SP-Nussbaumer fordert Kurzarbeit, bis Trump weg ist
Der Zollhammer gefährdet laut dem Techindustrieverband Swissmem «mehrere Zehntausend Stellen in der Schweiz» . Politiker fordern nun staatliche Hilfe, um Arbeitsplätze notfalls bis zum Ende der Amtszeit von Donald Trump zu schützen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
«Es braucht jetzt für betroffene Firmen die Möglichkeit für Kurzarbeit, bis Trump weg ist – sonst sind die Arbeitsplätze weg», sagt SP-Nationalrat Eric Nussbaumer.
Mitte-Politiker und der Branchenverband Swissmem hatten wegen den drohenden US-Zöllen bereits im Mai eine Verlängerung der Kurzarbeit auf zwei Jahre gefordert. Nussbaumer doppelt nun nach: Da Trumps zweite Amtszeit erst vor acht Monaten begonnen habe, brauche es eine Ausweitung auf drei Jahre.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hatte im Mai schon mitgeteilt, dass US-Zölle ab sofort als Grund für Kurzarbeitslosigkeit gelten. Und im Parlament ist der Prozess für eine Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung auf zwei Jahre angelaufen.
Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer enttäuscht
Die Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer hat sich über die auf Schweizer Produkte verhängten Zölle von 39 Prozent enttäuscht gezeigt. Enttäuschend sei dies vor allem vor dem Hintergrund «der intensiven und konstruktiven Bemühungen auf höchster politischer und diplomatischer Ebene».
Die Schweizer Regierung und der Privatsektor hätten «Hand in Hand gearbeitet, um die Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten», teilte die Handelskammer am Freitag mit. Dies mit dem Ziel, Arbeitsplätze, Investitionen und die nationale Steuerbasis zu sichern und sich gleichzeitig konstruktiv mit den Anliegen der USA im internationalen Handel und bei Investitionen auseinanderzusetzen.
Wie bei jeder Verhandlung gebe es «immer zwei Parteien, und die Ergebnisse hängen letztlich von beiden Seiten ab». Der nun durch den US-Präsidenten in Aussicht gestellte Zollsatz sei besonders nachteilig für den Schweizer Industriesektor – insbesondere für Unternehmen mit niedrigen Gewinnspannen.
Die Gründe für die Zölle in der Höhe von 39 Prozent seien noch nicht ganz klar, so die Kammer. Die plausibelste Erklärung sei der starke Anstieg des Schweizer Handelsüberschusses mit den Vereinigten Staaten. Diesen gab die Handelskammer mit einem Plus von 56 Prozent im Vergleich zwischen 2024 und 2023 an.
Zürcher Handelskammer sieht schweren Schlag für Exportbranchen
Auch die Zürcher Handelskammer hat sich nach den von Donald Trump verhängten Zöllen besorgt gezeigt. Sie warnt vor gravierenden Folgen der US-Strafzölle.. Die ab 7. August geltenden Einfuhrzölle von 39 Prozent würden exportorientierte Unternehmen massiv unter Druck setzen. Besonders betroffen seien dabei die exportstarken Regionen Zürich, Zug und Schaffhausen.
Die drastischen Zölle verteuerten Schweizer Produkte im US-Markt erheblich und gefährdeten zahlreiche Arbeitsplätze. Die Handelskammer ruft den Bund dazu auf, umgehend Massnahmen zur diplomatischen Entschärfung des Konflikts zu ergreifen.
Zugleich müssen aber auch die Kantone ihren Beitrag leisten. So könne der Standort Schweiz gestärkt werden. «Neue Belastungen für Unternehmen müssen tabu sein», liess sich Handelskammer-Direktor Raphaël Tschanz zitieren. Es brauche weniger Regulierung, und schnellere Verfahren. Zudem dürfe die öffentliche Hand die Privatwirtschaft nicht länger konkurrenzieren.
