Die Spatzen pfiffen es schon seit Wochen von den Dächern. Gestern nun die Bestätigung: Die Europäische Union hat eine Kartellbeschwerde gegen Google eingereicht. Angeführt von der neuen Wettbewerbskommissiarin Margrethe Vestager (47).
Die Dänin ist erst seit November in Brüssel. In der Heimat setzte die Finanzexpertin als Ministerin harte Reformen in der Sozialpolitik durch. Als Vertreterin der sozialliberalen Partei Det Radikale Venstre erreichte sie bei den Wahlen 2011 noch ein Traumresultat.
Sie wurde gar als spätere Ministerpräsidentin gehandelt. Im politischen Umfeld wird sie als «Eiskönigin» oder «Eiserne Lady» bezeichnet. «Eine Frau wie dänisches Design: schnörkellos, klar, entschieden», schrieb der «Stern» kürzlich.
Die deutschen Journalisten scheint sie bereits überzeugt zu haben. Die «Süddeutsche Zeitung schreibt über Vestager: «Sie ist machtbewusst, eloquent und charmant. Sie versteht es, ihre Umgebung durch unerwartete Gesten für sich einzunehmen. Wer sie interviewen will, dem stellt sie zuerst Fragen über das private Umfeld.»
Sie liess Eric Schmidt monatelang warten
Als Chefin der Kartellbehörde befasst sie sich nun mit Konzernen wie Gazprom, Starbucks, Apple – und eben Google. Den Fall des Suchmaschinen-Giganten hat sie von Vorgänger Joaquín Almunia übernommen.
Er quälte sich damit fünf Jahre lang ab. Die europäischen Grossverlage fanden ihn zu lasch. Er wollte einen Vergleich mit Google, scheiterte aber an den Gegnern, die eine härtere Gangart fordern.
In Vestager finden diese nun eine neue Lichtgestalt. Laut «Stern» liess sie Google-Präsident Eric Schmidt monatelang warten, bis sie ihn Ende März in Brüssel empfing. Er sei mit acht Begleitern erschienen, um auf alles vorbereitet zu sein.
Am Ende entschied sich Vestager und die EU-Kommission trotzdem für die Konfrontation. Sie gehe davon aus, dass Google seinem eigenen Preisvergleichsdienst Google Shopping einen unfairen Vorteil verschafft habe, erklärte Vestager gestern. Dem Internetriesen droht eine Busse von bis zu 6,6 Milliarden Euro. (alp)