Darum gehts
- Schweizer Bademode-Labels setzen auf Nachhaltigkeit und ethische Produktion
- Recycelte Materialien wie alte Fischernetze und PET-Flaschen werden verwendet
- Volans produziert unter fairen Bedingungen in Kroatien, die Firma Neumühle im Tessin
Schon als Teenager trug Ivon Blazevic Bikinis, die sonst niemand hatte: Es waren Einzelstücke, die ihre Mutter aus Stoffresten eigenhändig genäht hatte. Dieses Handwerk beherrscht sie, weil sie früher als Schnittmacherin in einer Bademodefirma tätig war. «Diese Leidenschaft hat uns beide nie losgelassen», erklärt Ivon Blazevic gegenüber Blick.
Heute sind Mutter und Tochter Inhaberinnen des eigenen Bademode-Labels Volans. Mit der Gründung des Geschäfts 2018 erfüllte sich Blazevic den Wunsch, nach Jahren in der Beautybranche etwas Eigenes mit Substanz zu schaffen. Damit konnte sie die jahrzehntelange Erfahrung in der Modebranche mit einer klaren Vision verbinden: hochwertige, elegante Bademode zu entwerfen, die unter ethischen Bedingungen in Europa produziert wird.
Gegen den Strom schwimmen
Nachhaltigkeit bedeutet für Mutter und Tochter, bewusst zu gestalten, verantwortungsvoll zu produzieren und langlebige Qualität zu bieten. Die Stoffe werden nach den strengen Kriterien des Zertifikats Product Environmental Footprint hergestellt. Die Badekleider entstehen unter fairen Bedingungen in Kroatien – in einer familiengeführten Näh-Manufaktur. Zudem verzichtet das Label konsequent auf Transporte per Flugzeug.
Ivon und Mira Blazevic sind nicht die einzigen Produzenten aus der Schweiz, die statt auf schnelle Trends auf traditionelles Handwerk und nachhaltige Stoffe setzen. Immer mehr Bademodelabels schwimmen gegen den Strom und erfüllen den Kundenwunsch nach Bikinis, Badeshorts und Einteilern aus langlebigen und nachhaltig gefertigten Materialien.
Aus alten Fischernetzen
Der Bereich Swimwear bietet sich besonders dafür an. Die Modeindustrie als Ganzes verursacht rund 10 Prozent der globalen CO₂-Emissionen, aber bei Bademode werden oft zusätzlich konventionelle Kunststoffe verarbeitet. Einen anderen Weg gehen Marken wie beispielsweise das Swissmade-Badelabel Neumühle, das unter fairen Bedingungen im Tessin produziert.
Die Stoffe bestehen aus einem regenerierten Nylon aus alten Fischernetzen und Nylonresten. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft bietet das Label während fünf Jahren ausserdem eine kostenlose Reparatur an, was die Kunden gemäss Neumühle-Gründer Andreas Fehr sehr zu schätzen wissen. Für ihn war klar: «Wenn wir Swimwear machen, dann radikal, lokal, durchdacht im Design und mit einem zirkulären Ansatz.»
Aus der Limmat gefischt
Zu 100 Prozent aus einem Garn aus recyceltem Plastik vom Land und aus dem Meer stammen die klassischen Shorts der Schweizer Marke Teal. Die Teile können am Strand, zum Baden oder Surfen getragen werden. Das Recycling-Garn stammt von der Initiative Seaqual, die mit Hilfe von Freiwilligen und Fischern vor der europäischen Mittelmeer- und Atlantikküste Müll aus dem Meer und vom Meeresboden holt und in Spanien zu Garn verarbeitet.
Auch die Badekleider und Bikinis vom Zürcher Bademode-Start-up Round Rivers bestehen aus einem Rohstoff, der früher zu etwas anderem diente. Die komplett CO₂-neutral produzierten Badetextilien werden aus einem Garn aus ehemaligen PET-Flaschen aus der Limmat gefertigt. Die Geschichte dahinter ist so gut, dass sie auch erfunden sein könnte. Die Idee ist Peter Hornung, dem Gründer von Round Rivers, spontan gekommen, wie er gegenüber Blick erklärt: «Ich war als Architekt nach einer Schlüsselabgabe so euphorisch, dass ich zur Abkühlung in die Limmat sprang.»
Transparente Wertschöpfungskette
Beim Auftauchen entdeckte er im Wasser zwei PET-Flaschen. Als er aus dem Wasser stieg und seine Badehose betrachtete, habe es «Klick» gemacht. «Meine Badehose bestand aus Polyester – und PET ist im Grunde nichts anderes. Die Vorstellung, aus Flussplastik Bademode zu kreieren, packte mich so sehr, dass ich mich seither voller Leidenschaft diesem Projekt widme», erzählt Peter Hornung. Weil er genau weiss, woher der Rohstoff stammt, ist die Wertschöpfungskette damit vollständig transparent. Zudem ist der Produktionsradius von der PET-Flasche zum fertigen Produkt mit 140 Kilometer klein.
Es gibt also Alternativen zu Bademode, die oft in fernen Ländern aus herkömmlichen Materialien genäht und in die Schweiz geschifft oder geflogen werden. Angesichts der grossen Auswahl an klassisch geschnittenen Bikinis, Einteilern und Shorts besteht höchstens die Gefahr, in einen Kaufrausch zu verfallen. Der wäre wiederum auch nicht besonders nachhaltig.