Anti-WEF-Demo
300 Personen blockieren Kantonsstrasse in Davos

Rund 300 Gegner des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben am Sonntag in Davos demonstriert und für ein Verkehrschaos gesorgt. Eine Gruppe von 30 Personen wurde vorübergehend festgenommen, nachdem sie eine Strasse blockiert hatte.
Publiziert: 19.01.2025 um 14:18 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2025 um 13:02 Uhr
Hunderte WEF-Gegnerinnen und Gegner blockierten am Sonntag die Kantonsstrasse nach Davos.
Foto: MICHAEL BUHOLZER
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Rund 300 Gegnerinnen und Gegner des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben am Sonntag in Davos GR demonstriert. Während der Demonstrationszug die Zufahrtsstrasse zum Austragungsort blockierte, setzte sich eine Gruppe von 30 Personen ab, um sich auf einen anderen Strassenabschnitt zu setzen. Sie wurden vorübergehend festgenommen.

Die 30 Personen hatten sich vom allgemeinen Demonstrationszug abgelöst, kurz nachdem dieser die Strasse etwas weiter unten bei Davos Laret blockiert hatte. Die 30 Personen seien weiter oben durch den Tiefschnee direkt auf die Strasse gerannt und hätten sich dort hingesetzt, wie eine Sprecherin der Kantonspolizei Graubünden der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Verhaftete teilweise fixiert

Sie seien anschliessend von der Strasse weggetragen und am Strassenrand in eine Warteposition gebracht worden. In dieser seien sie teilweise auch mit Bändern fixiert worden. Danach habe man sie in Bussen zum Polizeiposten gebracht und verhört. Sie müssen sich vor der Staatsanwaltschaft Graubünden wegen verschiedener Delikte verantworten, seien aber wieder auf freiem Fuss. Man habe sie nach dem Verhör nach Hause gebracht, teilweise bis nach Deutschland.

Die Strassenblockade des Hauptdemonstrationszugs bei Davos Laret sorgte derweil für einen «Mega-Stau». Die Kapitalismuskritiker bauten entlang der Kantonsstrasse Schneemänner und brachten damit den Verkehr zum Stillstand. Die Autos stauten sich von Davos Laret bis zum Abzweiger der Autoverladestation Vereina talwärts. Auf der anderen Seite standen die Fahrzeuge bis Mitte Davosersee. 

Nachdem die Streikenden auch nach mehreren Durchsagen der Polizei die Strasse nicht geräumt hatten, schritten die Behörden mit vergitterten Spezialfahrzeugen ein. Schliesslich gingen die Demonstrierenden weiter nach Davos, wo sie zur Kundgebung der Jungsozialisten (Juso) stiessen.

«Es sind nicht die Reichen, die uns retten»

Die Juso forderten mit ihren Rufen «Attacke, Attacke, das WEF ist kacke» ein Ende des Forums. 2025 sei die Zeit der Monster, sagte eine Aktivistin mit Blick auf die neue US-Regierung. Ein als Donald Trump verkleideter Demonstrant wollte mit Satire auf das Bevorstehende aufmerksam machen. «Es sind nicht die Reichen, die uns retten», hiess es an der Demo weiter.

Das WEF habe noch keine Lösungen für die Probleme dieser Welt hervorgebracht, klagte Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann im Gespräch mit Keystone-SDA. Eine Lösung wäre ihrer Ansicht nach die Erbschaftssteuerinitiative der Juso, die eine Besteuerung von 50 Prozent auf Nachlässe und Schenkungen von mehr als 50 Millionen Franken fordert.

Die Reichen und Mächtigen dieser Welt würden durch ihre Profitgier Klimakrise, Kriege und Ungerechtigkeit anheizen, hiess es in einer Mitteilung der Juso. Mit der Initiative sollen diese nun für ihre Klimaverbrechen zur Kasse gebeten werden. 

Zu Gast war auch die deutsch-österreichische Sozialaktivistin Marlene Engelhorn. Sie will aus ihrem geerbten Vermögen rund 25 Millionen Euro an die Allgemeinheit verteilen. Sie setzt sich schon länger für die Wiedereinführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern in Österreich ein.

Bundesgericht: «Publikumswirksame» Kundgebung

Die bewilligte Demonstration der WEF-Gegnerschaft war von 15 bis 17 Uhr vorgesehen. Weil die Protestwanderung aber nach einem Urteil des Bundesgerichts wieder «publikumswirksam» durch Davos durfte, traf der Grossteil der Demonstrierenden erst kurz vor 17 Uhr auf dem Postplatz ein. Die Behörden liessen sie deshalb etwas länger gewähren.

In den Jahren davor war die Protestwanderung von den Behörden auf die Wanderwege verbannt und vor Davos in den Zug geleitet worden, der sie bis zum Postplatz brachte. Das organisierende Strike-WEF-Kollektiv hatte sich gegen diese Verbannung erfolgreich gewehrt.

Die komplette Verschiebung der «Winterwanderung» von der Kantonsstrasse weg stellte laut dem Bundesgericht einen unverhältnismässigen Eingriff in die Meinungs- und Versammlungsfreiheit dar. Diese Grundrechte würden in einem gewissen Ausmass das Anrecht beinhalten, für Kundgebungen mit einer Appellwirkung öffentlichen Grund zu benützen. Die Behörden überarbeiteten daraufhin ihre Vorgaben.

Dennoch lag die Zahl der Demonstrierenden im Bereich der Vorjahre. Das stehe mit der heutigen Zeit und den unzähligen Möglichkeiten, seine Meinung kundzutun, im Zusammenhang, sagte Hostetmann weiter.

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