Wer ins Fitness, ins Restaurant oder in eine Bar will, muss getestet, genesen oder geimpft sein. Diese Regel gilt auch in Spitälern oder Altersheimen in zahlreichen Kantonen. Damit soll die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden.
Für viele Spitex-Dienste gilt eine solche Regel allerdings nicht. Dabei sind genau sie es, die den Seniorinnen und Senioren, die zur Risikogruppe gehören, tagtäglich nahekommen. Sie sind verunsichert wegen der fehlenden Test- und Zertifikatspflicht bei ihren Pflegern. Laut dem «Tages Anzeiger» gibt es etwa in den Kantonen Zürich, Aargau oder Zug weder eine Test- noch eine Zertifikatspflicht für Spitex-Personal. Die Impfquote liegt zwischen 50 und 70 Prozent.
Pflicht erst, wenn sich epidemiologische Lage verschärft
Auch wenn die meisten Betagten geimpft sind, besteht für sie noch immer ein erhebliches Risiko: Studien zeigen, dass der Immunschutz bei ihnen schneller nachlässt. Wer im Frühling geimpft wurde, könnte schon wieder weitgehend schutzlos sein.
Ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten sich deshalb regelmässig testen lassen, heisst es bei Spitex Schweiz, dem Dachverband der nichtkommerziellen Spitex-Organisationen. Eine Verpflichtung könne man jedoch nicht aussprechen. Der Ball dafür liege bei den kantonalen Organisationen.
In den Kantonen Obwalden und Solothurn wolle man erst eine Testpflicht prüfen, wenn sich die epidemiologische Lage verschärfen würde. Nur in Genf, Graubünden, Uri und im Wallis müssen Spitex-Angestellte zweimal wöchentlich zum obligatorischen Test.
Eher Job aufgeben als impfen
Pro Senectute, die grösste Altersorganisation der Schweiz, unterstützt die Anliegen der älteren Menschen: «Wir legen die Zertifikatspflicht allen nahe, die mit besonders gefährdeten Menschen arbeiten.»
Die meisten Kantone sehen jedoch keinen Handlungsbedarf. Es sei noch zu keiner Ansteckung im Rahmen von Spitex-Dienstleistungen gekommen, heisst es aus dem Kanton Zug.
Und wie wäre es mit einer Impfpflicht? Das sei kein Thema, sagt der Leiter einer Spitex-Organisationen gegenüber dem «Tages Anzeiger». Viele Pflegerinnen und Pfleger würden eher ihren Job aufgeben, als sich impfen zu lassen. Die Angst vor angeblichen Nebenwirkungen sei zu hoch. (gif)