Zahl der Anbieter schrumpft
Für Immobilienkäufer weht bei Hypotheken ein härterer Wind

Weil sie nicht verhandelt haben, zahlen viele Hauskäufer zu hohe Hypothekarzinsen. Doch nun dreht der Wind auf dem Hypothekenmarkt. Viele Anbieter steigen aus. Das hat für Immobilienkäufer direkte Folgen.
Publiziert: 07.04.2024 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2024 um 11:39 Uhr
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Verhandeln und mehrere Hypothekenofferten einholen, lohnt sich beim Hauskauf. (Bild: Wilen bei Wil TG)
Foto: Sven Thomann
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Schweizerinnen und Schweizer gelten als faul. Nicht etwa arbeitsfaul, aber zumindest wechselfaul. Die Menschen hierzulande wechseln ihr Handyabo, die Krankenkassen oder die Hausbank nur sehr zaghaft. Gerade beim Haus- oder Wohnungskauf hätten viele in der Vergangenheit viel Geld sparen können, wenn sie nur genügend Hypothekenangebote eingeholt und verglichen hätten. Doch das war einmal.

Inzwischen haben sich viele Anbieter vom Hypothekenmarkt zurückgezogen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Viele Versicherungen und Pensionkassen haben sich vom Markt zurückgezogen. Darunter auch grosse Anbieter wie die Zurich-Versicherung.

Das grosse Einsparpotenzial der Bankkunden

Im Negativzinsumfeld haben diese Unternehmen noch händeringend nach Möglichkeiten gesucht, wo sie das viele Kapital gewinnbringend anlegen konnten. Doch mit den steigenden Zinsen sind Hypotheken für sie plötzlich nicht mehr attraktiv. So können sie beispielsweise mit Obligationen wieder gutes Geld verdienen.

Für Immobilienkäuferinnen und -Käufer hat das Folgen. Eine Hochrechnung des Online-Vergleichsdienstes Moneyland hatte erst im Februar ergeben, dass Hypothekennehmer im Durchschnitt pro Jahr 3080 Franken sparen könnten. Dafür müssten die Kunden zu einer Bank mit einem besseren Hypothekarzins wechseln. Würden das alle tun, läge das Sparpotenzial bei insgesamt 4,8 Milliarden Franken. Dieses hohe Sparpotenzial kommt zustande, weil sich viele Hypothekarnehmer immer noch zu oft für das erste Angebot ihrer Hausbank entscheiden, ohne vorher zu vergleichen. Zudem vergessen Immobilienbesitzer, dass Hypothekarzinsen oft verhandelbar sind.

Bessere Verhandlungsposition für die Banken

Natürlich können Kunden mit einer laufenden Hypothek nicht so einfach wechseln. Das Sparpotenzial in Milliardenhöhe wäre also nur über längere Zeit umsetzbar – und schrumpft nun zusammen. Denn in vielen Regionen ist es deutlich schwieriger geworden, mehrere Offerten für eine Hypothek einzuholen. Das schmälert die Verhandlungsposition der Käufer.

Für die Banken hingegen sind es gute Neuigkeiten, dass sich ein Teil der Konkurrenz der letzten Jahre wieder aus dem Geschäft verabschiedet hat. Der Hypothekenmarkt in der Schweiz ist mit über 1100 Milliarden Franken riesig – und hat sich innerhalb von 20 Jahren mehr als verdoppelt. Sollten die Kunden plötzlich weniger wechselfaul sein, hat sich Verhandlungsposition für die Banken in vielen Regionen wieder deutlich verbessert.

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