Blick-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe erklärt
Warum braucht es das WEF und wer trägt die Sicherheitskosten?

Mitte Januar findet in Davos die 55. Ausgabe des WEF statt. Doch was passiert eigentlich in den Tagen zwischen dem 20. und 24. Januar in Davos? Blick-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe klärt auf.
Publiziert: 19.01.2025 um 22:24 Uhr
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Aktualisiert: 11:17 Uhr

Ich bin Christian Kolbe, Wirtschaftsredaktor bei Blick, und ich werde nächste Woche nach Davos reisen, um über das World Economic Forum zu berichten. Jetzt bin ich aber hier im Studio, um eure Fragen zu beantworten. 

Was bringt denn das WEF überhaupt? (Frage von Kurt)

Grosse Frage, kurze Antwort. Letztendlich bringt es allen etwas. Natürlich, klar, es bringt dem World Economic Forum etwas. Es ist die wichtigste Veranstaltung für sie. Es bringt der Wirtschaft etwas, denn es treffen sich ganz viele Konzernchefs und entscheidende Manager in Davos. Aber es bringt natürlich auch der Schweiz etwas, denn wir sind ein relativ kleines, neutrales Land, das aber auch dank des WEFs extrem gut in der Welt vernetzt ist. Von unseren Bundesräten werden sechs an der Zahl nächste Woche in Davos sein. Die reisen dorthin, sprechen mit anderen Staats- und Regierungschefs und können so die Anliegen der Schweiz in die Welt hinaustragen. Und ganz zum Schluss bringt es letztendlich auch jedem Bürger, jeder Bürgerin etwas: Wenn es der Wirtschaft gut geht, wenn quasi neue Geschäfte angestossen werden können, dann sichert das Jobs oder schafft sogar neue Jobs. Und das bringt uns allen etwas. Es ist ein bisschen schwierig, das so einzusehen. Im Grundsatz profitieren die meisten von dem WEF.

Übernimmt WEF die gesamten Sicherheitskosten? (Frage von Roland)

Nein, das ist nicht so. Das WEF übernimmt im Moment 50 % der Sicherheitskosten. Das war früher ein kleiner Betrag. Ganz am Anfang, als das WEF auch noch kleiner war, haben v.a. die Gemeinde Davos und der Kanton Graubünden die Sicherheitskosten übernommen. Dieser Betrag ist dann immer grösser geworden, weil das WEF gewachsen ist. Es kamen mehr Staats- und Regierungschefs. Leute, die quasi verpflichtend von der Schweiz geschützt werden müssen. Das braucht viele Polizisten, viele Sicherheitskräfte. Da übernimmt das WEF die Hälfte der Kosten. Den anderen Teil übernehmen Davos und der Kanton Graubünden und einen Teil übernimmt auch der Bund. 

Braucht man diesen Anlass überhaupt? (Frage von Markus)

Darüber könnte man Abende lang streiten. Ich finde, ja. Es gibt immer wieder spannende Begegnungen am WEF. Das ist mein persönlicher Eindruck. Ich finde, es ist ein lässiger Anlass. Viele Journalisten, die noch nie dort waren, würden genau das Gegenteil sagen. Aber ich glaube, unter dem Strich, trotz all dieser Kosten, der Sicherheitsaufwände, des ganzen Verkehrschaos in Davos, ist es ein Anlass, der wichtig ist. Man bringt dort auch Leute an den Tisch, die evtl. normalerweise nicht miteinander reden würden. Das ist auch das Ziel des WEF: verfeindete Parteien mal in einen Raum zu setzen. Mal schauen, ob ein Dialog zustande kommt. Und hoffen. Viel mehr als hoffen kann das WEF dann auch nicht, dass es daraus vielleicht mal gute Ergebnisse gibt. 

Was wird dieses Jahr am WEF besprochen? Was steht auf der Agenda? (Frage von Sabine)

Ich glaube, der wichtigste Agendapunkt ist die zweite Amtszeit von Donald Trump. Er ist selber nicht persönlich vor Ort, aber er wird sich in einer Videobotschaft am Donnerstag an die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer wenden. Ich glaube, da wird besprochen, was er wirtschaftlich macht. Hebt er die Zölle an, senkt er die Steuern? Die erwarteten Folgen für die zweite Amtszeit von Trump sind DAS grosse Thema in Davos. Und das zweite, nicht mehr ganz so wichtige Thema, aber leider immer noch Thema, ist der Krieg in der Ukraine. Wolodimir Selenski, der Präsident der Ukraine, wird am Dienstag in Davos sein. Ich kann mir vorstellen, dass er natürlich auch ein bisschen als Bittsteller auftreten muss. Er braucht Waffen. Und sollte es zu einem Waffenstillstand kommen, dann braucht er auch ganz viel Geld, um sein Land wieder aufzubauen. Ruth fragt, warum das WEF weiterhin in der Schweiz stattfindet. Das WEF fand eigentlich schon immer in der Schweiz statt, bzw. das Jahrestreffen. Das WEF ist eigentlich eine Abkürzung für World Economic Forum. Das ist die gesamte Organisation. Und das Jahrestreffen, das wichtigste Meeting dieser Organisation, findet jeweils im Januar in Davos statt. Das hat auch damit zu tun, dass das WEF eben in Cologny am Genfersee zu Hause ist. Es ist also quasi eine Schweizer Organisation. Die Schweiz ist eigentlich die Heimat des WEF. 

Was passiert genau am WEF? Ist es nicht jedes Jahr ein bisschen das Gleiche? (Frage von Fabian)

Ja, Fabian, da hast du nicht ganz Unrecht. Der Ablauf ist immer ein bisschen der gleiche. Es gibt grosse Sesssions im Kongresszentrum, wo viele wichtige Leute auftreten, gescheit sprechen und das Gefühl haben, sie verbessern die Welt ein wenig. Das passiert mehr oder weniger jedes Jahr. Die Themen wechseln. Ich meine, heutzutage sind es Klimawandel, Ungleichheit, soziale Benachteiligung von Frauen auf der ganzen Welt. Dann kommt z. B. AI dazu. Man hat spannende Diskussionen, spannende Leute. Ich glaube, es ist eine Chance für all die Entscheidungsträger, um am Anfang des Jahres die Agenda zu setzen. Man bespricht das und holt vielleicht ein paar Inputs. 

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