Zweiter Lebensmittelpunkt
Dort leben, wo die Sonne scheint und die Steuern tief sind

Unser Autor hat ein umfassendes Buch zum Teilzeit-Auswandern geschrieben – und verrät hier seine wichtigsten Tipps.
Publiziert: 16.02.2025 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2025 um 16:59 Uhr
Bahamas: Karibischer wirds nicht, die Meeresfrüchte munden auch. Aber besser auf 90 Tage pro Jahr begrenzen.
Foto: Getty Images
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Roland V. Weber
Bilanz

Wenn Schnee und Nieselregen wieder mal durchs Land kriechen, die Tage von verblüffender Kürze und die Autobahnen verstopft sind, weil es das Volk offenbar so will, dann kommen berechtigte Zweifel auf: Befinde ich mich überhaupt noch am richtigen Ort? Vielleicht flattert dann gleichzeitig noch eine bemerkenswert hohe Steuerrechnung ins Haus. Also nichts wie weg? Ein neuer Lebensentwurf?

Das mit der langweiligen Insel und dem konsequenten Auswandern ist so eine Sache. Aber wer einfach nur mal «raus» möchte, kann dies auch etwas cleverer gestalten. Ich habe dafür den Begriff «2. LMP» definiert, zweiter Lebensmittelpunkt. Die Heimat soll nicht negiert, aber ein zweites Standbein aufgebaut werden: ein Second Home. Ein zweites Zuhause ist indessen beileibe nicht nur eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus – es ist weit mehr, nämlich mehr Freiheit, mehr Lebensqualität.

Artikel aus der «Bilanz»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

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Eintauchen an einem schönen neuen Ort ist nur möglich, wenn man dort auch wohnt. Wohnen heisst für mich, wenn dort mein Drucker steht, mein Auto in der Garage wartet, im Schrank meine Kleider hängen, Weinkeller und Bar bestückt sind und ich mich auf mein Lieblingsrestaurant und ein paar nette Bekannte freuen darf. Dann bewege ich mich als befreiter Mensch, lediglich mit dem Laptop und der Kreditkarte bewaffnet, zwischen den Wohnorten hin und her. 2. LMP geht eben nur mit einem etablierten Home.

Miami Beach: Wohnen, wo die Reichen und Schönen schon sind. Allerdings sind nicht mehr als zweimal 90 Tage pro Jahr zu empfehlen.
Foto: Getty Images

Aber der Weg dorthin sollte nicht überstürzt angetreten werden.

Zur Einstimmung kann man schauen, was die 300 Reichsten in der Schweiz so machen. Die haben alle Möglichkeiten der Welt – aber was die meisten dieser Begüterten nicht wissen: Sie tun oft nicht das Richtige. Sie haben ihr Second Home in St-Tropez, «weil die Familie dort schon immer eine Villa hatte». Oder eine umgebaute Tenuta in der Toscana, weil man sich dort schon vor Jahren einen Rebberg angelacht hatte. Vielleicht unterhalten sie auch eine Farm in den USA, weil dort ihr Gestüt liegt. Und in der Schweiz sitzen sie, weil sie entweder pauschalbesteuert sind oder noch keinen guten Plan haben, um ihre Steuerresidenz an einen vorteilhafteren Ort zu verlegen.

In St-Tropez wird dann die Villa einmal pro Jahr ausgeraubt, in der Toscana ist es überhaupt nicht lustig im Januar, und Miami Beach wäre eigentlich besser gewesen als dieser verlorene Ort im Norden der USA mit dem Gestüt. Fazit: Die Übungsanlage der Superreichen ist für uns vermutlich die falsche Benchmark – zumal wir, selbst als gut situierte Privilegierte, bei Weitem nicht über die gleichen Mittel verfügen.

Deshalb drängt sich eine saubere Auslegeordnung auf, wohin die Reise gehen soll.

