Österreich gewinnt den ESC 2025
0:12
Song «Wasted Love»:Österreich gewinnt den ESC 2025

Pele Loriano triumphierte mit Nemo und JJ
Er hat die ESC-Siegesformel gefunden

Pele Loriano, musikalischer Leiter der Schweizer ESC-Delegation, feiert einen weiteren Triumph. Nach Nemos Sieg im letzten Jahr verhalf er nun dem Österreicher JJ zum ESC-Erfolg. Loriano arbeitet für mehrere Nationen und sucht stets nach Künstlern mit ESC-Potenzial.
Publiziert: 19.05.2025 um 00:31 Uhr
|
Aktualisiert: 19.05.2025 um 14:17 Uhr
1/8
Der Schweizer Musiker Pele Loriano sucht Talente für den ESC. Damit brachte er sowohl Nemo, als auch den Österreicher JJ zum Sieg.
Foto: STEFAN BOHRER

Darum gehts

  • Pele Loriano ist musikalischer Leiter der Schweizer ESC-Delegation seit 2015
  • Er arbeitet auch für andere Nationen und entdeckt Talente für den ESC
  • Seit 2019 gibt es keinen Schweizer Vorentscheid mehr für den ESC
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_1114 (1).JPG
Michel ImhofTeamlead People

Letztes Jahr gewann er mit Nemo (25) den Eurovision Song Contest, dieses Jahr triumphierte er mit dem Österreicher JJ (24): Pele Loriano ist seit 2015 musikalischer Leiter der Schweizer ESC-Delegation und arbeitet auch für andere Nationen. «Jetzt muss ich mir das Papierboot von JJ tätowieren lassen. Das war eine Abmachung, falls wir mit Österreich gewinnen», sagt er beim Interviewtermin mit Blick.

Blick: Wie kommts, dass Sie als Schweizer auch für die Österreicher aktiv sind?
Pele Loriano: Ich trage verschiedene Hüte in verschiedenen Nationen. Für den ORF mache ich dasselbe wie für SRF und auch für die maltesische und armenische Delegation war ich aktiv. Ich suche Künstler, die Potenzial für den ESC haben.

Wie kamen Sie auf JJ?
Er war 2021 Teil von «Starmania» und der ORF wollte schon länger einen Beitrag mit Opern-Fokus realisieren. Vor einem Jahr hat JJ dann gemeinsam mit Teya, einer Künstlerin und Songwriterin, die wir managen, den Titel «Wasted Love» geschrieben und ich half, das Ganze fertig zu produzieren und auf ESC-Level zu bringen.

Wie haben Sie auf den Titel reagiert?
Er hat mich weggeblasen. Ich war beim ersten Anhören der Demo noch im Bett. Aber mir war sofort klar, dass das Lied Top-5-Potenzial hat.

Nur Top 5? Nicht für den Sieg?
Das realisierte ich dann, als wir den Beitrag veröffentlichten und wir in den Wettquoten weit nach oben gestiegen sind.

Sie entdeckten JJ 2021, erst vier Jahre später trat er beim ESC an. Warum diese lange Zeitspanne?
Das ist noch oft so. Bei Nemo habe ich auch drei bis vier Jahre gekämpft, um Nemo ins Songwriting-Camp zu bekommen. Es braucht manchmal Geduld, bis der Zeitpunkt stimmt. Und das heisst nicht, dass man die Künstler vergessen hat. Ich habe meine Listen im Hinterkopf.

Sie sassen am Samstag im ESC-Finale mit JJ im Green Room. Wie haben Sie den Abend erlebt?
Es war wie im Film. Ich dachte mir, jetzt bin ich schon wieder in so einem surrealen Moment mit unwirklichen und krassen Emotionen.

JJ singt nochmal den Siegersong
0:12
«Wasted Love»:JJ singt nochmal den Siegersong

Zoë Më holte den zweiten Platz im Jury-Voting, null Punkte beim Publikum. Hat sich das schon beim Auswahlverfahren abgezeichnet?
Nein, diese krasse Diskrepanz hätte ich so nicht erwartet. Klar wusste ich, dass der Song wohl eher bei den Jurys punkten wird, weil er auch kein Halligalli-Titel ist. Mitglieder der österreichischen Delegation erinnerten mich daran, dass sie im Jahr nach dem Sieg von Conchita Wurst auch keine Stimmen vom Publikum bekamen. Vielleicht ruft man weniger für den Vorjahressieger an. Und am Schluss ist das ESC-Game auch, dass man nur Punkte bekommt, wenn man unter den besten 10 Beiträgen ist. Platz 11 im Televoting tönt ja gut, gibt aber keine Punkte.

