Darum gehts
Noch kein Reich hat je zwei Kaiser ausgehalten. Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden da keine Ausnahme. Der reichste Mann der Welt und der mächtigste Mann der Welt (zum Glück nicht ein und dieselbe Person) haben sich heftig zerstritten. Das Techtelmechtel zwischen Big Tech und Grossmacht ist aus.
Hat Donald Trump (78) – den weder gerichtliche Schuldsprüche noch Bankrotte, Wahlniederlagen, Amtsenthebungsverfahren oder Attentäter stoppen konnten – in Elon Musk (53) seinen Endgegner gefunden? Klar ist: Der ehemalige Chef von Trumps Abteilung für Regierungseffizienz (Doge) könnte dem US-Präsidenten in mehrfacher Hinsicht tatsächlich gefährlich werden.
Politisches Schachmatt
Grund für den Bruch zwischen den beiden ist Musks Kritik an Trumps «Big Beautiful Bill», einem Gesetzesentwurf, der Steuersenkungen für Reiche und massive Mehrinvestitionen in die Verteidigung beinhalten würde.
Das Gesetz, das vom Senat (dem Ständerat der USA) noch verabschiedet werden muss, ist die Grundlage für Trumps politischen Fahrplan. Scheitert es, bleibt dem US-Präsidenten weiterhin nur das Regieren mit Exekutiv-Anordnungen, die jederzeit von Gerichten gestoppt werden können.
Musk sagt, Trumps Gesetz würde die Amerikaner wegen der massiven Mehrausgaben langfristig zu «Steuer-Sklaven» machen. Schafft er es, ein paar zusätzliche Senatoren gegen das Gesetz aufzubringen, könnte Trumps «Big Beautiful Bill» platzen. Trump wäre politisch gelähmt – wohl für den Rest seiner Amtszeit.
Wahldebakel sponsored by Elon
288 Millionen Dollar hat Musk 2024 in Trumps Wahlkampf gebuttert. Ob Trump ohne diesen Zustupf – wie Musk behauptet – die Wahlen verloren hätte, bleibt unklar. Mit Geld alleine lassen sich in den USA keine Ergebnisse kaufen. Das zeigte sich im April, als Musks Kandidat bei einer Richterwahl im Bundesstaat Wisconsin trotz einer 25-Millionen-Spende klar verloren hat.
Trotzdem: Musk könnte sich bereits bei den Midterms-Zwischenwahlen im November 2026, bei denen ein Grossteil des US-Parlaments neu gewählt wird, für Anti-Trump-Kandidaten starkmachen – oder gar mit einer eigenen politischen Partei antreten. Besonders in Swing States dürften Musks Cash und seine Propaganda-Power (ihm gehört die Plattform X, auf der er 220 Millionen Follower hat) bei Trump für heftige Kopfschmerzen sorgen.
Raumschiff-Rache
Musks SpaceX ist die einzige amerikanische Firma, die Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS fliegen kann. Musk hat angedroht, seine «Dragon»-Raumschiffe zukünftig nicht mehr für diese Transporte zur Verfügung zu stellen. Damit könnte er einen Weltraum-Stau auslösen und den amerikanischen All-Ambitionen einen galaktischen Strich durch die Rechnung machen.
Gleiches gilt für seine Satelliten-Internet-Firma Starlink, auf deren Dienstleistungen auch das US-Verteidigungsministerium zählt.
Epstein-Episode
X-Chef Musk hat die Online-Reichweite, um im Nu Verschwörungstheorien zu verbreiten. Mitte Woche tweetete er, Trump erscheine in der bislang unter Verschluss gehaltenen Akte über den Serienvergewaltiger Jeffrey Epstein, der sich 2019 in einem Gefängnis das Leben nahm.
Woher Musk das wissen will? Unklar. Doch: Ober-Verschwörungstheoretiker Trump selbst ist das beste Beispiel dafür, wie wirksam selbst die kuriosesten Anschuldigungen sind, um Kontrahenten politisch zu schaden.
Deportation ist keine Option
Zusammengenommen also ganz schön viel Stress, den Musk Trump bescheren könnte. Der US-Präsident ist allerdings gut gewappnet, um sich vor den Attacken seines einstigen «first buddys» schützen zu können.
Laut der «Washington Post» hat Musk mehr als 38 Milliarden Dollar verdient mit amerikanischen Staatsaufträgen und Subventionen. Wenn Trump ihm ebendiese Aufträge entzieht, siehts rasch zappenduster aus für Musks Firmen.
Deportieren – wie das Trump-Einflüsterer Steve Bannon (71) jüngst gefordert hat – kann Trump den 2002 eingebürgerten Südafrikaner nicht. Aus dem Weissen Haus verbannt aber hat er ihn bereits.
Doch wer weiss: In Trumps Welt können aus Feinden rasch wieder Freunde werden. Wer den Kaiser lobt, statt seine «Big Beautiful Bill» zu kritisieren, der wird am Washingtoner Hof vielleicht bald wieder gehätschelt.