An den zu viel erhaltenen Subventionen habe sich niemand bereichert, betonte der zurücktretende BLS-Chef Bernard Guillelmon am Freitag vor den Medien. «Es gab kein Bschiss, es gab keine versteckten Kassen». Niemand habe etwas Kriminelles getan.
Dies seien wichtige Erkenntnisse aus den Untersuchungen der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) sowie des Beratungsunternehmens PwC. «Ich bin froh, dass jetzt Klarheit herrscht.» Die Einnahmen und die teilweise entstandenen Gewinne seien jeweils korrekt in den Jahresrechnungen enthalten gewesen. Die Gelder seien zweckbestimmt im öV geblieben.
Hochkomplexe Prozesse
An der operativen Spitze der BLS brauche es nun ein anderes Profil als sein eigenes, so Guillelmon weiter. Es gebe nun Aufgaben zu lösen. Der Abgeltungsprozess sei hochkomplex, weil zwischen der Planung und der tatsächlichen Leistungserbringung mehrere Jahre lägen.
Entsprechende Verbesserungen seien bereits eingeleitet worden, betont auch Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli. Es sei eine vordringliche Pflicht, gegenüber den Bestellern, den Eigentümern - insbesondere dem Kanton Bern als Mehrheitsaktionär - und gegenüber den Kunden «transparent, zuverlässig und berechenbar» zu sein. Die BLS habe immer im Sinne des öffentlichen Verkehrs der Schweiz gehandelt.
Halbtax-Erlöse nicht richtig eingerechnet
Die Untersuchungen zeigten, dass man innerhalb der zuständigen Abteilungen der BLS gewusst habe, dass die Libero-Halbtaxerlöse nicht in den Offerten eingerechnet waren. Man habe dies als Gegenposten zu nicht akzeptierten Kosten «im Sinne einer Verhandlungslösung» eingeschätzt.
Der Kanton Bern habe hier verständlicherweise eine andere Sicht, sagte Stämpfli. Auch der Verwaltungsrat erwarte, dass der Kanton Bern «umfassend und transparent informiert wird», sagte der BLS-Präsident und unterstrich seinerseits, dass niemand persönlich profitiert habe. «Es liegen keine Falschberechnungen vor.»
Dirk Stahl übernimmt
Nachfolger von Guillelmon wird interimsmässig ab November 2020 BLS Cargo-Chef Dirk Stahl. Auch er sitzt in der BLS-Geschäftsleitung und wusste damit ebenfalls seit 2017 von den nicht berücksichtigten Halbtax-Erlösen.
VR-Präsident Stämpfli sieht darin aber kein Hindernis für Stahls Tätigkeit als künftiger BLS-Chef. Dieser sei seit 20 Jahren bei der BLS kenne die Firma «in und auswendig», betont Stämpfli. Jemandem die Führung zu übergeben, bei dem das nicht so sei, «wäre falsch.» (gbl/SDA)