Wer brachte Sie zum ESC?
Das war Michael von der Heide. Er wollte einen Titel für den ESC schreiben, mal unabhängig davon, ob er ihn singt. Und am Ende entstand «Il pleut de l'or», mit dem er 2010 in Oslo auf der Bühne stand. Und ich war dabei auch Backgroundsänger.

Stimmt es, dass Sie damals nicht viel vom ESC hielten?
Ich habe ihn natürlich immer wieder verfolgt. Da gab es diese Phase, in der der ESC etwas klamaukmässig wurde. Als ich dann selbst vor Ort war, entfachte das ein Feuer in mir. Da merkte ich, wie toll diese Show ist. 2014 bekam ich dann ein erstes Mandat von SRF, 2015 wurde ich musikalischer Leiter.

2015, damals schien die Heimfahrt nach dem Halbfinal für die Schweiz jeweils schon fast gesetzt.
Es hat viel Zeit gebraucht, um uns wieder zum Erfolg zu führen. Seit 2019 weht ein anderer Wind, weil wir unsere Herangehensweise an die Beitragssuche verändert haben. Einen Radiosong zu haben, genügt nicht. Wir haben ein Songwriting-Camp aufgesetzt, bei dem wir mit Musikschaffenden aus Ländern wie Schweden und Kanada zusammengearbeitet haben. Anfangs war es aber schwierig, Schweizer für das Camp zu gewinnen. Bei Gjon's Tears habe ich beispielsweise erst verschwiegen, dass wir Songs für den ESC schreiben werden.

Persönlich: Pele Loriano

Pele Loriano ist ein Schweizer Musikkomponist und -Produzent. Er arbeitete mit Namen wie Sina (58), Trauffer (45) und Span zusammen. Seit 2010 ist er regelmässig am ESC dabei, seit 2015 in der Funktion als musikalischer Leiter der Schweizer ESC-Delegation. Beim ESC 2025 in Basel war er zudem Music Director und komponierte damit das Show-Intro und die Flaggenparade.

Pele Loriano schrieb Musik mit Schweizer Musikgrössen wie Sina, Trauffer und Span.
STEFAN BOHRER

Pele Loriano ist ein Schweizer Musikkomponist und -Produzent. Er arbeitete mit Namen wie Sina (58), Trauffer (45) und Span zusammen. Seit 2010 ist er regelmässig am ESC dabei, seit 2015 in der Funktion als musikalischer Leiter der Schweizer ESC-Delegation. Beim ESC 2025 in Basel war er zudem Music Director und komponierte damit das Show-Intro und die Flaggenparade.

Seit 2019 gibt es auch keinen Schweizer Vorentscheid mehr.
Das half mir, dass auch bekanntere Namen am Schweizer ESC-Beitrag mitarbeiten wollen, weil geheim bleibt, wer sich beworben hat und nicht genommen wurde. Und bei einem Vorentscheid deckt man am Ende den Geschmack des Schweizer TV-Publikums ab, weiss aber nicht, wie der Titel international ankommt. Aber mein Ziel ist schon, dass wir irgendwann einen Vorentscheid im Stil der skandinavischen Länder realisieren können.

Was fasziniert Sie am ESC?
Der ESC ist wie die Olympischen Spiele der Musik. In den drei Minuten auf der Bühne muss alles sitzen. Das finde ich total faszinierend. Und ich finde schön, dass alles am ESC Platz hat. Egal welcher Musikstil.

Wie geht es für Sie jetzt weiter? Holen wir den ESC wieder von Österreich zurück in die Schweiz?
Für mich geht es tatsächlich direkt weiter. Wir organisieren schon das nächste Songwriting-Camp für den ESC und sind auf der Suche für die nächste Person, die die Schweiz vertritt. Es reicht dabei nicht, dass man Talent hat und bei einer Agentur unter Vertrag steht. Man muss auch den visuellen Aspekt und soziale Medien verstehen. Das richtige Talent zu finden, ist nicht einfach. Wir sind nicht ein riesiges Land mit Tausenden Optionen.

Wann finden Sie Zeit für Entspannung?
Mitte Juni habe ich Ferien, dann fahre ich weg.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?