Schlafen wie ein Profi
«Sleep Maxxing» wird zur neuen Selbstoptimierungs-Challenge

Tiktok hat einen neuen Trend: Sleep Maxxing. Gemeint ist damit nicht bloss «gut schlafen», sondern das volle Programm – mit Supplements, Mund-Taping, Rotlichtlampen und Schlafritualen, die teils an Biohacking erinnern. Doch was davon lohnt sich wirklich?
Publiziert: 02.07.2025 um 14:43 Uhr
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Sleep-Maxxing ist der neue Trend auf Tiktok. Doch was steckt wirklich dahinter?
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Darum gehts

  • Sleep Maxxing: Tiktok-Trend zur Schlafoptimierung für mehr Energie und bessere Gesundheit
  • Kühle, dunkle Schlafumgebung und bildschirmfreie Zeit vor dem Einschlafen empfohlen
  • Ideale Schlafzimmertemperatur liegt zwischen 16 und 18 Grad Celsius
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gunda BosselSEO Redaktorin

Sleep Maxxing ist das neue Fitness. Während früher vor allem Ernährung und Sport im Zentrum standen, rückt bei der jüngeren Generation – besonders auf Tiktok – nun der Schlaf ins Rampenlicht. Die Idee: Wer richtig schläft, ist wacher, schöner, gesünder und produktiver.

Anhänger dieses Trends bauen abends aufwendige Routinen auf, investieren in spezielle Produkte und richten sogar ihr Schlafzimmer nach bestimmten Regeln ein. Ihr Ziel: den Schlaf maximal optimieren – wie ein Profi-Athlet sein Training.

So sieht ein typischer Sleep-Maxxing-Abend aus:

1

Magische Mocktails und Supplements

Der «Sleepy Girl Mocktail» – ein Mix aus Magnesium, Mineralwasser und Kirschsaft – gilt auf Tiktok als Schlaf-Wundermittel. Auch andere Drinks mit Gaba, Melatonin oder Ashwagandha sind beliebt. Viele schwören auf Magnesiumglycinat – angeblich beruhigend und schlaffördernd.

Die Kirschen im «Sleepy Girl Mocktail» – ein Mix aus Magnesium, Mineralwasser und Kirschsaft – gelten als schlaffördernd.
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2

Mund-Taping und Nasenpflaster

Ein umstrittener Teil: Vor dem Schlafen wird der Mund mit Tape zugeklebt, um das Atmen durch die Nase zu fördern. Kombiniert wird das oft mit Nasenpflastern oder sogenannten «Breath Strips».

3

Blaulichtbrille und Rotlicht

Schon ab 20 Uhr tragen viele Blaulichtfilter-Brillen, um die Melatoninproduktion nicht zu stören. Kurz vor dem Zubettgehen kommt bei manchen sogar eine Rotlichtlampe zum Einsatz – sie soll den natürlichen Tagesrhythmus unterstützen.

4

Hightech-Optimierung

White-Noise-Geräte, Luftreiniger, Schlafmasken mit Kühlfunktion, Bettdecken mit Gewicht, Schlaf-Tracking-Uhren oder smarte Matratzen – der Trend kennt keine Grenzen, wenn es um Tools geht.

Zeit zum Schlafengehen oder erst noch ein Workout? Trackinguhren wissen es oft besser als wir selber.
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5

Das perfekte Schlafzimmer

Schlafzimmer werden wie Höhlen eingerichtet: kühl (idealerweise 16–18 °C), komplett dunkel, ohne elektronische Geräte. Lavendelduft, beruhigende Musik oder binaurale Beats begleiten das Einschlafen.


Was davon bringt wirklich etwas – und was ist übertrieben?

Sleep Maxxing zeigt, wie sehr junge Menschen heute Wert auf Regeneration legen. Viele der Rituale basieren tatsächlich auf bewährten Prinzipien – aber nicht alles ist sinnvoll oder ungefährlich. Ein Überblick:

Sinnvoll und alltagstauglich:

Regelmässiger Schlafrhythmus: Der Körper liebt Routine. Jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit schlafen zu gehen und aufzustehen ist einer der wirksamsten Tricks für besseren Schlaf.

Bildschirmfreie Zeit vor dem Schlafen: Blaulicht stört die Melatoninproduktion. Wer 30–60 Minuten vor dem Zubettgehen Handy und Laptop meidet oder eine Blaulichtbrille trägt, tut seinem Schlaf definitiv etwas Gutes.

Abends offline zu gehen und lieber ein Buch zu lesen, fördert guten Schlaf.
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Magnesium (bei Mangel): Besonders Magnesiumglycinat gilt als schlaffördernd. Wichtig: Nur sinnvoll bei nachgewiesenem Mangel – zu viel kann zu Verdauungsproblemen führen.

Kühle, dunkle Räume: Die Wissenschaft ist klar: Wir schlafen besser, wenn es kühl (ca. 17 Grad) und wirklich dunkel ist. Verdunkelungsvorhänge oder eine Schlafmaske können helfen. Wie du auch an heissen Tagen cool schlafen kannst, zeigen wir hier.

Beruhigende Abendroutinen: Ein Lavendelbad, ein Buch, sanfte Musik: Rituale helfen dem Körper, runterzufahren – ohne App oder Technik.

Übertrieben oder riskant:

Mund-Taping: Zwar soll es die Nasenatmung fördern – doch Schlafmediziner warnen: Wer Schnarchen, Allergien oder Atemprobleme hat, riskiert ernsthafte Beschwerden und sollte solche Probleme ärztlich abklären lassen.

Zu viele Supplements auf einmal: Melatonin, Ashwagandha, Gaba, Magnesium, CBD – wer alles kombiniert, kann den Körper eher verwirren als beruhigen. Vor allem: Nicht jede Substanz wirkt bei jedem gleich.

Schlaf als Leistungssport: Sleeptracking mit Ring, App und Smartwatch kann stressen – besonders, wenn man plötzlich «schlecht geschlafen hat», nur weil die App das behauptet. Zu viel Kontrolle kann kontraproduktiv sein.

Wer weniger will, schläft oft besser

Sleep Maxxing zeigt: Guter Schlaf wird endlich ernst genommen – das ist positiv. Doch wie so oft im Internet wird aus einem gesunden Ansatz schnell ein übersteigerter Lifestyle. Wer wirklich besser schlafen will, braucht zum Glück keine 10 Produkte – sondern ein paar einfache Gewohnheiten. So sollte man abends etwa zur gleichen Zeit ins Bett gehen, das Handy vor dem Einschlafen weglegen, das Schlafzimmer kühl und dunkel bewahren und sich ein schönes Abendritual schaffen, das von der Reizüberflutung des Tages ablenkt. 

Generell gilt: Tiktok-Hypes sind zumeist ohne medizinische Grundlage. Und nicht alles, was online trendet, ist wissenschaftlich fundiert. Manche Tipps sind reines Placebo – oder schlicht Marketing.

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