Panama City: Hat einen Kanal, aber auch günstigere Wohnmöglichkeiten und auch ein besseres Steuerregime als Miami. Geheimtipp!
Foto: Getty Images

Ausschluss-Analyse

Dass der Vatikan oder Laos über die Klinge springen mussten, war nicht überraschend. Aber viele Kriterien wie Kriminalität, Zivilisationsgrad oder Infrastruktur führten zu einer generellen drastischen Länderreduktion. Vor allem das Kriterium «Lunchbelt»: davon ausgehend nämlich, dass ein Second Home für einen Mitteleuropäer vor allem in der oft tristen Winterzeit einen Mehrwert bieten musste. Also musste ein geografischer Gürtel rund um den Globus definiert werden, wo am 25. Dezember genau um 13 Uhr draussen, bei angenehmen Temperaturen, der Lunch eingenommen werden kann. In der Folge wurden alle Länder kurzerhand eliminiert, in denen dies nicht möglich ist.

Kein Wunder, verblieben nur noch 53 Orte – von A für Aruba bis Z für Zypern –, die anschliessend akribisch analysiert wurden. Die Entscheidungsparameter waren dabei nicht nur Entfernung oder Klima, sondern auch die Beurteilung des möglichen Einlebens vor Ort, die Immobilienpreise, die Gastronomie oder die Lebenshaltungskosten.

Reich sein mag nicht glücklich machen, arm sein aber auch nicht. Wer über etwas mehr Mittel verfügt als der Durchschnitt, ist privilegiert. Und genau für diese Zielgruppe tut sich hier ein interessantes Fenster auf. Wenn man es sich leisten kann, in eine gescheite Immobilie im richtigen Land zu investieren, ergibt sich, rein ökonomisch, eine ziemlich attraktive Situation. Und dies unter drei Aspekten: Am Ort des Second Home kommt man in den Genuss von tieferen Lebenshaltungskosten, man kann mit einer cleveren Immobilieninvestition mit hoher Wahrscheinlichkeit Geld verdienen und, mit einer allfälligen Verlegung des formellen Wohnsitzes, Steuern sparen.

Im zürcherischen Aussenqaurtier Schwamendingen, notabene einem nicht äusserst pittoresken Ort, liegen die Durchschnittspreise pro Quadratmeter Wohnfläche bei rund 14'000 Franken. Selbst im coolen Miami Beach müssen nur knapp 9000 Franken dafür ausgelegt werden, auf Zypern weniger als 5000. Man müsste für ein Second Home schon Singapur oder Monaco wählen, um teurer als an durchschnittlichen Schweizer Orten zu wohnen. Mieten an solchen Orten macht übrigens kaum Sinn, Besitz schlägt Miete fast immer.

Curaçao: Europa, sprich Niederlande, aber in der Karibik: Direktflüge aus Amsterdam, zudem steuergünstig.
Foto: Getty Images/Connect Images

Auf ins Steuerparadies?

Die Lebenshaltungskosten in Genf oder Zürich beispielsweise liegen weltweit an der Spitze. Ausgehend von Zürich mit einem Kostenindex von 100 Punkten, liegen wir in Südeuropa durchgehend bei unter 50 Punkten. Selbst Dubai verkommt mit unter 60 Punkten fast zum Discountort. Wer wirklich günstig leben möchte, könnte sich auch nach Kapstadt oder Buenos Aires absetzen (Index unter 30 Punkten). Ein zweites pekuniäres Fazit also: Die Zeit, die man am Ort des Second Homes verbringt, verlebt man günstiger als zu Hause. In der Summe, mit den Parametern Investition ins Eigentum und Lebenshaltungskosten, wird der 2. LMP so gratis errichtet. Kommt das Second Home ausserdem an einem steuerfreundlichen Ort zu liegen, könnte das gar zu einer Vermögensvermehrung führen. Ja, it’s the economy, stupid! Das meinte schon Bill Clinton.

Sich allein nach der Liste der Steuerparadiese zu richten, wäre nicht sehr klug. So gelten die British Virgin Islands beispielsweise als attraktives Steuerparadies. Aber wer möchte schon fernab an einem derart langweiligen Ort seine Zeit verbringen?

Es verbleiben jedoch immer noch 17 Steuerparadiese, in denen es sich sehr gut leben lässt, wo die Sicherheit stimmt, das Klima, das soziale Umfeld und vieles mehr.

