Ein Paar knutscht im Regen. Zwei Homosexuelle schauen sich an. Shampoo schäumt auf einem Frauenkörper. Das alles lässt das SRF nicht durchgehen. Es will den Werbespot, mit dem der Schweizer Erotik-Onlinehändler Amorana wirbt, nicht ausstrahlen. Dies berichtete «20 Minuten».
Spot «aus ethisch-moralischen Gründen» abgelehnt
Das SRF findet, dass der Spot Sexismus transportiert – also die Vorstellung, dass ein Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen ist. «Die sexistische Anmutung dieses Werbespots könnte die Gefühle einzelner Zuschauergruppen verletzen», erklärt SRF-Sprecherin Andrea Wenger auf Anfrage von BLICK. «SRF hat diesen Spot deshalb aus ethisch-moralischen Gründen abgelehnt.» Das SRF wolle den eigenen publizistischen Leitlinien auch bei der Ausstrahlung von Werbeinhalten gerecht werden und habe deshalb entschieden, den Amorana-Spot nicht auzustrahlen.
Amorana Co-Gründer Alan Frei (35) ist empört. Der Erotik-Händler wirbt etwa an Schweizer Bahnhöfen. «Die SBB nehmen jedes unserer Plakate ab», sagt Frei. Aber beim SRF werde sein Unternehmen ausgesperrt. Frei ist überzeugt: «Am Spot ist nichts anrüchig oder anstossend!»
SRF will als einziger Sender den Spot nicht ausstrahlen
Amorana hatte drei Versionen des Videos ans SRF, aber auch an Privatsender wie Prosieben und RTL geschickt. Die erste Version ist 40 Sekunden lang und zeigt viel Haut und sogar eine weibliche Brust. Eine zweite ist halb so lang und zeigt noch zwei schwule Männer, die einander küssen. Im Zehn-Sekunden-Spot dagegen sehe man eigentlich gar nichts mehr, findet Frei. «Harmloser geht es nicht.»
Das SRF bleibt dennoch der einzige Sender, der die Werbung überhaupt nicht senden möchte – nicht einmal spätabends ab 22 oder 24 Uhr.
Absender ausschlaggebend für den Entscheid
Amorana-Gründer Frei ist sich sicher, dass das SRF die Moral nur vorschiebt, damit sie keinem Sextoy-Händler eine Plattform bietet. Hätte ein anderer Werbekunde denselben Spot gedreht, wäre das SRF sicher einverstanden gewesen. «Hier geht es effektiv um unsere Branche.»
Tatsächlich schreibt die SRF-Sprecherin auf Anfrage: Ausschlaggebend für die Entscheidung sei auch der Absender.