Darum gehts
- Blick schreibt Bald-Botschafterin Callista Gingrich einen offenen Brief
- Die Schweiz-Amerikanerin soll Trump von seinem gefährlichen Schweiz-Kurs abbringen
- Sie spielt gerne Golf und hat einen mächtigen Ehemann: Newt Gingrich, den ehemaligen Sprecher des Repräsentantenhauses
Sehr geehrte Frau Botschafterin
Da hat Ihnen Ihr Chef aber ein dickes Ei gelegt! Wenige Tage, bevor der US-Senat Ihre Nomination als US-Botschafterin für die Schweiz und Liechtenstein absegnen wird, straft Präsident Donald Trump unser kleines Land mit einer 39-Prozent-Zollklatsche ab. Das wird kein einfacher Start für Sie in Ihrem neuen Job.
«Der 1. August, ein grossartiger Tag für Amerika», schrieb Ihr zukünftiger Boss auf seiner Plattform Truth Social. Hier in der Schweiz, wo Sie als höchste Vertreterin der Vereinigten Staaten bald wohnen und arbeiten werden, finden wir diesen 1. August heuer etwas weniger grossartig. Das können Sie sicher verstehen.
Dass Ihre Kollegen von der US-Botschaft in Bern uns auf X mit «E schöne 1. Auguscht!»-Glückwünschen zum Nationalfeiertag gratulieren, ist etwas stillos angesichts der Faust ins Gesicht unserer Wirtschaft: Die Schweiz hat von allen Ländern Europas den schlechtesten Deal erhalten – und das ausgerechnet an ihrem Geburtstag.
Ihre Vorfahren, Frau Botschafterin, sind ja einst selbst aus dem Bündnerland nach Wisconsin ausgewandert. Sie bezeichnen sich stolz als «Schweiz-Amerikanerin». Und Sie wissen, wie eng die Beziehungen zwischen unserem kleinen Land und Ihrer mächtigen Heimat sind:
- Die Schweiz ist der sechstgrösste Auslandsinvestor in die USA. Von den 350 Milliarden an Investitionen hängen in Amerika mehr als 400'000 Jobs ab. Wir investieren mehr in Ihr Land als Frankreich und Italien zusammen!
- Aus keinem anderen Land unternehmen die Menschen pro Kopf mehr Reisen in die USA als aus der Schweiz.
- 1200 amerikanische Firmen haben bei uns ihren Sitz.
Alles Fakten, die Sie selbst noch im Mai bei Ihrer Anhörung als Botschaftskandidatin vor dem Senatsausschuss unterstrichen haben.
Bei dieser Anhörung haben Sie auch versprochen, dass Sie – falls Sie als Botschafterin bestätigt werden – «die Partnerschaft zwischen der Schweiz und den USA stärken» und dafür sorgen werden, dass wir die «wirtschaftlichen Möglichkeiten» weiter ausbauen können.
Sehr geehrte Frau Gingrich: Zeigen Sie uns jetzt, was Sie können. Stoppen Sie diesen Wahnsinn!
Noch haben wir eine Woche Zeit, um Ihren Chef von seinem gefährlichen Kurs gegenüber der Schweiz abzubringen. Bis dahin dürfte Ihre Nomination definitiv durch den US-Senat sein. Sie spielen ja gut und gerne Golf, wie ich auf Ihren Social-Media-Kanälen sehe. Laden Sie Ihren Chef auf eine Runde ein und erinnern Sie ihn an den warmen Empfang, den ihm die Schweiz bei seinen zwei Besuchen in seiner ersten Amtszeit beschert hat.
Noch besser: Erinnern Sie ihn daran, welches Potenzial in einer guten, freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den USA und der Schweiz steckt. Das zeigte die Zusammenarbeit zwischen Moderna (USA) und Lonza (CH) bei der Produktion einer wirksamen Covid-Impfung während Präsident Trumps erster Amtszeit. Und – für uns zwei als Geschichts-Fans besonders spannend – das zeigte schon der Umstand, dass der amerikanische Astronaut Buzz Aldrin bei seiner Landung auf dem Mond am 21. Juli 1969 ein Sonnensegel der Uni Bern in den Sand steckte – noch bevor er die US-Flagge hisste.