Dubai: Viel Sand, viele Hochhäuser, ein echtes Steuerparadies und gut erreichbar. Auch deshalb sind schon viele dort.
Foto: Getty Images

Sollte das Second Home nun mit Wohnsitzverlegung in einem steuerbegünstigten Land zu liegen kommen, gelten strenge Regeln: Maximal 180 oder 182 Tage dürfen dann in der alten Heimat verbracht werden. Für US-Bürger entpuppt sich ein solcher Wohnsitzwechsel allerdings als «Griff ins Klo», denn für sie gilt eine globale Besteuerung, unabhängig vom Wohnsitz. Deutsche und Franzosen werden auch gebeutelt, sie erwarten eine recht gemeine «Wegzugssteuer» sowie Steuerpflichten auch noch Jahre nach dem Wegzug.

Tatsächlich geniessen die Eidgenossen in diesen Belangen bedeutend mehr Freiheit. Falls prioritär eine Steueroptimierung angegangen werden soll, muss also der Wohnsitz verlegt werden. Man sollte es dann aber nicht so angehen wie Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella, nämlich die Schriften nach Monaco zu verlegen und trotzdem zu Hause in der Villa in Risch zu bleiben. Oder sich, wie Sängerin Shakira, formell auf den Bahamas niederzulassen, sich dann aber täglich in den Social Media aus Spanien zu präsentieren. Die Steuernachzahlungen betrugen in diesen Fällen Millionen.