Wirtschaftsverband: Das sollte die Schweiz jetzt «konsequent vermeiden»
Der Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences (Scienceindustries) hat die auf Schweizer Produkte verhängten US-Zölle als «weder wirtschaftlich noch sicherheitspolitisch gerechtfertigt» bezeichnet. Der Verband ruft die Schweizer Behörden dazu auf, ihre diplomatischen Bemühungen fortzusetzen.
Sie sollten «mit Nachdruck auf eine Rücknahme oder Milderung der Massnahmen» hinwirken. Die Schweiz nehme als bedeutender Investor eine zentrale Rolle in der US-Wirtschaft ein und sichere über 400'000 hochwertige Arbeitsplätze.
Auch sei es «von zentraler Bedeutung», den Standort Schweiz unter erschwerten Rahmenbedingungen zu stärken. Unnötige Regulierungen und zusätzliche finanzielle Belastungen für Unternehmen seien «konsequent zu vermeiden». Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft müsse nachhaltig gesichert werden.
Chef des HIV Bern fordert entschlossenere Standortpolitik
Der Handels- und Industrieverein des Kantons Bern (HIV) hat vor den wirtschaftlichen Folgen der neuen US-Zölle auf Schweizer Produkte gewarnt. Der Zollsatz von 39 Prozent setze exportorientierte Unternehmen im Kanton unter grossen Druck. Dass die Schweiz einen der weltweit höchsten Basiszollsätze erhalten solle, sei nicht nachvollziehbar und entbehre jeder Rechtfertigung, hielt Direktor Henrik Schoop am Freitag in einem Schreiben an die Mitglieder fest.
Die Schweiz errichte keine Handelsbarrieren gegenüber den USA und behindere deren Produkte in keiner Weise. Zudem sei sie der sechstwichtigste ausländische Investor in den Vereinigten Staaten, wo Schweizer Firmen rund 400'000 Arbeitsplätze geschaffen hätten.
Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen brauche der Kanton Bern nun eine entschlossenere Standortpolitik. Der im Juli aktualisierte Ressourcenindex zeige klar, dass der Kanton Gefahr laufe, im schweizweiten Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.
Jura-Handelskammer: «Sind schockiert und wütend»
Der Zollentscheid von US-Präsident Donald Trump (79) sorgt in der Region Grand Chasseral BE wie auch im benachbarten Kanton Jura für Bestürzung. Er stelle eine grosse Bedrohung insbesondere für die Uhrenindustrie dar, hiess es am Freitag. Er verurteile und bedaure «diese undurchsichtigen Zölle», sagte Patrick Linder, Direktor der Wirtschaftskammer Grand Chasseral, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er vertrat die Ansicht, dass dies auch ein Scheitern der Schweizer Diplomatie in den Verhandlungen mit den USA sei.
Unter den höheren Zöllen litten nicht nur KMU, die Komponenten in die USA verkaufen. Betroffen seien vielmehr auch kleine und mittlere Zulieferer von internationalen Unternehmen, welche die Komponenten dann auf dem amerikanischen Markt vertreiben. Der Zollentscheid sei eine Abkehr von den Grundsätzen des internationalen Handels, sagte Linder. Es handle sich um eine einseitige, protektionistische und aggressive Massnahme.
Letztlich handle es sich um ein «Zeichen der Feindseligkeit» gegenüber unserem Wohlstandsmodell. Linder forderte den Bundesrat auf, die Verhandlungen fortzusetzen. Auch im Kanton Jura mit seinen vielen exportorientierten KMU herrschte am Freitag Empörung und Unverständnis. «Wir sind schockiert und wütend, das ist eine völlig ungerechtfertigte Entscheidung, die keinen Sinn ergibt», sagte Pierre-Alain Berret, Direktor der jurassischen Industrie- und Handelskammer des Jura. Im Kanton Jura seien zahlreiche Arbeitsplätze bedroht. Zusätzlich beeinträchtigt werde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz durch den starken Franken. Berret vertrat die Ansicht, dass die Schweiz auch den Preis für ihre Isolation zahlt.
