«Rütte nennt mich ‹Daddy›»
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«Rütte nennt mich ‹Daddy›»:Skurriler Moment bei Nato-Medienkonferenz

Nato-Chef nennt ihn «Daddy»
Wie der Nato-Gipfel zu einer Trump-Show wurde

Der Nato-Gipfel in Den Haag ist vorbei. US-Präsident Donald Trump nutzte das Treffen, um sich wieder zu inszenieren. Und er lieferte ab.
Publiziert: 25.06.2025 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2025 um 09:27 Uhr
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Im Mittelpunkt: Donald Trump beim Nato-Gipfel in Den Haag.
Foto: IMAGO/NurPhoto

Darum gehts

  • Trump-Flüsterer Mark Rutte: Nato-Gipfel in Den Haag war erfolgreich
  • Trump verglich Iran-Angriff mit Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki
  • 58-jähriger Rutte lobte 79-jährigen Trump für entschlossenes Handeln im Iran
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

«Trump-Flüsterer» Mark Rutte (58) hat es geschafft: Der Nato-Gipfel in Den Haag war ein Erfolg. Der Generalsekretär hatte davor aber auch einiges geleistet. Das Treffen war ganz auf US-Präsident Donald Trump (79) ausgerichtet.

Kurzes Programm, im Vorfeld blumige Worte: Alles, damit Donald Trump sich wohlfühlt. Die Taktik ging auf. «Wir stehen voll und ganz hinter ihnen», sagte Trump mit Blick auf die Nato-Partner am Mittwoch in Den Haag.

Rutte sprach von «historischen, umwälzenden Beschlüssen» beim Treffen der Staats- und Regierungschefs. Gleichzeitig nutzte Trump das Treffen als Bühne für seine Show. So wie er sonst im Oval Office verbal knallhart austeilt, so agierte der US-Präsident auch ausserhalb von Washington. 

Der wütende Trump

B-2-Kampfbomber der USA hatten am Wochenende iranische Atomanlagen mit bunkerbrechenden Bomben vom Typ GBU-57 angegriffen. Ein U-Boot griff eine dritte Anlage mit Tomahawk-Marschflugkörpern an. Trump bezeichnete die Operation «Midnight Hammer» als «spektakulären militärischen Erfolg» und sagte, sie hätten die Atomanlagen «ausgelöscht».

Doch US-Medien, darunter CNN und die «New York Times» berichteten am Dienstag unter Berufung auf Geheimdienstkreise, Angriffe das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen, nicht jedoch zerstört hätten. Demnach wurden bei den Angriffen vom Wochenende die iranischen Zentrifugen und Vorräte an angereichertem Uran nicht vollständig zerstört. Nur die Zugänge zu einigen Anlagen wurden demnach versperrt, ohne dass unterirdische Gebäude zerstört worden seien.

Trump watschte die Berichte als «Fake News» ab. Und wurde wütend: «Das war ein unglaublicher Erfolg genialer Piloten und genialer Militärs, und ihnen wird dafür nicht die Anerkennung gezollt, weil wir hier im Raum Abschaum haben. Und das trifft nicht auf alle zu. … CNN ist Abschaum. Die New York Times ist Abschaum. Das sind schlechte Menschen. Sie sind krank», sagte Trump. «Und sie versuchen, diesen unglaublichen Sieg zu verharmlosen.»

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Der stolze Trump

B-2-Kampfbomber der USA hatten am Wochenende zwei iranische Atomanlagen mit bunkerbrechenden Bomben vom Typ GBU-57 angegriffen. Ein U-Boot griff eine dritte Anlage mit Tomahawk-Marschflugkörpern an. Trump bezeichnete die Operation «Midnight Hammer» als «spektakulären militärischen Erfolg» und sagte, sie hätten die Atomanlagen «ausgelöscht».

Den Angriff selber lobte Trump dann. Und er verglich die Operation «Midnight Hammer» mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki vor fast 80 Jahren verglichen. Der US-Einsatz gegen die beiden japanischen Städte vom August 1945 habe «auch einen Krieg beendet», sagte Trump. Der US-Angriff auf den Iran am Wochenende habe den Krieg «auf eine andere Weise beendet», sagte Trump weiter. Er sei aber «(genau)so verheerend» gewesen. Er kündigte ausserdem neue Gespräche mit dem Iran für die kommende Woche an.

«Ich habe das geschafft»
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Trump lobt sich selbst:«Ich habe das geschafft»

Gleichzeitig zeigte er sich optimistisch, was den Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen gezeigt. «Ich denke, im Gazastreifen werden grosse Fortschritte gemacht, ich denke aufgrund der Attacke, die wir ausgeführt haben», so Trump. 

Der geschmeichelte Trump

Israel und Iran seien wie zwei Kinder auf einem Schulhof, sagte Trump. «Sie streiten sich wie verrückt, man kann sie nicht stoppen. Lassen Sie sie zwei bis drei Minuten lang kämpfen, dann ist es leicht, sie zu stoppen.»

Der «Daddy»-Vorfall sorgte für Verwunderung. Bei einer späteren Pressekonferenz wurde Rutte darauf angesprochen. Steht der Nato-Generalsekretär so schwach da, fragte eine Reporterin. Wird Trump nicht zu sehr gelobt und umgarnt? Nein, findet Rutte. «Verdient er kein Lob?», fragt Rutte zurück. «Ich denke, er verdient alles Lob.» Es sei eine Frage des Geschmacks. Er bezeichnete Trump als guten Freund. 

Schon vor dem Nato-Gipfel lobte Rutte überschwänglich Trump und den Angriff auf den Iran. «Ich gratuliere Dir und danke Dir für Dein entschlossenes Handeln im Iran, das wirklich aussergewöhnlich war und das sich sonst niemand getraut hat zu tun.» Trump veröffentlichte die Nachricht prompt in seinem Onlinedienst Truth Social.

Rutte sagte am Mittwoch, es sei «völlig in Ordnung», dass Trump die Nachricht veröffentlicht habe. Auf die Frage, ob ihm dies nicht peinlich sei, sagte er. «Absolut nicht – was in dieser Textnachricht steht, ist eine Darstellung von Tatsachen.»

Der versöhnliche Trump

Am Rande des Nato-Gipfels traf sich Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47). Selenski schrieb nach dem Treffen, die Unterredung mit Trump sei «lang und substanziell» gewesen. «Wir haben darüber gesprochen, wie wir einen Waffenstillstand und echten Frieden erreichen können», erklärte Selenski. «Wir haben darüber gesprochen, wie wir unser Volk schützen können.»

Trump äusserte sich im Anschluss an das Treffen ebenfalls positiv. Das Gespräch «hätte nicht angenehmer sein können», sagte Trump und fügte mit Blick auf Selenski an: «Zwischen uns hat es ja manchmal ein bisschen gerumpelt, aber er hätte nicht netter sein können.»

Ende Februar kam es bei Selenskis Besuch bei Trump im Weissen Haus in Washington zu einem Eklat, weil Trump und US-Vizepräsident Vance (40) dem ukrainischen Staatschef vor laufenden Kameras mangelnden Respekt und Dankbarkeit vorwarfen. Die Begegnung gipfelte im Rauswurf des ukrainischen Präsidenten aus dem Weissen Haus.

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