Die Top-Auswandererspots
  • Bahamas – Raum Nassau: Grossartiges Klima, viel Karibik-Groove, attraktive Wohnoptionen, keine Sprachbarrieren, Steuerparadies. Nachteil Nr. 1: Distanz/Erreichbarkeit, Nachteil Nr. 2: Maximale Aufenthaltsdauer in der Schweiz reduziert sich auf 90 Tage pro Jahr (da kein Doppelbesteuerungsabkommen).
  • Curaçao (NL) – Spanish Waters: Attraktive niederländische Karibikinsel mit täglichem Direktflug ab Amsterdam, sicher wie in den Niederlanden, 365 Tage Sommerurlaub, nette internationale Community, viele bezahlbare Wohnoptionen, steuergünstig. Bitte nicht weitersagen.
  • Malaysia – George Town, Penang: Der Geheimtipp: tolles Ganzjahresklima, viele Wohnoptionen, kaum Sprachbarrieren, hervorragende Gastronomie, kaum Steuern, die günstigste Lösung von unseren 12 Tipps. Einziger Nachteil: Erreichbarkeit. Kluge Alternative zum nahen und teuren Singapur.
  • Mallorca – Palma: Der am einfachsten zu errichtende 2. LMP, leidliches Klima, keine Sprachund Organisationsbarrieren (17. Bundesland …), relativ teure Immobilien, aus Steuergründen aber keine Residence-Lösung.
  • Malta – Valletta: Pittoreske mediterrane Insel, nur eine Flugstunde entfernt, wintersicher, englischsprachig, preiswert, steuergünstig bei Wohnsitznahme. Kleiner Nachteil: etwas insular …
  • Mauritius – Westküste: Fast nur positive Parameter: attraktives Klima, viele Wohnoptionen, tolle Gastronomie, bezahlbar, keine Sprachbarrieren, steueroptimierend mit guten Residence-Möglichkeiten. Aber etwas umständlich zu erreichen, fehlende Urbanität.
  • Panama – Raum Panama City: Geheimtipp Nummer 2: Günstig-Alternative zu Miami, viel Karibik-Groove und koloniales Flair, einfache Residence-Lösung mit Steuerbefreiung. Nachteil: Erreichbarkeit. Ein paar Brocken Spanisch können hilfreich sein.
  • Portugal – Cascais oder Lissabon: Sehr gute Erreichbarkeit, gute Rechtssicherheit und Infrastruktur, viel Authentizität, tiefe Kosten. Abstriche bei den Steuern und der Gastronomie. Leider nur am Atlantik.
  • Spanien – Malaga, Südspanien: Insbesondere Andalusien punktet mit dem besten Klima Europas, der guten Erreichbarkeit, attraktiven Immobilien, den tiefen Kosten und viel mediterranem Groove. Wermutstropfen: Steuern (Wohnsitznahme nicht empfehlenswert).
  • USA – Miami Beach, Florida: Perfektes Klima, viel Coolness, etwas karibisches Flair, unkomplizierte Community, viele Wohnoptionen. Achtung, Steuern. Achtung, Aufenthaltsdauer von maximal zweimal 90 Tagen pro Jahr.
  • VAE – Dubai, Küste: Attraktives Winterklima, hohe Sicherheit, viele Wohnoptionen, hervorragende Infrastruktur – alles im grünen Bereich! Ein paar kulturelle Defizite, aber insgesamt einer der besten Kompromisse. Gut zu erreichen (ins Tessin dauert es länger, beispielsweise an Ostern). Und: vielleicht eines der weltbesten Steuerparadiese.
  • Zypern – Paphos: Fast keine Negativpunkte: mediterran, sonnig, sicher, gute Erreichbarkeit, tolle Wohnoptionen, tiefe Kosten, die steuergünstigste Option in Europa (mit Non-Dom-Status).
  • Bahamas – Raum Nassau: Grossartiges Klima, viel Karibik-Groove, attraktive Wohnoptionen, keine Sprachbarrieren, Steuerparadies. Nachteil Nr. 1: Distanz/Erreichbarkeit, Nachteil Nr. 2: Maximale Aufenthaltsdauer in der Schweiz reduziert sich auf 90 Tage pro Jahr (da kein Doppelbesteuerungsabkommen).
  • Curaçao (NL) – Spanish Waters: Attraktive niederländische Karibikinsel mit täglichem Direktflug ab Amsterdam, sicher wie in den Niederlanden, 365 Tage Sommerurlaub, nette internationale Community, viele bezahlbare Wohnoptionen, steuergünstig. Bitte nicht weitersagen.
  • Malaysia – George Town, Penang: Der Geheimtipp: tolles Ganzjahresklima, viele Wohnoptionen, kaum Sprachbarrieren, hervorragende Gastronomie, kaum Steuern, die günstigste Lösung von unseren 12 Tipps. Einziger Nachteil: Erreichbarkeit. Kluge Alternative zum nahen und teuren Singapur.
  • Mallorca – Palma: Der am einfachsten zu errichtende 2. LMP, leidliches Klima, keine Sprachund Organisationsbarrieren (17. Bundesland …), relativ teure Immobilien, aus Steuergründen aber keine Residence-Lösung.
  • Malta – Valletta: Pittoreske mediterrane Insel, nur eine Flugstunde entfernt, wintersicher, englischsprachig, preiswert, steuergünstig bei Wohnsitznahme. Kleiner Nachteil: etwas insular …
  • Mauritius – Westküste: Fast nur positive Parameter: attraktives Klima, viele Wohnoptionen, tolle Gastronomie, bezahlbar, keine Sprachbarrieren, steueroptimierend mit guten Residence-Möglichkeiten. Aber etwas umständlich zu erreichen, fehlende Urbanität.
  • Panama – Raum Panama City: Geheimtipp Nummer 2: Günstig-Alternative zu Miami, viel Karibik-Groove und koloniales Flair, einfache Residence-Lösung mit Steuerbefreiung. Nachteil: Erreichbarkeit. Ein paar Brocken Spanisch können hilfreich sein.
  • Portugal – Cascais oder Lissabon: Sehr gute Erreichbarkeit, gute Rechtssicherheit und Infrastruktur, viel Authentizität, tiefe Kosten. Abstriche bei den Steuern und der Gastronomie. Leider nur am Atlantik.
  • Spanien – Malaga, Südspanien: Insbesondere Andalusien punktet mit dem besten Klima Europas, der guten Erreichbarkeit, attraktiven Immobilien, den tiefen Kosten und viel mediterranem Groove. Wermutstropfen: Steuern (Wohnsitznahme nicht empfehlenswert).
  • USA – Miami Beach, Florida: Perfektes Klima, viel Coolness, etwas karibisches Flair, unkomplizierte Community, viele Wohnoptionen. Achtung, Steuern. Achtung, Aufenthaltsdauer von maximal zweimal 90 Tagen pro Jahr.
  • VAE – Dubai, Küste: Attraktives Winterklima, hohe Sicherheit, viele Wohnoptionen, hervorragende Infrastruktur – alles im grünen Bereich! Ein paar kulturelle Defizite, aber insgesamt einer der besten Kompromisse. Gut zu erreichen (ins Tessin dauert es länger, beispielsweise an Ostern). Und: vielleicht eines der weltbesten Steuerparadiese.
  • Zypern – Paphos: Fast keine Negativpunkte: mediterran, sonnig, sicher, gute Erreichbarkeit, tolle Wohnoptionen, tiefe Kosten, die steuergünstigste Option in Europa (mit Non-Dom-Status).