Als ausgebildete Musikerin wissen Sie, wie man den richtigen Ton trifft. Bitte, Frau Botschafterin: Sprechen Sie mit dem Präsidenten. Überzeugen Sie ihn, seinen Kurs zu korrigieren. Ihre Ankunft hier in der Schweiz (wann reisen Sie denn an?) würden wir als Freudentag feiern!
Und: Bringen Sie uns doch ein paar Kopien des Bestsellers «Trump Verstehen» (2017) mit, den Ihr Mann Newt Gingrich (von 1995 bis 1999 Sprecher des Repräsentantenhauses) geschrieben hat. Denn ganz ehrlich: Niemand hier in der Schweiz – weder der Bundesrat noch die Büezer noch die Blick-Journalisten – verstehen Ihren Boss und seine Absichten.
E schöne 1. Auguscht, Frau Botschafterin, und bis bald in der Schweiz!
Hochachtungsvolle Grüsse
Samuel Schumacher, Blick-Auslandreporter
English version of Blick's letter to the ambassador
Dear Madam Ambassador,
President Donald Trump has handed you a challenging start to your posting. Just days before the U.S. Senate is expected to confirm your nomination as U.S. Ambassador to Switzerland and Liechtenstein, he has hit our small country with a punishing 39% tariff. That’s not exactly the smoothest start to your new assignment.
“August First, A Great Day For America,” your future boss wrote on his platform Truth Social. Here in Switzerland – where you will soon live and work as the highest-ranking representative of the United States – we’re finding this August 1st a little less “great.” I’m sure you can understand.
That your colleagues at the U.S. Embassy in Bern congratulated us on X with a cheerful “E schöne 1. Auguscht!” seems somewhat tone-deaf in light of this blow to our economy: among all European nations, Switzerland received the worst deal – and on our national holiday, no less.
Your ancestors, Madam Ambassador, once emigrated from the Swiss canton of Graubünden to Wisconsin. You have proudly referred to yourself as a “Swiss-American.” And you are well aware of how close the ties are between our small country and your powerful homeland:
- Switzerland is the sixth-largest foreign investor in the United States. More than 400,000 jobs in America depend on the $350 billion in investments – more than France and Italy combined.
- No other country in the world sends more travelers to the U.S. per capita than Switzerland.
- 1,200 American companies have their headquarters in Switzerland.
These are all facts you yourself emphasized in May during your confirmation hearing before the Senate Foreign Relations Committee.
At that hearing, you also promised that – should you be confirmed as Ambassador – you would “strengthen the partnership ” between Switzerland and the United States and help expand our “economic opportunities.”
Madam Gingrich, now is the time to show us what you can do. Please, stop this madness.
We still have one week to persuade your boss to reverse his dangerous course toward Switzerland. By then, your nomination will likely be confirmed by the U.S. Senate.
As I’ve seen on your social media channels, you enjoy a good game of golf. Perhaps you could invite your boss for a round and remind him of the warm welcome Switzerland extended to him during his two visits in his first term.
Even better: Remind him of the immense potential in a strong and friendly U.S.-Swiss relationship. A great example was the partnership between Moderna (USA) and Lonza (CH) in producing a highly effective COVID vaccine during President Trump’s first term.
And (of particular interest to us as fellow history enthusiasts) let us not forget that on July 21st, 1969, U.S. astronaut Buzz Aldrin planted a solar sail from the University of Berne on the moon’s surface before he raised the American flag.
As a trained musician, you know how to strike the right chord. So please, Madam Ambassador: speak with the President. Help correct this course. Your arrival in Switzerland (by the way, when do you plan to arrive? We'd love to sit down for an interview with you!) would then be a day of celebration for us.
And if I may: please bring a few copies of the bestseller “Understanding Trump” (2017), written by your husband, Newt Gingrich. Because, truth be told, no one here in Switzerland – neither the Federal Council, nor working-class citizens, nor us journalists at Blick – truly understands your boss or his intentions.
«E schöne 1. Auguscht», Madam Ambassador. We look forward to welcoming you soon to Switzerland!
With the highest respect,
Samuel Schumacher
International editor at Blick