Darum gehts
- Trump und Selenski trafen sich an Papst-Beerdigung. Gespräch war produktiv
- Selenski drängte Trump zu härterem Vorgehen gegen Putin
- Nach 15-minütigem Gespräch unterzeichneten USA und Ukraine Mineralien-Deal
Es waren nur 15 Minuten, doch diese Viertelstunde könnte den Abschluss des Mineralien-Deals zwischen der Ukraine und den USA entscheidend mitgeprägt haben. An der Papst-Beerdigung am 26. April trafen US-Präsident Donald Trump (78) und sein Amtskollege Wolodimir Selenski (47) aufeinander. Beide Seiten liessen verlauten, dass das Gespräch «produktiv» verlaufen sei. Der genaue Inhalt des Gespräches blieb jedoch vorerst geheim.
Nach Abschluss des Rohstoff-Deals werden nun immer mehr Details über besagtes Gespräch bekannt: So soll Selenski Trump zu einer härteren Gangart gegenüber Kreml-Chef Wladimir Putin gedrängt haben. Zudem habe Selenski die USA dazu aufgefordert, einen Waffenstillstand zu priorisieren, berichten zwei informierte Quellen dem US-Portal Axios.
Doch wie kam es überhaupt zu der kurzfristig herbeigeführten Sitzung? Selenski habe vor der Beerdigung von Papst Franziskus «Signale» erhalten, dass Trump zu einem Treffen bereit sei. Bei Selenskis Umfeld sorgte dies für Nervosität. Seine Berater seien nicht sicher gewesen, ob ein Gespräch das Richtige sei, berichten die Quellen. Schliesslich hallen immer noch die Erinnerungen an den Eklat im Oval Office nach, bei dem ein Verhandlungstermin in einem diplomatischen Eklat endete.
Löste Selenski bei Trump ein Umdenken aus?
Im Vorfeld der Beisetzung wurde deshalb nichts vorbereitet. Die beiden Männer trafen sich mehr oder weniger spontan, fanden ein Plätzchen im Petersdom und nahmen auf zwei hastig bereitgestellten Stühlen Platz.
«Selenski glaubte, ihm sei es zum ersten Mal gelungen, Trump zum Umdenken in Bezug auf Putin zu bewegen», heisst es in dem Bericht. «Selenski sagte Trump, dass Putin nicht einlenken würde, wenn Trump nicht mehr Druck ausübe.» Dieser habe geantwortet, dass er möglicherweise seinen Ansatz gegenüber Putin ändern müsse.
Tatsächlich unternahm der Republikaner später eine Kehrtwende und veröffentlichte eine Stellungnahme. «Es gibt mir zu denken, dass er (Putin) den Krieg vielleicht gar nicht beenden will und mich an der Nase herumführt», postete Trump auf Truth Social. Selenski habe Trump auch dazu aufgefordert, zu seinem ursprünglichen Vorschlag, einen Waffenstillstand ohne Bedingungen als Ausgangspunkt für Friedensgespräche anzustreben, zurückzukehren. Trump habe dem zugestimmt, berichtet eine Quelle.
«Russland ist grösser und stärker»
Am Mittwoch unterzeichneten die beiden Partner schliesslich nach monatelangen Verhandlungen einen Rohstoff-Deal rund um die Seltenen Erden. Dabei wird ein gemeinsamer Fonds eingerichtet, der den Wiederaufbau der Ukraine unterstützen soll. Der Fonds wird mit Einnahmen aus neuen Lizenzen «für Projekte in den Bereichen kritische Materialien sowie Öl und Gas» gefüllt, sagte die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrjdenko am X. Das Aufeinandertreffen von Trump und Selenski dürfte diesbezüglich eine zentrale Rolle gespielt haben.
Im Rahmen einer Veranstaltung verriet Trump am Mittwochabend seinerseits, welche Botschaft er für Selenski parat hatte: «Ich habe ihm gesagt, dass es sehr gut ist, wenn man einen Vertrag, den man lange ausgehandelt hat, auch unterschreibt. Russland ist viel grösser und viel stärker.»