Für das Buch erstellte ich ein Länder-Ranking: Es musste sich logischerweise auf eine repräsentative Kunstperson beziehen – etwa auf einen gut situierten Mittel- oder Nordeuropäer über 50. Entscheidend für die Wahl des zweiten Zuhauses ist jedoch die Gewichtung der Parameter: Die individuellen Präferenzen sind nun mal sehr verschieden. Wenn die Steuerfrage die Deutungshoheit über das künftige Leben gewinnen sollte, müsste der Parameter Steuern maximal gewichtet werden. Sollte Food & Beverage Priorität erhalten, wird sich die Länderauswahl nochmals anders einschränken. Leider würden da insbesondere Länder mit einem angelsächsischen Hintergrund schlechter abschneiden, hinterliessen die Briten doch, rein historisch, eine gastronomische Blutspur. Die Franzosen kolonialisierten diesbezüglich schon besser, deshalb isst man noch heute in frankofon geprägten Ländern besser. Es lohnt sich also, alle diese Faktoren vorgängig profund zu prüfen.

Die Geheimtipps

Leider handelt es sich bei den «Geheimtipps» nun seit der Veröffentlichung des Buches wohl nicht mehr um geheime Tipps. Diese Orte sind jedoch zu interessant, um nicht darüber zu sprechen. Dass man als Schweizer Italien oder Frankreich für einen zweiten Lebensmittelpunkt in Betracht zieht, liegt auf der Hand. Aber vielleicht interessanter und überraschender könnte die Idee sein, nicht einfach Miami Beach, sondern auch Panama City in Betracht zu ziehen. Auch Malta beispielsweise könnte ganz vorne in der Gunst liegen, denn da sind kaum Nachteile auszumachen: nah, mediterran, englische Sprache, sicher, gute Gastronomie, steueroptimierend. Ebenso logisch erscheint nach der Analyse, Zypern näher zu prüfen: gut erreichbar, angenehmes Klima, sicher, Non-Dom-Status für eine Steuer-Residence.

Malta: Liegt quasi um die Ecke und ist auch finanziell attraktiv, wenn man einen Wohnsitz nimmt.
Foto: Getty Images

Dass man nach Phuket in Thailand etwas länger fliegen muss, erstaunt selbstredend nicht. Hingegen verblüfft dann eher, dass man dort anschliessend fast nur Positives vorfindet, gute Gastronomie, tiefe Lebenshaltungskosten und sehr bezahlbares Eigentum – plus das Sahnehäubchen, nämlich de facto eine Steuerbefreiung. Denn Thailand kennt, wie auch die Philippinen oder Malaysia, nur eine «territoriale» Besteuerung. Das heisst, dass nur im Land selbst erzieltes Einkommen fiskalisch erfasst wird. Sollte man sich also nicht gerade als Tauchlehrer auf Phi Phi Island betätigen und vor Ort Einkommen generieren, würde wohl nichts zur Besteuerung anfallen – womit sich solche Länder plötzlich als heimliche Steuerparadiese entpuppen.

«Ich wohne in George Town»

In der Aussenwahrnehmung würde es doch gut klingen, wenn man auf die Frage nach dem Wohnsitz mit «George Town» antworten könnte. Man könnte dann noch die Ergänzung nachliefern, dass es sich nicht um die Hauptstadt der Cayman Islands handelt (einem bekannten Steuerparadies, aber ansonsten tristen Eiland), sondern um George Town in Malaysia. Dieser Ort sollte tatsächlich als Sondertipp gehandelt werden, denn die Stadt auf der Insel Penang hat eine grandiose britische Vergangenheit, ist wunderbar kolonial, sicher, verfügt ganzjährig über ein angenehmes Sommerklima, glänzt als gastronomischer Hotspot – und gilt zudem noch als unbekanntes Steuerparadies. Dass die Villa da nur ein Siebtel des Apartments im nur eine Stunde entfernten Stadtstaat Singapur kostet, ist ein weiteres Highlight.