Gewerbeverband fordert Entlastung für KMU
Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) verlangt nach der Zollbekanntgabe eine rasche Klärung sowie eine schnelle Entlastung der Wirtschaft von bürokratischen Aufgaben. Regulierungen müssten gestoppt werden.
99 Prozent der Schweizer Unternehmen sind KMU. Diese trifft der Zollhammer direkt und indirekt. Politik und Verwaltung müssten nun endlich ihre Hausaufgaben machen.
Konkret brauche es unter anderem ein sofortiges Regulierungsmoratorium sowie eine Regulierungsbremse, schreibt der SGV in einer Mitteilung. Die Unternehmen müssten von administrativen Vorschriften befreit und die Bürokratie abgebaut werden. Zudem brauche es Entlastungen bei Steuern und Abgaben. Ausserdem müsse das Netz von Freihandelsabkommen aktualisiert werden.
KOF erwartet deutlichen Rückgang des BIP
Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich rechnet wegen des Zollhammers mit einem deutlichen Rückgang des BIP. Dabei kommt es darauf an, ob die Pharmaindustrie ebenfalls Zölle von 39 Prozent bezahlen muss. Das ist bisher nicht bekannt.
Ist auch die Pharmabranche vom Zollhammer betroffen, müsste mit einem scharfen Rückgang des BIP von mindestens 0,7 Prozent gerechnet werden. 700 Franken an Einkommen verliert damit eine Person pro Jahr im Schnitt.
Etwas weniger drastisch würde der Rückgang ausfallen, falls die Pharmaindustrie «nur» 10 Prozent Zoll zahlen muss. Dann rechnet das KOF mit einem BIP-Rückgang im Bereich von 0,3 bis 0,6 Prozent pro Jahr. Dabei kommt es darauf an, wie lange die Strafzölle gelten.
Am stärksten trifft es die Uhrenindustrie, Präzisionsinstrumente sowie die Maschinenbranche. Firmen, die keine hohe Marktmacht in den USA haben, müssten ihre Exporte massiv reduzieren – wenn nicht gar einstellen.
FDP-Burkart lehnt Schweizer Zölle auf US-Produkte als Gegenmassnahme ab
Thierry Burkart lehnt Schweizer Zölle auf US-Produkte als Gegenmassnahme zu Trumps Entscheid ab. «Zölle gehen zulasten höherer Preise für unsere Bevölkerung und die importierenden Unternehmen. So schiessen wir uns ins eigene Knie», so der abtretende FDP-Präsident. «Zudem ist fraglich, wie stark Schweizer Zölle die US-Wirtschaft wirklich schmerzen würden. Massnahmen, die wenig wirken und uns selbst schaden, lehne ich ab.»
Zollhammer gefährdet gemäss Swissmem mehrere Zehntausend Stellen
Der Branchenverband Swissmem schlägt Alarm: Der Zollhammer treffe die stark exportorientierte Tech-Industrie sowie auch die übrige Exportwirtschaft extrem hart.
«Ich bin fassungslos. Diese Zölle basieren auf keinerlei rationaler Basis und sind willkürlich», sagt Direktor Stefan Brupbacher (57). «Dieser Entscheid gefährdet in der Industrie mehrere Zehntausend Stellen.»
Die Schweiz verdiene jeden zweiten Franken im Aussenhandel. Der Wohlstand aller sei damit in Gefahr. Die Zölle und der schwache US-Dollar machen es für Firmen unmöglich, das US-Geschäft aus der Schweiz heraus zu betreiben. Die Unternehmen werden gezwungen, ihre US-Geschäfte ins Ausland verschieben. Ein Beispiel wäre die EU, die mit deutlich tieferen Zöllen von 15 Prozent belastet wird.
