Die Beweise stammen aus dem Gebirgszug der Grandes Jorasses, der zum Mont-Blanc-Massiv gehört. Unterhalb der Grandes Jorasses wurden bislang nur vereinzelt Erdbeben registriert, wie der Schweizerische Erdbebendienst (SED) am Mittwoch mitteilte. Seit Herbst 2015 ist dort jedoch eine deutlich ausgeprägte und anhaltende Erdbebensequenz aktiv.
Insgesamt sei die Erdbebengefährdung seit 2015 zehnmal höher ist als zuvor, schrieben die Forschenden. Auffällig dabei sei, dass die Erdbeben einem klaren saisonalen Muster folgen und besonders häufig im Herbst auftreten. In der kalten Jahreszeit von Herbst bis Frühling sei die kurzzeitige Erdbebengefährdung, also die Gefahr, dass in den nächsten 24 Stunden ein Erdbeben der Magnitude 3 oder grösser auftritt, seit 2015 um das bis zu 10'000-Fache angestiegen.
Forschende des SED an der ETH Zürich, des Bureau de Recherches Géologiques et Minières (BRGM) in Montpellier (F) und des Instituts des Sciences de la Terre (Isterre) in Grenoble (F) sind in ihrer neuen Studie diesem Phänomen nachgegangen. Das Resultat: Schuld ist der Klimawandel.
Hitzewellen in diesen Regionen lassen den Permafrost auftauen und beschleunigen die Gletscherschmelze. Infolgedessen nehmen Felsstürze zu. Dadurch verändern sich die Wege, durch die das Schmelzwasser versickert – was den Porenwasserdruck bis in tiefe Gesteinsformationen beeinflusst und die Spannungsverhältnisse im Untergrund verändert.
Ausdruck dieser Prozesse ist laut dem Erdbebendienst eine erhöhte Erdbebenaktivität in Regionen, in denen bisher keine Erdbeben beobachtet wurden.