Darum gehts
- Der Film «Konklave» läuft, während Papst Franziskus stirbt
- Kardinäle leben in absoluter Isolation ohne Tageslicht und Handys
- Zwei Stunden Film zeigen Abläufe vom Tod des alten bis zur Wahl des neuen Papstes
War dieser Film eine Verheissung? Wohl kaum. Dass Papst Franziskus am Ostermontag stirbt, während der Film «Konklave» aber zeitgleich noch in vielen Kinos und bei Streamingdiensten läuft, ist aber schon etwas unheimlich. Der Film des Schweizer Regisseurs Edward Berger (55) stellt in zwei Stunden dar, was während der Wahl des höchsten katholischen Geistlichen passiert – vom Tod des alten bis zur Wahl des neuen Papstes. Intrigen und Skandale inklusive. Die Zuschauer werden Zeugen eines der wohl exklusivsten Treffen überhaupt. Das Kopfkino läuft: Geht es ab nächstem Mittwoch auch beim echten Konklave so zu und her, wie Hollywood suggeriert? Stimmen die Abläufe, tragen die Geistlichen die korrekten Gewänder? Blick hat den Realitäts-Check gemacht.
Kontakte zur Aussenwelt? Fehlanzeige
Generell sind sich Kritikerinnen und Kritiker einig: «Konklave» bewegt sich sehr nahe an der Realität. Ein Handlungsstrang entspricht aber so gar nicht der Wirklichkeit. Im Film schickt Kardinal Thomas Lawrence, der dem Konklave vorsteht, seinen Sekretär quasi auf Spurensuche in der Aussenwelt – weil er einige andere Kardinäle verdächtigt, ein unlauteres Spiel zu spielen. Bloss: In Wirklichkeit ist während des Konklaves jeglicher Kontakt zur Aussenwelt strengstens verboten, es droht der Ausschluss aus der Kirche.
Die Rolle des Kardinaldekans
Als Kardinaldekan Thomas Lawrence muss Hollywood-Star Ralph Fiennes (62) das Konklave organisieren und für Recht und Ordnung sorgen. Im Film bestätigt er den Tod des Pontifex, während diese Aufgabe in Realität dem Camerlengo (dem Kämmerer) zukommt. Was allerdings stimmt: Der Kardinaldekan zerstört traditionell den Fischerring des Papstes.
Pischis, Samt und Seide
Die prächtigen Gewänder der Kardinäle tragen zur Bildgewalt in «Konklave» bei. Dazu gehören auch die sogenannten Pileoli, die Scheitelkäppchen. Während Regisseur Berger sie im Film aus Samt hält, ist die Kopfbedeckung in echt aus Seide. Ausserdem wird der tote Papst zu Beginn im Pischi aufgebahrt – in echt wohl kaum.
Das Leben in Abgeschiedenheit
Was die äusseren Umstände der Papst-Wahl angeht, hat Regisseur Berger nicht allzu tief in die Trickkiste gegriffen. Die Kardinäle leben während des Konklaves in absoluter Isolation im Gästehaus Santa Marta. Handys müssen sie abgeben, Tageslicht sehen sie keines.
Der grosse Unbekannte
Im filmischen Konklave wird Kardinal Vincent Benitez eine besonders wichtige Rolle zuteil – er taucht urplötzlich in der Runde auf, weil er bereits zuvor im Geheimen vom Papst zum Kardinal ernannt wurde, damit er in Ländern mit katholischer Minderheit wirken kann. Auch in Realität existiert dieser Ablauf, er wird «in pectore» genannt. Allerdings verlangt das Kirchenrecht die Öffentlichmachung des Kardinal-Namens, beispielsweise im letzten Willen des verstorbenen Papstes. Im Film legt Benitez lediglich eine Ernennungsurkunde vor, die in Wirklichkeit wohl nicht zur Teilnahme am Konklave reichen würde.