Viele KMU werden das US-Geschäft aber komplett verlieren, argumentiert Brupbacher weiter. Betroffen sei nicht nur die Tech-Industrie, sondern die gesamte Exportbranche.
Der Verband fordert ein Reformpaket, das die Rahmenbedingungen für die Exportwirtschaft drastisch verbessert. So müsse der Zugang zu den übrigen Weltmärkten optimiert werden. Die neuen bilateralen Verträge mit der EU gewinnen dadurch noch mehr an Bedeutung.
Es war ein Schock: Statt eines Deals mit US-Präsident Donald Trump (79) gibt es noch mehr Zölle, als im April gedacht. Zölle von 39 Prozent soll abdrücken, wer in den USA ein Schweizer Produkt kauft.
Das dürfte ins Geld gehen: Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich rechnet wegen des Zollhammers mit einem deutlichen Rückgang des BIP. Ist auch die Pharmabranche betroffen, müsste mit einem scharfen Rückgang des BIP von mindestens 0,7 Prozent gerechnet werden. 700 Franken an Einkommen verliert damit eine Person pro Jahr im Schnitt.
Etwas weniger drastisch würde der Rückgang ausfallen, falls die Pharmaindustrie «nur» 10 Prozent Zoll zahlen muss. Dann rechnet das KOF mit einem BIP-Rückgang im Bereich von 0,3 bis 0,6 Prozent pro Jahr. Dabei kommt es darauf an, wie lange die Strafzölle gelten.
Am stärksten trifft es die Uhrenindustrie, Präzisionsinstrumente sowie die Maschinenbranche. Firmen, die keine hohe Marktmacht in den USA haben, müssten ihre Exporte massiv reduzieren – wenn nicht gar einstellen.
«Geschäftskunden werden nicht mehr beliefert»
Die Luzerner Confiserie Bachmann reagiert auf den Zoll-Hammer von US-Präsident Donald Trump (79). Per sofort schliesst sie den zum «international stark frequentierten» Online-Shop für die US-Kundschaft. «Auch Geschäftskunden in den USA werden vorerst nicht mehr beliefert», heisst es in einer Medienmitteilung. Davon betroffen seien auch die sogenannten Schutzengeli. «Unsere Schutzengeli stehen für Wärme, Freude und Hoffnung – all das, was die Welt gerade braucht», sagt Raphael Bachmann, Geschäftsführer der Confiserie Bachmann in Luzern. «Genuss kennt normalerweise keine Grenzen, aber unsere Schutzengeli fliegen nicht durch Mauern von Zollpapieren.»
Die Wirtschaftsverbände reagieren geschockt: «Es ist weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar, weshalb die Schweiz einen der weltweit höchsten Zollsätze erhalten soll», stellt der Wirtschaftsverband Economiesuisse klar. Die Schweiz würde den Import von US-Produkten nicht mit Zöllen oder anderen Importbarrieren erschweren. Unser Land sei zudem der sechstwichtigste ausländische Investor in den USA. Dabei sind Schweizer Firmen für rund 400'000 Arbeitsplätze verantwortlich.
«Ich bin fassungslos»
«Es ist sehr bedauerlich, dass die Schweiz bisher kein Abkommen zur Reduktion der Zölle erwirken konnte», so Jan Atteslander, Mitglied der Geschäftsleitung bei Economiesuisse. Nun seien der Bundesrat sowie die Wirtschaftsdiplomatie gefordert, immerhin eine Reduktion der Zölle zu erwirken. Zudem fordert der Verband Entlastungsmassnahmen für die Schweizer Unternehmen.
«Ich bin fassungslos. Diese Zölle basieren auf keinerlei rationaler Basis und sind willkürlich», sagt Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (57). «Dieser Entscheid gefährdet in der Industrie mehrere Zehntausend Stellen.»
