Manche kommen einfach, um Steuern zu sparen. Wie der «Müllermilch»-Unternehmer Theo Müller (79), der Deutschland wegen der Erbschaftssteuer verliess. Andere trieb offenbar ein eher romantisches Motiv, wie Ex-Fussballstar Günter Netzer (74). Er habe sich «verliebt» in unser Land, wird er nicht müde zu beteuern.
Deutsche Rentner und die Schweiz – diese Beziehung scheint zu funktionieren. Das belegen neue Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Demnach ist die Schweiz das Lieblingsland der deutschen Pensionäre, ein wahres Rentnerparadies. 26390 Renten überwies die Bundesrepublik Ende 2018 an nicht mehr berufstätige Staatsbürger, die in der Schweiz leben. Da kommt nicht mal Spanien mit, obwohl dort das «deutsche Bundesland» Mallorca liegt. Dorthin wurden nur 21377 Renten überwiesen. Auf Platz zwei folgt Österreich (25053), vor den USA (24000).
Durchschnittlich 404 Euro
Was allerdings auffällt: Nur eine Minderheit der Deutschen in der Schweiz kassiert besonders viel Geld aus der Heimat. Meist erhalten sie eher bescheidene Beträge. Im Schnitt überwies die deutsche Rentenversicherung pro Monat lediglich 404 Euro in die Schweiz, wie sie SonntagsBlick mitteilt. Zum Vergleich: Deutsche Inlandsrentner bekamen 2018 im Schnitt 877 Euro ausbezahlt.
Am Hungertuch nagen müssen die betagten deutschen Exilanten in der teuren Schweiz wohl dennoch nicht. «Die Rente ist deshalb so niedrig, da nur die Ansprüche gegen die Deutsche Rentenversicherung ausbezahlt werden», sagt Tanja Mahel von der Deutschen Rentenversicherung. Das heisst: Die Deutschen haben meist noch Anspruch auf die Rente eines anderen Landes. Oft dürfte das in der Schweiz die AHV sein. Der Versicherte habe «nicht sein komplettes Erwerbsleben» in Deutschland verbracht, «die Versicherungsjahre in Deutschland werden insgesamt entsprechend kurz gewesen sein.»
Deutsche Rentner zieht es nicht erst seit gestern in die Schweiz: Seit 2013 flossen die meisten Renten Richtung Alpen. In den Jahren davor lagen noch die USA an der Spitze. Rentner aus EU-Ländern dürfen sich in der Schweiz niederlassen, wenn sie über genügend finanzielle Mittel verfügen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Als sogenannte Nichterwerbstätige dürfen sie nicht sozialhilfeabhängig werden und müssen eine Krankenkasse haben, die auch die Kosten bei Unfällen deckt. Dann steht einem Schweizer Domizil nichts im Weg.
DCX STORY: doc76o8lnhgsbraiwn84g0 [Schweizer Ruheständler mögen Frankreich]