Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren stark angestiegen und Bauland gilt als einer der grössten Preistreiber. Das spiegelt sich nun bei den Wohn- und Landflächen von Wohnbauten wider. Eigenheime, welche in den letzten vier Jahren erstellt wurden, fallen schweizweit kleiner aus und stehen auf weniger Landfläche als bestehende Liegenschaften. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Analyse von Moneypark, die BLICK exklusiv vorliegt.
Für die Studie wurden die über den Hypothekenvermittler finanzierten Neubauten zur Selbstnutzung der Jahre 2016 bis und mit 2019 ausgewertet. Und dann mit dem Schnitt aller älteren Eigenheime verglichen. Das Resultat: Die Wohnfläche bei Neubauten, die in den letzten vier Jahren erstellt wurden, liegt schweizweit um 3,2 Prozent tiefer als diejenige von bestehenden Bauten.
Zentralschweiz am stärksten betroffen
Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung in der Zentralschweiz, wo die Wohnfläche um 7,8 Prozent abnahm. Nach Zürich verzeichnete die Zentralschweiz in den letzten zehn Jahren in der Deutschschweiz die höchste Steigerung der Immobilienpreise. «Das kann mit ein Grund sein, weshalb Käufer in dieser Region bei Neubauten eher auf kleinere Flächen ausweichen mussten», sagt Moneypark-CEO Stefan Heitmann (43) zu BLICK.
Auch in Zürich verkleinerte sich der Wohnraum um 4,6 Prozent. Heitmann erklärt das schweizweite Phänomen wie folgt: «Die Immobilienpreise sind in den letzten zehn Jahren über fünfmal mehr gestiegen als die Einkommen, da verwundert diese Entwicklung nicht.» Zudem sei verdichtetes Bauen Bestandteil des Raumplanungsgesetzes des Bundes.
In der Ostschweiz nimmt der Wohnraum zu
Die Ostschweiz hingegen ist die einzige Region mit einer leichten Zunahme der Wohnfläche um 1,7 Prozent. Eigenheime in der Ostschweiz bieten schweizweit mit Abstand am meisten Wohnraum. Ostschweizer Familien wohnen im Schnitt auf 153 Quadratmetern, Zürcher haben im Schnitt 140 Quadratmeter zur Verfügung.
Die Grösse der Liegenschaften hängt dabei auch mit der Geburtenziffer in der jeweiligen Region zusammen: je grösser die Familien, desto mehr Wohnraum. Durchschnittlich leben Wohneigentümer in der Schweiz auf 145 Quadratmetern. Besitzer von Einfamilienhäusern haben dabei eine um 50 Prozent höhere Wohnfläche und im Schnitt 1,5 Zimmer mehr zur Verfügung als Besitzer von Eigentumswohnungen.
100 Quadratmeter weniger
Auch die Landflächen von Einfamilienhäusern sind in den letzten vier Jahren kleiner geworden. Die neu gebauten Einfamilienhäuser stehen gesamtschweizerisch auf 527 Quadratmetern. Das sind rund 100 Quadratmeter weniger Landfläche als bei älteren Einfamilienhäusern, was einem Minus von 16 Prozent entspricht. Überdurchschnittlich gross ist der Rückgang im Mittelland und in Zürich.
Trotz des grossen Rückgangs bauen Mittelländer noch immer auf die grösste Landfläche, dicht gefolgt von den Ostschweizern. Die Grundstücke in Zürich sind dagegen um rund ein Viertel kleiner als in der Ostschweiz, die Bevölkerungsdichte ist aber gleichzeitig achtmal höher.
Brauchen wir nach Corona mehr Platz?
Damit, dass vermehrt kleiner gebaut wird, antizipiert die Bauindustrie laut Zürcher Kantonalbank (ZKB) auch den grossen demografischen Trend der Überalterung. Doch gerade während des Lockdowns dürften sich einige Schweizer etwas mehr Wohnraum oder Gartenfläche gewünscht haben. «Der Trend zu vermehrtem Homeoffice dürfte die Nachfrage nach grösserem Wohnraum zusätzlich stärken», sagt Ursina Kubli (40), Leiterin Immobilien-Research bei der ZKB. «Die Bauindustrie läuft meiner Meinung nach derzeit Gefahr, die zukünftigen Wohnbedürfnisse bezüglich Wohnungsgrösse nicht richtig zu antizipieren», fügt sie an.
«Der Lockdown wird die Wichtigkeit der eigenen vier Wände sicherlich nochmals aufwerten», sagt auch Heitmann. Die Frage bleibe aber, inwiefern es finanziell möglich sein werde, sich die Traumimmobilie effektiv leisten zu können.