Geringe Auslastung, ausgedünnter Fahrplan, Personalmangel: Auch für den ÖV sind es aussergewöhnliche Zeiten. Nun blickt der Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter auf das letzte Jahr zurück. Und übt Kritik an den SBB.
Insbesondere grosse Unterschiede zwischen dem Mitarbeitenden im Büro und dem Basispersonal sorgen für Unmut. «Während man sofort Schutzmassnahmen für das Personal in den Büros organisierte, wurde das Basispersonal trotz unklarer Lage der Ansteckungsgefahr ausgesetzt und angewiesen, den Betrieb wie immer weiterzuführen. Anfänglich versuchte man sogar, vertraglich festgehaltene Arbeitszeitregelungen auszuhebeln», wie es in der Mitteilung des Verbandes heisst.
Zweiklassen-Mentalität
Neben Entrüstung über die Absage der Weihnachts-Aktion beschäftigen auch die Ferien: «Passend zu dieser sich etablierenden Zweiklassengesellschafts-Mentalität haben mittlerweile viele, im Homeoffice arbeitende Angestellte ihre Ferien entgegen den Konzern-Vorgaben ins Jahr 2021 verschoben.» Das Front-Personal hingegen habe Abbau der Zeitkonten auf eigene Rechnung gemacht. «In der Nachbearbeitung wird zudem beim systemrelevanten Personal um jede Minute gefeilscht, während der Leistungsausweis im Homeoffice mutmasslich als immer voll erfüllt gilt», so der Verband weiter.
Man lebe definitiv in zwei Welten. Deshalb die Konklusion: «Auf diesem Nährboden wächst das Verständnis für Sparmassnahmen nicht.» Sparmassnahmen standen jüngst auch bei SBB Cargo an, die Lokführer-Stellen abbaute.
Bei den SBB herrscht aber weiterhin Lokführer-Mangel. Das schafft weitere Besorgnis. «Nur dank reduziertem Angebot konnten die SBB den Leistungsauftrag erfüllen», sagt der Vorstand des Lokführer-Verbandes. Nun wurde die Organisation der Schulungstage durch die Pandemie weiter erschwert.