Zu wenig, zu langsam, zu teuer
Diese zehn Dinge musst du über Ladestationen wissen

2,8 Millionen Stromer sollen 2035 auf Schweizer Strassen unterwegs sein. Das zeigen Zahlen des Bundesamtes für Energie. Doch sind wir für diese grosse Zahl gerüstet? Wie lädt die Schweiz heute – und in Zukunft? Der Bund zündet den Turbo.
Publiziert: 11.05.2023 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2023 um 11:35 Uhr
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Bei vielen Grossverteilern kann man mittlerweile sein Auto aufladen.
Foto: PIUS KOLLER
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Und plötzlich geht es schnell! Wurden Elektroautos lange Jahre als Träumereien von Öko-Fundis belächelt und abgetan, erleben sie derzeit einen Boom. Tesla Model 3, VW ID oder Skoda Enyaq führen die Verkaufslisten der Schweiz an. Bloss: Jedes rein elektrisch betriebene Auto braucht eine Ladestation, wenn die Akkus schlapp machen. Doch dvon gibt es in der Schweiz längst noch nicht genug. Die Situation dürfte sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen.

Schon 2035 könnte über die Hälfte aller Personenwagen – 2,8 Millionen Stück! – in der Schweiz ein Steckerfahrzeug sein. Das heisst: In zwölf Jahren muss der Aufbau der Ladeinfrastruktur weitgehend abgeschlossen sein. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die das Bundesamt für Energie (BFE) präsentiert hat. Das Fazit: Es braucht einen Mix verschiedener Ladeoptionen in der Schweiz. Zudem soll vor allem der Aufbau von Ladeinfrastruktur in Mietobjekten forciert werden.

Blick beantwortet die wichtigsten 10 Fragen zum Thema:

Laden zu Hause

Elektrofahrzeuge sollen laut der Studie, wenn immer möglich, an privaten Stationen auf bestehenden Abstellplätzen zu Hause laden können. Das Laden daheim entspricht auch in Zukunft dem Bedürfnis der Besitzer von Elektrofahrzeugen. Das heisst: Bis 2035 müssen bis zu zwei Millionen private Ladepunkte in der Schweiz entstehen. Anders als für Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer sind Mieter auf den Goodwill der Vermieter angewiesen. Hier braucht es dringend Richtlinien.

Was kostet eine private Ladestation?

Den nötigen Platz in einer Garage oder einem Aussenparkplatz vorausgesetzt, kostet eine eigene Ladestation zwischen 700 und 2700 Franken. Der Aufbau der privaten Ladeinfrastruktur in Gebäuden ist laut dem BFE aber kein Selbstläufer. Neben Anreizen brauche es Planungs- und Investitionssicherheit.

Brauche ich eine Bewilligung für eine Ladestation?

Wer auf einem Parkplatz eines Ein- oder Mehrfamilienhauses oder Bürogebäudes eine Ladestation erstellen will, braucht in den meisten Fällen keine Bewilligung. Anders der Fall bei gewerblichen Anlagen. Die brauchen eine Bewilligung. Wer einen neuen Parkplatz erstellt und darauf eine Ladeanlage installiert, benötigt zwingend eine Bewilligung.

Ladestation als Lockmittel zum Shoppen

Der Discounter Lidl und das schwedische Möbelhaus Ikea haben damit angefangen. Und ihren Kundinnen und Kunden in der Schweiz die ersten Ladestationen für Elektrofahrzeuge angeboten. Offenbar mit Erfolg. Denn die Konkurrenz hat nicht lange zugeschaut. Sondern ihrerseits aufgerüstet. Bei der Migros sind es 300 Parkplätze in 200 Filialen. Die Zahl der Ladestationen ändert sich fast täglich.

Sind Tankstellen nur für Benziner und Diesel?

Längst nicht mehr! Die grossen Tankstellen-Ketten bauen ihr Angebot fleissig aus. Auf dem Land, bei Einkaufszentren und auf Autobahnraststätten. Etwa bei Shell beim Einkaufszentrum Rosenberg in Winterthur ZH. Dort gehen in den nächsten Tagen vier neue Stromtankstellen ans Netz. Ähnlich sieht es im ganzen Land aus.

Was kostet ein voller Akku?

Als Richtlinie gilt: Eine Vollladung im Hochtarif kostet je nach Modell 12 bis 20 Franken. Im Niedertarif sind es unter 10 Franken. Aber Achtung! Bei Schnellladestationen ist der Preis pro Kilowattstunde kWh im Durchschnitt deutlich höher – je nach Anbieter.

Wie lange dauert das Laden des Akku?

Die Dauer einer Vollladung hängt von verschiedenen Faktoren ab: Der Ladeleistung (in kW), der Grösse der Batterie), der Wärmeentwicklung beim Ladevorgang oder der Aussentemperatur. Als Faustregel gilt für eine Reichweite von 100 Kilometern:

  • zu Hause (mit 3,7 kW): 6 Stunden
  • Parkplätze in Tiefgaragen, öffentliche Stationen (11 bis 22 kW): 1 bis 2 Stunden
  • beschleunigtes Laden im öffentlichen Raum (grössere Ladestationen, 50 kW): 30 Minuten
  • Schnellladestationen (150 kW): 10 Minuten
  • Hochleistungsschnelllader (350 kW): wenige Minuten

Haben Mieter ein Recht auf eine E-Tankstelle?

Eines ist klar: Mieter haben keinen Anspruch auf den Einbau einer Ladestation. Doch wer zahlt deren Installation, wenn Vermieter oder Verwaltung einverstanden sind? Je nach Vereinbarung müssen die Mieter die Kosten gänzlich oder zu Teilen selbst tragen. Möglicherweise übernimmt aber auch der Vermieter diese Kosten, und überwälzt sie dann auf den Mietzins.

Problem Blaue Zone

Für Fahrzeughalter ohne Lademöglichkeit zu Hause – weil sie nur einen Parkplatz in der Blauen Zone haben – oder am Arbeitsplatz ist die Situation prekär. Die Studie rechnet für 2035 mit 400'000 bis 1'000'000 solchen Steckerfahrzeugen. Für diese braucht es ein allgemein zugängliches Ladenetz möglichst in der Nähe des Wohnorts. 2035 braucht die Schweiz bis zu 84'000 solcher allgemein zugängliche Ladepunkte. Der Bedarf wird regional unterschiedlich sein. Zur Einordnung: Aktuell gibt es erst 10'000 allgemein zugängliche Stationen.

Kann ich mit dem E-Auto ins Ausland in die Ferien?

Monat für Monat wird es einfacher, mit dem Elektro im Ausland Ferien zu machen. Auf französischen Autobahnraststätten kann man derzeit einen Boom von neuen Ladestationen feststellen. Zudem kommen Bestrebungen zum Bau eines europaweiten Netzwerkes immer weiter. Der grösste internationale Anbieter ist Charge Now mit 140’000 Ladestationen weltweit. In Europa sind Plugsurfing mit 130’000 Ladestationen und New Motion mit 125’000 Ladestationen die grössten Anbieter von Stromtankstellen.

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