Das ging schnell! Gestern deckte BLICK auf, wie Ephrem Bucher (73), ehemaliger Chef der Schweizer Kapuziner, jahrelang das Treiben seines Ordensbruders Pater Joël (76) gedeckt hat. Dieser gibt selber zu, mindestens 40 Kinder missbraucht zu haben. Heute gab Bucher seinen sofortigen Rücktritt aus dem Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» bekannt.
Ins Rollen gebracht hat die Affäre der Freiburger Daniel Pittet, ein Opfer des Pädo-Priesters, mit einem soeben veröffentlichten Buch. Darin beschreibt er die Missbräuche, die Pater Joël über einen Zeitraum von vier Jahren an ihm begangen hat. Strafrechtlich kam Pater Joël stets ungeschoren davon. Entweder waren seine Delikte verjährt, oder es setzte nur eine bedingte Gefängnisstrafe ab. Jedes Mal, wenn an einem Wirkungsort des Pädo-Priesters sein Treiben ruchbar wurde, versetzte ihn der Kapuzinerorden an einen andern Ort.
«Man hätte der Angelegenheit genauer nachgehen sollen, statt ihn einfach zu versetzen», sagte Ephrem Bucher mit später Reue, als ihn BLICK diese Woche besuchte. «Ich hätte den Fall den Behörden melden müssen.»
Ernennung bereut
Trotz seines Versagens im Umgang mit einem Pädophilen, den er nebenbei seit Jugendjahren kannte, wurde Bucher kürzlich ins Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» berufen. Er selber sah darin kein Problem.
Anders der Präsident der Bischofskonferenz, Charles Morerod: Zum Zeitpunkt der Ernennung sei man sich «nicht bewusst gewesen, wie weit Ephrem Bucher an der lückenhaften Aufarbeitung des Falls von Pater Joël beteiligt gewesen sein».
Der Druck auf Bucher, der heute das Kapuzinerkloster in Mels SG leitet, ist nun offenbar zu gross gewesen: Er tritt per sofort aus der Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz aus. Die Kirche hat die entsprechenden BLICK-Informationen heute Abend bestätigt.