SP kritisiert Bundesrat
Auch die Politik findet scharfe Worte: So kritisiert die SP, die «Anbiederungsstrategie» hätte dieses Ergebnis mitzuverantwortet. «Sie hat Trump gezeigt, dass er machen kann, was er will. Man hätte ihm nie nachgeben dürfen», sagt SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer (37). «Der Versuch, Trump zu beschwichtigen, war politisch leichtsinnig. Er war nie an fairer Partnerschaft interessiert.»
Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone (37) fordert, grosse amerikanische Tech-Unternehmen angemessen zu besteuern. «Die Schweiz muss gemeinsam mit Europa eine unabhängige und grüne Industriepolitik entwickeln.»
Für Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (57) ist klar: Der Bundesrat sei nun gefordert, alles zu unternehmen, um in den kommenden Tagen eine bessere Lösung für die Schweiz zu finden. Der Bundesrat müsse die Sozialpartner schnell und vorrangig über seine Absichten informieren. Auch der Verband der Angestellten Schweiz spricht von einem «alarmierenden Signal». «Der drohende Verlust von Arbeitsplätzen – direkt oder über die Hintertür der Produktionsverlagerung – wirkt sich psychologisch aus: Existenzängste, Stress und ein wachsendes Gefühl der Ohnmacht greifen um sich, noch bevor die ersten Kündigungen ausgesprochen sind.»
Mitte-Bregy: Gegenmassnahmen prüfen
Auch Mitte-Chef Philipp Matthias Bregy (47) will, dass der Bundesrat Gegenmassnahmen zumindest prüft. Doch diese seien mit Bedacht zu wählen. «Nämlich dort, wo genügend einheimische Produkte oder genügend Produkte aus anderen Ländern vorhanden sind.» Dies, um die Schweizer Bevölkerung nicht zu belasten. Zudem seien die Auswirkungen auf die Exportindustrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu analysieren und rasch Massnahmen zur Stabilisierung zu ergreifen. Bregy weiter: «Donald Trump betreibt willkürliche Machtpolitik. Diese ist schädlich für die Schweiz und zeigt, wie wichtig eine werte- und regelbasierte Welt und gute internationale Beziehungen sind.»
Schweizer Zölle auf US-Produkte als Gegenmassnahme lehnt FDP-Präsident Thierry Burkart (49) ab. «Zölle gehen zu Lasten höherer Preise für unsere Bevölkerung und die importierenden Unternehmen. So schiessen wir uns ins eigene Knie. Zudem ist fraglich, wie stark Schweizer Zölle die US-Wirtschaft wirklich schmerzen würden. Massnahmen, die wenig wirken und uns selbst schaden, lehne ich ab.» Trumps Entscheid sei eine «Katastrophe». «Die USA sabotieren mit diesem Vorgehen die seit Jahrzehnten sehr guten und verlässlichen Beziehungen zu unserem Land», so Burkart.
GLP-Präsident Jürg Grossen (55) sagt derweil: «Präsident Donald Trump spielt Katz und Maus mit der Schweiz.» Es drohe eine Zäsur. «Jetzt muss der Bundesrat von seinem hohen Ross herunterkommen und bis 7. August das Schlimmste abwenden.»
SVP kritisiert Mitte-Links
Dass die US-Zölle für die Schweiz derart hoch ausfallen, sei als Quittung «für die verantwortungslose und arrogante Haltung von Mitte-Links zu werten», sagt hingegen SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (46). Die Partei fordert vom Bundesrat eine massive Entlastung der Wirtschaft.
SP-Nussbaumer fordert Kurzarbeit, bis Trump weg ist
Der Zollhammer gefährdet laut dem Techindustrieverband Swissmem «mehrere Zehntausend Stellen in der Schweiz» . Politiker fordern nun staatliche Hilfe, um Arbeitsplätze notfalls bis zum Ende der Amtszeit von Donald Trump zu schützen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
«Es braucht jetzt für betroffene Firmen die Möglichkeit für Kurzarbeit, bis Trump weg ist – sonst sind die Arbeitsplätze weg», sagt SP-Nationalrat Eric Nussbaumer.
