Wegen hohen Krankenkassen-Prämien
Ältere Versicherte knausern bei den Zusatzversicherungen

Wie dramatisch die finanzielle Lage bei Versicherten ist, zeigt eine Comparis-Analyse zur Nachfrage nach Zusatzversicherungen. Klassische Spital-Zusatzversicherungen können sich viele nicht mehr leisten. Patientinnen und Patienten müssen bei der Krankenkasse sparen.
Publiziert: 16.07.2024 um 08:43 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2024 um 10:38 Uhr
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Schweizerinnen und Schweizer sparen vermehrt bei Zusatzversicherungen – vor allem ältere Menschen.
Foto: IMAGO/Zoonar II
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Schweizerinnen und Schweizer verzichten vermehrt auf Zusatzversicherungen. Weil sie sich diese immer weniger leisten können. Zu teuer sind die Prämien für die obligatorische Grundversicherung geworden. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Vergleichdienstes Comparis. Er hat über eine Million Offertenbestellungen für Zusatzversicherungen über die vergangenen 5 Jahre untersucht.

Vor allem die Nachfrage nach stationären Spital-Zusatzversicherungen ist gesunken. Zwischen 2019 und 2024 haben die stationären Privat- und Halbprivat-Versicherungen um 20 Prozent abgenommen. Einen Zuwachs gibts dafür bei den Flex-Versicherungen. «Viele Versicherte wechseln von Spital halbprivat oder privat zu Flex oder schliessen gleich eine Zusatzversicherung Spital Flex ab», sagt Comparis-Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly.

Vor allem Ältere müssen sparen

Laut Schneuwly sind es vor allem ältere Versicherte, die im Bereich Zusatzversicherung die Krankenkasse nicht mehr wechseln können und Prämien sparen wollen, die sich für Spital Flex interessieren. «Sie bezahlen wesentlich tiefere Prämien und können gegen eine höhere Kostenbeteiligung von der allgemeinen in die halbprivate oder private Abteilung wechseln», erklärt der Experte. Die Prämienschocks bei der Grundversicherung hätten bei älteren Versicherten den Spardruck bei Zusatzversicherungen verstärkt.

Noch immer am meisten nachgefragt wird laut der Comparis-Analyse der Zusatz «Spital allgemein ganze Schweiz». 12 Prozent aller Offertenanfragen im Zusatzversicherungsbereich drehen sich darum. Mit einer Zusatzversicherung «Spital allgemein ganze Schweiz» muss man nicht den Kantonsarzt fragen, ob man sich ohne medizinische Notwendigkeit und ohne zusätzliche Kostenbeteiligung in einem Spital ausserhalb des Wohnkantons behandeln lassen darf.

An zweiter Stelle folgt «Notfälle im Ausland» mit einem Anteil von 11,6 Prozent an den Zusatzversicherungsofferten. Auf dem dritten Platz «Gesundheitsförderung/Prävention» mit 11,1 Prozent.

Zahnversicherungen legen kräftig zu

Gefragt sind auch Zahnversicherungen. Am stärksten hat sich laut der Auswertung von Comparis seit 2018 die Bedeutung von Zahnstellungskorrekturen bewegt. Hier sind die Offertenbestellungen um 42,9 Prozent gestiegen. «Angesichts der Deckungslücken in der Grundversicherung ist die wachsende Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen keine Überraschung. Etwa die Hälfte der Kinder braucht Zahnstellungskorrekturen, die 10'000 Franken und mehr kosten können», weiss Schneuwly.

Auch im Bereich der Psychotherapie sind Zusatzversicherungen gefragt (+38 Prozent). «Ich hätte einen Nachfrageeinbruch bei den Zusatzversicherungen mit Psychotherapie-Deckung erwartet, seit die ärztlich angeordnete Psychotherapie von Psychologinnen durch die Grundversicherung gedeckt ist», sagt Schneuwly.

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