Wer kein Problem mit den Steuern hat, verfügt über ein grösseres Angebot an interessanten Second Homes. Südspanien beispielsweise bietet diesbezüglich nur Vorteile: gut zu erreichen, vernünftige Immobilienpreise, erstaunlich gute Infrastruktur, wunderbar mediterran, sicher, und der Weihnachtslunch kann mit grosser Sicherheit im Freien eingenommen werden. Auch Portugal darf als vorteilhafter Ort bezeichnet werden, Madeira könnte geprüft werden oder auch Mallorca. Alle diese Standorte haben den Vorteil, dass keine Wohnsitzverlegung stattfinden muss – aber Achtung: Die 180-Tage-Regel muss eingehalten werden. Ob Griechenland, Frankreich, Italien, Spanien oder die USA, die Behörden dieser Länder würden nicht zögern, einen sofort in fiskalische Geiselhaft zu nehmen.

Die Erkenntnisse

Einige erhellende Lerneffekte drängen sich dank der Analyse auf: Erstens muss die Voraussetzung gegeben sein, über ein bisschen Kapital und Freiheit zu verfügen – damit besteht ein Entry Ticket, Eigentum am Wunschort zu erstehen. Zweitens lohnt es sich, eine persönliche Präferenzanalyse zu erstellen. Was ist mir wichtig am neuen Ort? Sonnenstunden? Tiefe Kriminalität? Tiefe Steuern? Oder einfach der Groove? Und drittens könnte man dann ein bereicherndes Projekt starten. Von B wie Bahamas bis Z wie Zypern.

pr
Zur Person

Die persönliche Reise von Roland V. Weber begann vor fast 20 Jahren, als er seinen Wohnort in die Emirate verlegte. Sein Steuerkommissär in der vormaligen Wohngemeinde schien ihn nachhaltig verärgert zu haben, es gelüstete ihn zudem nach einem sonnigeren Klima, und er hatte sich sein Berufsleben als Unternehmensberater inzwischen so eingerichtet, dass er fast von überall aus arbeiten konnte – als digitaler Nomade quasi, obwohl es diesen Begriff dannzumal noch gar nicht gab. Seine Situation änderte sich nochmals vor gut zehn Jahren, als seine neue Lebenspartnerin ihn überzeugte, ein gemeinsames neues Second Home zu finden. Sie schlug vor, etwa die Kanaren näher zu prüfen: noch Europa, aber sehr weit südlich. Die Kanaren fielen schnell durch. In der Folge definierte der Autor weitere Parameter, um einen optimalen Ort zu finden. Nach allerlei Reisen landeten sie zwei Jahre später in Malaga in Südspanien

Seine systematische Suche nach dem besten Ort, so entschied er, sollte in einem Buch festgehalten werden – zum Entsetzen seiner Partnerin. Sie prophezeite ihm, berichtet Weber, «dass ich a) das Buch nie fertigschreiben würde, b) es niemand kaufen und c) es niemand lesen würde. Dieses provokative Verdikt entpuppte sich indessen zu einem grossen Ansporn, um das Gegenteil zu beweisen.» Die Notizen waren bald zu einem Stoss an Factsheets, Charts, Indizes für Rechtssicherheit, Klimatabellen, Analysen zu Food & Beverage, Steuertabellen und vielem mehr angeschwollen. Diese Dimensionen brachten Weber zum Entschluss, ein grosses Coffee Table Book zu gestalten. Es dauerte fünf Jahre, bis er das Buch fertiggestellt hatte. «Zu meiner Rehabilitation muss bemerkt werden, dass ich das nebenbei machte und die Corona-Zeit erst mal Bremsspuren hinterliess, denn es wäre 2021 unmöglich gewesen, ein Buch über ferne Second Homes zu präsentieren». So waren Bali, Neuseeland, auch Mauritius zu jener Zeit komplett abgeriegelt. Doch Webers Lebenspartnerin warf ihm «Arroganz» vor, weil er über Länder zu schreiben gedachte, in denen er noch nie war: Genau handelte es sich um 14 von 53 Orten, «mein Argument, dass Karl May den Winnetou auch geschrieben hatte, ohne selbst durch die Prärien zu reiten, verfing nicht, also reiste ich die 14 Länder kurzerhand alle ab». Allein, denn so war er frei, fehlendes Wissen möglichst effizient aufzusaugen. Statt sich am Strand zu räkeln, sprach er mit Immobilienagenten und Treuhändern, studierte Menukarten und Weinlisten, fuhr schöne Wohnviertel ab und setzte die Arbeit abends an der Bar mit Gesprächen fort. «Ob Buenos Aires, Montevideo, Panama City oder ausgewählte Karibikinseln wie Curaçao oder Barbados: Ich konnte meine bestehenden Ländernotizen gleich vor Ort korrigieren, und bald standen auch die 14 letzten Analysen. Ich möchte die Reisen nicht missen.»

