Putins Schattenflotte
Franzosen entern russischen Drohnen-Tanker

Französische Marinesoldaten haben einen Öltanker der russischen Schattenflotte geentert. Der Kapitän und der Erste Offizier wurden verhaftet. Das Schiff steht mutmasslich im Zusammenhang mit ungeklärten Drohnenüberflügen über Dänemark.
Publiziert: 01.10.2025 um 20:23 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2025 um 07:56 Uhr
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Französische Soldaten haben einen verdächtigen Öltanker der russischen Schattenflotte geentert.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Französische Soldaten enterten Tanker, der vermutlich als Drohnen-Startplattform diente
  • Der Kapitän und der Erste Offizier des Schiffs wurden verhaftet

  • Das Schiff änderte häufig den Namen und wird der russischen Schattenflotte zugeordnet
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Seit Wochen sorgen mysteriöse Drohnen für Störungen in der skandinavischen Luftfahrt. Besonders betroffen ist Dänemark, wo die Flugobjekte gleich mehrere Flughäfen lahmlegten. Nun scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass Russland hinter den Flügen steckt.

Französische Soldaten haben einen Öltanker der sogenannten russischen Schattenflotte geentert, der mutmasslich eine Rolle bei den ungeklärten Drohnenüberflügen über Dänemark gespielt hat. Der Kapitän und der Erste Offizier des Schiffs wurden verhaftet.

Die Soldaten der französischen Marine seien vor der französischen Küste an Bord des Schiffes gegangenen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus Militärkreisen. Die französische Justiz hatte zuvor Ermittlungen gegen den derzeit unter der Flagge Benins fahrenden Tanker eingeleitet.

Von Russland über Polen nach Dänemark

Ermittelt werde wegen eines «fehlenden Nachweises der Nationalität» und der «Weigerung, einer Anweisung zu folgen», sagte der Staatsanwalt von Brest, Stéphane Kellenberger, AFP. Die französische Marine habe den Tanker angezeigt. Luftaufnahmen von AFP von Mittwochnachmittag zeigten vermummte Soldaten am Deck des Schiffes vor der Küste von Saint-Nazaire im Westen Frankreichs.

Eine Analyse von Daten der Website «Vesselfinder» durch die Nachrichtenagentur AFP hatte zuvor ergeben, dass sich das Schiff im Zeitraum der Drohnenvorfälle, zwischen dem 22. und 25. September, nahe der Küste Dänemarks bewegte. Demnach ankert das Schiff, das zuletzt «Boracay» hiess, inzwischen seit einigen Tagen vor der Küste Frankreichs.

Zuvor war das 244 Meter lange Schiff demnach von Russland kommend an den Küsten Polens und Schwedens entlang weiter ins dänische Küstengebiet gefahren. In der Nacht zum 23. September befand sich der Tanker den Daten zufolge dann vor der dänischen Insel Lolland, bevor es zum Grossen Belt weiterfuhr, der Meeresstrasse zwischen den dänischen Inseln Seeland und Fünen.

Mögliche «Startplattform» für Drohnen

Das Fachmagazin «The Maritime Executive» vermutet, dass das Schiff als «Startplattform» für jene Drohnen gedient haben könnte, die in der Nacht zum 22. September den dänischen Flugverkehr gestört hatten.

Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (49) hatte nach den Drohnenflügen von einem einem «hybriden Angriff» gesprochen. Alles deute darauf, dass es sich um «die Arbeit eines professionellen Akteurs handelt».

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) schrieb damals auf der Plattform X von einer «russischen Verletzung» des dänischen Luftraums. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow (57) wies Vorwürfe einer möglichen russischen Beteiligung als «unbegründet» zurück.

Schiff Teil der russischen Schattenflotte

Das Schiff, das häufig die Flagge und den Namen gewechselt hat, wird von der Europäischen Union als Teil der russischen «Schattenflotte» betrachtet und steht seit Februar auf der EU-Sanktionsliste. Als Schattenflotte werden die zahlreichen oft veralteten und unter fremder Flagge fahrenden Schiffe bezeichnet, mit denen Russland die wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängten Sanktionen umgeht, insbesondere das Öl-Embargo.

Wegen des mysteriösen Überflugs der Drohnen war der Flughafen von Kopenhagen am 22. September für einige Stunden gesperrt worden. Weitere Flughäfen und Militärstützpunkte wurden später ebenfalls von Drohnen überflogen. Nach Angaben der dänischen Polizei konnten die Urheber der Vorfälle nicht ausgemacht werden.

Jedoch vermuten mehrere europäische Regierungen wie auch die EU-Kommission Russland hinter den Vorfällen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) sagte am Mittwoch während des Gipfeltreffens in der dänischen Hauptstadt, es obliege den dänischen Behörden, die Herkunft der Drohnen zu klären. Insgesamt sei jedoch ein Muster von Luftraumverletzungen zu sehen, «und dieses Muster kommt aus Russland». Europa will auf die Bedrohung durch russische Billigdrohnen mit einem unsichtbaren Drohnenwall aus Sensoren, Störsendern und Hightech-Kanonen reagieren.

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