Mitte-Politiker und der Branchenverband Swissmem hatten wegen den drohenden US-Zöllen bereits im Mai eine Verlängerung der Kurzarbeit auf zwei Jahre gefordert. Nussbaumer doppelt nun nach: Da Trumps zweite Amtszeit erst vor acht Monaten begonnen habe, brauche es eine Ausweitung auf drei Jahre.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hatte im Mai schon mitgeteilt, dass US-Zölle ab sofort als Grund für Kurzarbeitslosigkeit gelten. Und im Parlament ist der Prozess für eine Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung auf zwei Jahre angelaufen.
Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer enttäuscht
Die Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer hat sich über die auf Schweizer Produkte verhängten Zölle von 39 Prozent enttäuscht gezeigt. Enttäuschend sei dies vor allem vor dem Hintergrund «der intensiven und konstruktiven Bemühungen auf höchster politischer und diplomatischer Ebene».
Die Schweizer Regierung und der Privatsektor hätten «Hand in Hand gearbeitet, um die Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten», teilte die Handelskammer am Freitag mit. Dies mit dem Ziel, Arbeitsplätze, Investitionen und die nationale Steuerbasis zu sichern und sich gleichzeitig konstruktiv mit den Anliegen der USA im internationalen Handel und bei Investitionen auseinanderzusetzen.
Wie bei jeder Verhandlung gebe es «immer zwei Parteien, und die Ergebnisse hängen letztlich von beiden Seiten ab». Der nun durch den US-Präsidenten in Aussicht gestellte Zollsatz sei besonders nachteilig für den Schweizer Industriesektor – insbesondere für Unternehmen mit niedrigen Gewinnspannen.
Die Gründe für die Zölle in der Höhe von 39 Prozent seien noch nicht ganz klar, so die Kammer. Die plausibelste Erklärung sei der starke Anstieg des Schweizer Handelsüberschusses mit den Vereinigten Staaten. Diesen gab die Handelskammer mit einem Plus von 56 Prozent im Vergleich zwischen 2024 und 2023 an.
Zürcher Handelskammer sieht schweren Schlag für Exportbranchen
Auch die Zürcher Handelskammer hat sich nach den von Donald Trump verhängten Zöllen besorgt gezeigt. Sie warnt vor gravierenden Folgen der US-Strafzölle.. Die ab 7. August geltenden Einfuhrzölle von 39 Prozent würden exportorientierte Unternehmen massiv unter Druck setzen. Besonders betroffen seien dabei die exportstarken Regionen Zürich, Zug und Schaffhausen.
Die drastischen Zölle verteuerten Schweizer Produkte im US-Markt erheblich und gefährdeten zahlreiche Arbeitsplätze. Die Handelskammer ruft den Bund dazu auf, umgehend Massnahmen zur diplomatischen Entschärfung des Konflikts zu ergreifen.
Zugleich müssen aber auch die Kantone ihren Beitrag leisten. So könne der Standort Schweiz gestärkt werden. «Neue Belastungen für Unternehmen müssen tabu sein», liess sich Handelskammer-Direktor Raphaël Tschanz zitieren. Es brauche weniger Regulierung, und schnellere Verfahren. Zudem dürfe die öffentliche Hand die Privatwirtschaft nicht länger konkurrenzieren.
Wirtschaftsverband: Das sollte die Schweiz jetzt «konsequent vermeiden»
Der Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences (Scienceindustries) hat die auf Schweizer Produkte verhängten US-Zölle als «weder wirtschaftlich noch sicherheitspolitisch gerechtfertigt» bezeichnet. Der Verband ruft die Schweizer Behörden dazu auf, ihre diplomatischen Bemühungen fortzusetzen.
