Die Zeit der aggressiven Zinserhöhungen in den USA ist vorbei. Am Mittwoch dürften die Währungshüter vom Fed die dritte Zinspause in Folge einlegen. Dafür spricht, dass der Preisauftrieb in den letzten Monaten nachgelassen hat. Das gilt auch für die Schweiz. Auch die Schweizerische Nationalbank SNB muss den Leitzins wohl nicht antasten, denn die Inflation hat sich zuletzt stärker abgekühlt als erwartet.
Die Ökonomen erwarten fast einstimmig, dass die Währungshüter den SNB-Leitzins bei dieser Sitzung erneut bei 1,75 Prozent belassen werden. Im September noch hatte eine Mehrzahl mit einer weiteren Erhöhung gerechnet und war dann von der SNB überrascht worden. Die Notenbank beliess zum ersten Mal seit Beginn ihres Erhöhungszyklus den Leitzins unverändert.
Davor hatte die Notenbank seit Juni 2022 den Leitzins von seinerzeit -0,75 Prozent in nur fünf Schritten auf das aktuelle Niveau gehievt und der Jahre andauernden Negativzinsära in der Schweiz ein Ende gesetzt.
Belasteten im September noch die Sorgen um ein «höher für länger» bei den Leitzinsen, sorgten sinkende Inflationsdaten in den USA, Europa und auch hierzulande für ein Umdenken.
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Zur Erinnerung: Ausgegebenes Ziel der SNB ist es, Preisstabilität zu gewährleisten. Mit einer Inflation, die im November weiter gesunken ist auf 1,4 Prozent von zuvor 1,7 Prozent, ist die SNB auf gutem Weg, dieses Mandat zu erfüllen. Ihr ausgegebenes Ziel ist eine Teuerungsrate zwischen 0 und 2 Prozent.
Wer senkt zuerst die Zinsen?
Vor diesem Hintergrund dreht sich bei den Investoren mit Blick auf 2024 alles um die Frage: Wer senkt zuerst und um wie viel? Dies hat sich vor allem an den Anleihemärkten gezeigt, wo die Renditen einen deutlichen Rückgang gesehen haben.
«Die unter den Erwartungen liegende Inflation in der Schweiz im November hat die Tür für eine weitere Zinserhöhung geschlossen», sagt Daniel Lüchinger von der Graubündner Kantonalbank. Gleichzeitig sehe er aber auch keine raschen Zinssenkungen, da einerseits Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten bestehen, insbesondere bei den Mieten. «Zweitens lag die Inflation in der Schweiz nur in fünf der letzten 27 Jahre über einem Prozent, was darauf hindeutet, dass die Inflation lieber in der unteren Hälfte der Zielbandbreite gehalten wird.»
Was den weiteren Zinskurs der SNB betrifft, weichen die Meinungen der Ökonomen allerdings überraschend stark voneinander ab. So sagen die Ökonomen von Capital Economics die erste Zinssenkung für die nächste Lagebeurteilung im März voraus. Sie rechnen damit, dass die Inflation im kommenden Jahr bei etwa 1 Prozent liegen wird.
Andere Experten wie etwa jene von der UBS oder von AXA Investment Managers erwarten einen ersten Zinsschritt eher in Richtung Juni, wenn nicht gar September.
Bei der St. Galler Kantonalbank dagegen glaubt man, dass die SNB erst ab 2025 die Zügel lockern wird. Die Notenbank habe derzeit keinen Grund, die Zinsen rasch zu senken, auch weil der aktuelle Leitzins mit 1,75 Prozent alles andere als hoch und konjunkturbremsend sei.
Passt die SNB ihre Inflationsprognosen an?
Während also am Donnerstag auf Zinsseite keine Veränderungen erwartet werden, ist es durchaus möglich, dass die SNB ihre Inflationsprognosen anpasst und auch die Wortwahl bei den Devisenmarktinterventionen ändert.
So hat die SNB zuletzt immer wieder betont, einen starken Franken auch im Kampf gegen importierte Inflation zu begrüssen – ihm zur Not mit Devisenverkäufen gar auf die Sprünge zu helfen. Sowohl bei der UBS als auch bei Capital Economics halten es die zuständigen Experten für möglich, dass dieses Instrument weniger wichtig werden könnte.
Ähnlich wie bei die SNB dürften auch die US-Notenbank Fed sowie die EZB (am Donnerstag) in dieser Woche den Status quo bestätigten und keine weiteren Zinsschritte vollziehen. «Dass die vorweihnachtliche, geldpolitische Ruhe noch einmal gestört wird, ist kaum zu erwarten», heisst es in einem Kommentar von Allianz Global Investors. (SDA/uro)