pr

Die persönliche Reise von Roland V. Weber begann vor fast 20 Jahren, als er seinen Wohnort in die Emirate verlegte. Sein Steuerkommissär in der vormaligen Wohngemeinde schien ihn nachhaltig verärgert zu haben, es gelüstete ihn zudem nach einem sonnigeren Klima, und er hatte sich sein Berufsleben als Unternehmensberater inzwischen so eingerichtet, dass er fast von überall aus arbeiten konnte – als digitaler Nomade quasi, obwohl es diesen Begriff dannzumal noch gar nicht gab. Seine Situation änderte sich nochmals vor gut zehn Jahren, als seine neue Lebenspartnerin ihn überzeugte, ein gemeinsames neues Second Home zu finden. Sie schlug vor, etwa die Kanaren näher zu prüfen: noch Europa, aber sehr weit südlich. Die Kanaren fielen schnell durch. In der Folge definierte der Autor weitere Parameter, um einen optimalen Ort zu finden. Nach allerlei Reisen landeten sie zwei Jahre später in Malaga in Südspanien

Seine systematische Suche nach dem besten Ort, so entschied er, sollte in einem Buch festgehalten werden – zum Entsetzen seiner Partnerin. Sie prophezeite ihm, berichtet Weber, «dass ich a) das Buch nie fertigschreiben würde, b) es niemand kaufen und c) es niemand lesen würde. Dieses provokative Verdikt entpuppte sich indessen zu einem grossen Ansporn, um das Gegenteil zu beweisen.» Die Notizen waren bald zu einem Stoss an Factsheets, Charts, Indizes für Rechtssicherheit, Klimatabellen, Analysen zu Food & Beverage, Steuertabellen und vielem mehr angeschwollen. Diese Dimensionen brachten Weber zum Entschluss, ein grosses Coffee Table Book zu gestalten. Es dauerte fünf Jahre, bis er das Buch fertiggestellt hatte. «Zu meiner Rehabilitation muss bemerkt werden, dass ich das nebenbei machte und die Corona-Zeit erst mal Bremsspuren hinterliess, denn es wäre 2021 unmöglich gewesen, ein Buch über ferne Second Homes zu präsentieren». So waren Bali, Neuseeland, auch Mauritius zu jener Zeit komplett abgeriegelt. Doch Webers Lebenspartnerin warf ihm «Arroganz» vor, weil er über Länder zu schreiben gedachte, in denen er noch nie war: Genau handelte es sich um 14 von 53 Orten, «mein Argument, dass Karl May den Winnetou auch geschrieben hatte, ohne selbst durch die Prärien zu reiten, verfing nicht, also reiste ich die 14 Länder kurzerhand alle ab». Allein, denn so war er frei, fehlendes Wissen möglichst effizient aufzusaugen. Statt sich am Strand zu räkeln, sprach er mit Immobilienagenten und Treuhändern, studierte Menukarten und Weinlisten, fuhr schöne Wohnviertel ab und setzte die Arbeit abends an der Bar mit Gesprächen fort. «Ob Buenos Aires, Montevideo, Panama City oder ausgewählte Karibikinseln wie Curaçao oder Barbados: Ich konnte meine bestehenden Ländernotizen gleich vor Ort korrigieren, und bald standen auch die 14 letzten Analysen. Ich möchte die Reisen nicht missen.»

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