Christoph Lenz
Strahm schlug Alarm – und die Schweiz ist aufgeschreckt. Im Blick.ch-Interview bezeichnete der ehemalige Preisüberwachers und SP-Politiker die grosse Sozialhilfeabhängigkeit von Flüchtlingen als «tickende Zeitbombe». Mit seiner Forderung nach Jobs für zehntausende Migranten löste er gestern kontroverse Reaktionen aus (Link).
Doch wie gross ist das Job-Problem tatsächlich? In welchen Kantonen macht man vorwärts mit der Flüchtlingsintegration? Welche Nationalitäten fassen besonders schnell Fuss? Blick.ch beantwortet die wichtigsten Fragen.
- 54107 Personen mit Flüchtlingsstatus oder vorläufiger Aufnahme befinden sich derzeit in der Schweiz. Doch von 35280 Erwerbsfähigen gehen nur 9194 Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene einer Arbeit nach.
- Wie gross die Job-Lücke bei der Flüchtlingsintegration ist, zeigt folgender Vergleich: Seit Januar 2015 kamen rund 40 000 Asylsuchende in die Schweiz. Im selben Zeitraum haben nur 955 zusätzliche Asylpersonen einen Job gefunden.
- Dabei sagen Asyl-Experten übereinstimmend, dass der Wunsch zu arbeiten, bei sehr vielen Flüchtlingen vorhanden ist. Die tiefe Beschäftigung ist also vorab durch mangelnde Job-Angebote oder unzureichende Qualifikationen der Migranten begründet.
- Weit fortgeschritten ist die Arbeitsintegration von Migranten in der Zentralschweiz und in Graubünden. Hier arbeiten teils über die Hälfte aller vorläufig Aufgenommenen.
- Zugleich geht ein Job-Röstigraben durchs Land: Die lateinischen Kantone weisen klar unterdurchschnittliche Erwerbsquoten für Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene auf. Besonders schlimm ist die Situation in Genf. Dort hat nur jeder zehnte erwerbsfähige Migrant einen Job.
- Die Arbeitsintegration verläuft in der Schweiz sehr zäh. Nach zwei Jahren in der Schweiz hat nur gut jeder zehnte Flüchtling und vorläufig Aufgenommene eine Arbeit. Und nach sieben Jahren in der Schweiz liegt die Quote der Erwerbstätigen erst bei rund 45 Prozent (siehe Grafik).
- Relativ schnell fassen Personen aus Sri Lanka Fuss im Arbeitsmarkt: Nach 6 Jahren in der Schweiz haben drei von fünf Erwerbsfähigen einen Job. Auch Personen aus China und Syrien erweisen sich bislang als relativ leicht integrierbar.
- Tief ist die Job-Quote hingegen bei Personen aus dem Irak und aus Eritrea. Nach 6 Jahren in der Schweiz haben nur rund drei von zehn erwerbsfähigen Eritreern eine Arbeit.
- Besonders schwierig ist die Job-Situation für Personen, die noch auf einen Asylentscheid warten. Auch, weil bei ihnen die rechtlichen Hürden für die Annahme eines Jobs am höchsten sind. Das spiegelt sich in der Erwerbsquote wieder. Von 25 803 Asylsuchenden im erwerbsfähigen Alter hatten im Januar nur gerade 290 eine Arbeit. Das sind sogar 102 Personen weniger als noch vor einem Jahr.
- Bei der Arbeitsintegration von Asylsuchenden machen vorab die Kantone Zürich und Aargau eine schlechte Figur. Von 3741 erwerbsfähigen Asylsuchenden im Kanton Zürich gehen nur gerade 4 einer Arbeit nach. Absoluter Minusrekord unter den grossen Kantonen! Ähnlich finster sind die Zahlen im Aargau: Von 2175 erwerbsfähigen Asylsuchenden hatten Ende Januar nur 5 einen Job. Zum Vergleich: Beim Musterknaben Graubünden haben 47 Asylsuchende eine Arbeit.
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