Sie sollten «mit Nachdruck auf eine Rücknahme oder Milderung der Massnahmen» hinwirken. Die Schweiz nehme als bedeutender Investor eine zentrale Rolle in der US-Wirtschaft ein und sichere über 400'000 hochwertige Arbeitsplätze.
Auch sei es «von zentraler Bedeutung», den Standort Schweiz unter erschwerten Rahmenbedingungen zu stärken. Unnötige Regulierungen und zusätzliche finanzielle Belastungen für Unternehmen seien «konsequent zu vermeiden». Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft müsse nachhaltig gesichert werden.
Chef des HIV Bern fordert entschlossenere Standortpolitik
Der Handels- und Industrieverein des Kantons Bern (HIV) hat vor den wirtschaftlichen Folgen der neuen US-Zölle auf Schweizer Produkte gewarnt. Der Zollsatz von 39 Prozent setze exportorientierte Unternehmen im Kanton unter grossen Druck. Dass die Schweiz einen der weltweit höchsten Basiszollsätze erhalten solle, sei nicht nachvollziehbar und entbehre jeder Rechtfertigung, hielt Direktor Henrik Schoop am Freitag in einem Schreiben an die Mitglieder fest.
Die Schweiz errichte keine Handelsbarrieren gegenüber den USA und behindere deren Produkte in keiner Weise. Zudem sei sie der sechstwichtigste ausländische Investor in den Vereinigten Staaten, wo Schweizer Firmen rund 400'000 Arbeitsplätze geschaffen hätten.
Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen brauche der Kanton Bern nun eine entschlossenere Standortpolitik. Der im Juli aktualisierte Ressourcenindex zeige klar, dass der Kanton Gefahr laufe, im schweizweiten Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.
Jura-Handelskammer: «Sind schockiert und wütend»
Der Zollentscheid von US-Präsident Donald Trump (79) sorgt in der Region Grand Chasseral BE wie auch im benachbarten Kanton Jura für Bestürzung. Er stelle eine grosse Bedrohung insbesondere für die Uhrenindustrie dar, hiess es am Freitag. Er verurteile und bedaure «diese undurchsichtigen Zölle», sagte Patrick Linder, Direktor der Wirtschaftskammer Grand Chasseral, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er vertrat die Ansicht, dass dies auch ein Scheitern der Schweizer Diplomatie in den Verhandlungen mit den USA sei.
Unter den höheren Zöllen litten nicht nur KMU, die Komponenten in die USA verkaufen. Betroffen seien vielmehr auch kleine und mittlere Zulieferer von internationalen Unternehmen, welche die Komponenten dann auf dem amerikanischen Markt vertreiben. Der Zollentscheid sei eine Abkehr von den Grundsätzen des internationalen Handels, sagte Linder. Es handle sich um eine einseitige, protektionistische und aggressive Massnahme.
Letztlich handle es sich um ein «Zeichen der Feindseligkeit» gegenüber unserem Wohlstandsmodell. Linder forderte den Bundesrat auf, die Verhandlungen fortzusetzen. Auch im Kanton Jura mit seinen vielen exportorientierten KMU herrschte am Freitag Empörung und Unverständnis. «Wir sind schockiert und wütend, das ist eine völlig ungerechtfertigte Entscheidung, die keinen Sinn ergibt», sagte Pierre-Alain Berret, Direktor der jurassischen Industrie- und Handelskammer des Jura. Im Kanton Jura seien zahlreiche Arbeitsplätze bedroht. Zusätzlich beeinträchtigt werde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz durch den starken Franken. Berret vertrat die Ansicht, dass die Schweiz auch den Preis für ihre Isolation zahlt.
Gewerbeverband fordert Entlastung für KMU
Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) verlangt nach der Zollbekanntgabe eine rasche Klärung sowie eine schnelle Entlastung der Wirtschaft von bürokratischen Aufgaben. Regulierungen müssten gestoppt werden.
