber sind nicht nur eskalierende Spieler oder Zuschauer. Eine weitere Schwierigkeit soll fehlender Rückhalt durch regionale Fussballverbände sein. So verweist Reimann auf das «St. Galler Tagblatt», wo Schiedsrichter berichten, dass nach solchen Vorfällen etwa von Spielerseite Druck auf sie ausgeübt werde, keine Anzeige gegen fehlbare Personen zu erstatten.
Das belaste nicht nur die Direktbetroffenen in «nicht hinnehmbarem Ausmass», findet Reimann. Es gefährde auch die ohnehin schon knappen Bestände an Schiedsrichtern in den Sportverbänden.
Fehlbare sollen ausgeschlossen werden
Geht es nach den Parlamentariern von links bis rechts, soll der Bundesrat vor allem das Gesetz verschärfen. Die Vorstellungen reichen von der Einordnung als Offizialdelikt, bei dem eine Strafanzeige gar nicht mehr nötig ist, bis zum Lizenzentzug fehlbarer Spieler.
Es sei jedoch auch zu prüfen, ob die Vereine stärker in die Pflicht genommen werden können, wenn sich ein Übergriff klar ihrem Umfeld zuordnen lässt. Vorstellbar seien etwa Meldepflichten mit Sanktionen wie Ligaausschluss im Unterlassungsfall. «Die Strafen müssen spürbar sein», findet SVP-Nationalrat Reimann, «sonst ändert sich nichts.»