Züge werden an der Grenze gestoppt
Die Deutsche Bahn ist zu schlecht für die Schweiz

Im ersten Quartal 2024 durfte mehr als jeder zehnte Zug aus Deutschland nicht in der Schweiz weiterfahren. Aus Angst, dass die unpünktlichen deutschen Züge das Schweizer Bahnsystem durcheinanderbringen. Blick kennt die Hintergründe dieser Schmach.
Publiziert: 29.07.2024 um 16:31 Uhr
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Unpünktliche deutsche Züge werden an der Grenze gestoppt, Reisende müssen umsteigen.
Foto: imago/Arnulf Hettrich
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Die Deutsche Bahn hat ein Problem mit der Pünktlichkeit. Ihre Züge sind chronisch verspätet. Aktuelle Zahlen belegen das. 2023 erreichten in der Schweiz 92,5 Prozent aller Züge ihr Ziel pünktlich. In Deutschland waren es nur 64 Prozent. Kurz: Bei den SBB und der Deutschen Bahn (DB) prallen zwei Bahnkulturen aufeinander.

Das hat Folgen: Züge aus Deutschland mit Verspätung werden an der Grenze gestoppt. Damit soll verhindert werden, dass Verspätungen übernommen werden und deutsche Kompositionen das eng getaktete Zugsystem der Schweiz aus der Bahn werfen.

12,4 Prozent der Züge müssen umkehren

Konkret: Die SBB stoppten von Januar bis März elf Prozent aller Züge auf der Strecke München – Zürich vorzeitig, wie die «Süddeutsche» berichtet. Auf der Strecke von Freiburg nach Basel mussten sogar 12,4 Prozent der Züge wieder umkehren. Das ist mühsam für die Reisenden: Sie müssen an der Grenze den deutschen Zug verlassen und einen Schweizer Zug nehmen, um an ihr Ziel zu kommen.

Dass die Schweiz unpünktliche Züge nicht mehr ins Land lässt, sorgt in Deutschland dieser Tage für fette Schlagzeilen «Was für eine Blamage für die Deutsche Bahn», schreibt die «Bild». Und: «Unsere Bahn ist zu lahm.» Das Ganze sei einfach nur «peinlich für die Deutsche Bahn». Die «Süddeutsche» lobt die SBB für ihre Pünktlichkeit. Und kommt zum Schluss, dass «den Schweizern ihre pünktlichen Züge heilig» seien.

Infrastruktur jahrzehntelang vernachlässigt

Die Gründe für die massiven Verspätungen der Deutschen Bahn sind vielfältig. Immer wieder sorgen Baustellen für Probleme, defekte Oberleitungen bereiten Ärger. Jede zweite Verspätung ist zudem auf streikendes Bahnpersonal zurückzuführen. 

Ennet der Grenze hat sich längst die Politik dem leidigen Thema angenommen. Für den Grünen Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (53) ist klar: «Die jahrzehntelange Vernachlässigung der Schienen-Infrastruktur führt dazu, dass die betriebliche Qualität der Bahn in Deutschland immer weiter hinter die unserer Nachbarländer zurückfällt.»

Andere Länder würden sich regelrecht vor dem Risiko fürchten, Unpünktlichkeit aus Deutschland einzuschleppen. «Dass die Schweiz sich die zu häufig verspäteten Züge aus Deutschland vom eigenen Netz fernhält, ist verständlich», sagt Gastel.

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