99 Prozent der Schweizer Unternehmen sind KMU. Diese trifft der Zollhammer direkt und indirekt. Politik und Verwaltung müssten nun endlich ihre Hausaufgaben machen.
Konkret brauche es unter anderem ein sofortiges Regulierungsmoratorium sowie eine Regulierungsbremse, schreibt der SGV in einer Mitteilung. Die Unternehmen müssten von administrativen Vorschriften befreit und die Bürokratie abgebaut werden. Zudem brauche es Entlastungen bei Steuern und Abgaben. Ausserdem müsse das Netz von Freihandelsabkommen aktualisiert werden.
KOF erwartet deutlichen Rückgang des BIP
Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich rechnet wegen des Zollhammers mit einem deutlichen Rückgang des BIP. Dabei kommt es darauf an, ob die Pharmaindustrie ebenfalls Zölle von 39 Prozent bezahlen muss. Das ist bisher nicht bekannt.
Ist auch die Pharmabranche vom Zollhammer betroffen, müsste mit einem scharfen Rückgang des BIP von mindestens 0,7 Prozent gerechnet werden. 700 Franken an Einkommen verliert damit eine Person pro Jahr im Schnitt.
Etwas weniger drastisch würde der Rückgang ausfallen, falls die Pharmaindustrie «nur» 10 Prozent Zoll zahlen muss. Dann rechnet das KOF mit einem BIP-Rückgang im Bereich von 0,3 bis 0,6 Prozent pro Jahr. Dabei kommt es darauf an, wie lange die Strafzölle gelten.
Am stärksten trifft es die Uhrenindustrie, Präzisionsinstrumente sowie die Maschinenbranche. Firmen, die keine hohe Marktmacht in den USA haben, müssten ihre Exporte massiv reduzieren – wenn nicht gar einstellen.
FDP-Burkart lehnt Schweizer Zölle auf US-Produkte als Gegenmassnahme ab
Thierry Burkart lehnt Schweizer Zölle auf US-Produkte als Gegenmassnahme zu Trumps Entscheid ab. «Zölle gehen zulasten höherer Preise für unsere Bevölkerung und die importierenden Unternehmen. So schiessen wir uns ins eigene Knie», so der abtretende FDP-Präsident. «Zudem ist fraglich, wie stark Schweizer Zölle die US-Wirtschaft wirklich schmerzen würden. Massnahmen, die wenig wirken und uns selbst schaden, lehne ich ab.»
Zollhammer gefährdet gemäss Swissmem mehrere Zehntausend Stellen
Der Branchenverband Swissmem schlägt Alarm: Der Zollhammer treffe die stark exportorientierte Tech-Industrie sowie auch die übrige Exportwirtschaft extrem hart.
«Ich bin fassungslos. Diese Zölle basieren auf keinerlei rationaler Basis und sind willkürlich», sagt Direktor Stefan Brupbacher (57). «Dieser Entscheid gefährdet in der Industrie mehrere Zehntausend Stellen.»
Die Schweiz verdiene jeden zweiten Franken im Aussenhandel. Der Wohlstand aller sei damit in Gefahr. Die Zölle und der schwache US-Dollar machen es für Firmen unmöglich, das US-Geschäft aus der Schweiz heraus zu betreiben. Die Unternehmen werden gezwungen, ihre US-Geschäfte ins Ausland verschieben. Ein Beispiel wäre die EU, die mit deutlich tieferen Zöllen von 15 Prozent belastet wird.
Viele KMU werden das US-Geschäft aber komplett verlieren, argumentiert Brupbacher weiter. Betroffen sei nicht nur die Tech-Industrie, sondern die gesamte Exportbranche.
Der Verband fordert ein Reformpaket, das die Rahmenbedingungen für die Exportwirtschaft drastisch verbessert. So müsse der Zugang zu den übrigen Weltmärkten optimiert werden. Die neuen bilateralen Verträge mit der EU gewinnen dadurch noch mehr an Bedeutung.