Vontobel ordnet ein
Bund bezahlt für Corona-Tests viel zu viel

Das Testen geht ganz schön ins Geld. Bislang hat der Bund über eine Milliarde Franken dafür bezahlt. Das müsste nicht sein, findet Blick-Wirtschaftsexperte Werner Vontobel. Und denkt über mögliche Alternativen nach.
Publiziert: 31.10.2021 um 16:24 Uhr
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Das geht ganz schön ins Geld: Die Corona-Tests.
Foto: AFP

Testen ist teuer. Das spüren jetzt – politisch gewollt – auch die Noch-Nicht-Geimpften. Die Allgemeinheit und der Bund bluten schon lange. Bisher sind schweizweit rund 12 Millionen Test durchgeführt worden, wovon 8,3 Millionen PCR-Tests. Die Bundeskasse vergütet dafür immer noch rund 110 Franken pro Test, für die Antigen-Tests sind es 47 Franken. Total bisher über eine Milliarde.

Das ist viel – viel zu viel – wenn man bedenkt, dass etwa das St. Galler Telemedizin-Unternehmen Misanto den Schnelltest für 10 bis 15 Franken angeboten hatte und Frankreich für den PCR-Test 47,80 Euro vergütet. Unsere Test-Apotheker werden sich bald alle einen Ferrari leisten können.

Hohe volkswirtschaftliche Kosten

Auch das Kosten-Nutzenverhältnis sieht nicht gut aus. Wie man aus den Zahlen des BAG abschätzen kann, entfallen zurzeit auf eine (vermiedene) Hospitalisierung gut 600 Tests, wovon rund 50 positiv ausfallen. Rechnet man im Schnitt mit 90 Franken pro Test, kommt man auf 54'000 Franken. Dazu kommen noch die volkswirtschaftlichen Kosten für je 10 Tage Quarantäne der 50 positiv Getesteten. Bei 200 Franken pro Tag und Person sind das noch einmal 50'000 Franken. Zugegeben: Diese rund 100'000 Franken «Fallpauschale» pro Covid-Hospitalisierung sind nur eine grobe Hausnummer. Aber sie wirft die Frage nach Alternativen auf.

Günstigere Alternativen

Hier ist ein Vorschlag für diese und kommende Epidemien:
Erste Massnahme Wer Symptome hat, macht einen Schnelltest und bleibt – falls positiv – zu Hause. Vorteile: Schnelle Ergebnisse. Tiefe Kosten. Unter 2 Franken pro Test. Nur wenige Nicht-Ansteckende müssen unnötig in die Quarantäne. Nachteile: Freiwilligkeit. Und wie man weiss, können auch Asymptomatische ansteckend sein. Gemäss dem Robert Koch Institut spielt dies aber «eine untergeordnete Rolle».
Zweite Massnahme Stärkung des Immunsystems der Risikogruppen. Unsere Immunabwehr wird nicht nur durch den Verzicht auf Impfstoffe geschwächt, sondern u.a. durch zu wenig Bewegung, Vitamin D, C, Zink, Selen usw. Das gilt auch für das Abwehrdispositiv gegen Corona. Der grösste Schwachpunkt ist zweifellos das Vitamin D.

Vitamin D kann helfen

Eine Meta-Studie zeigt, dass bei 83 Prozent aller Corona-Patienten der Vitamin-D-Spiegel unter 30 ng (Nanogramm)/ml lag. Hier nachzulesen, dass der Vitamin-D-Spiegel bei schweren Covid-Fällen immer unter 30 ng/ml und auch bei milderen Fällen nie über 40 ng/ml liegt. Gemäss der ist man ab 55 ng/ml auf der sicheren Seite.

Ergo spricht vieles dafür und wenig dagegen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D helfen könnten. Die für einen Spiegel von 50ng/ml nötige Jahresdosis kostet weniger als 20 Franken. Die Senioren und übrigen Risikogruppen damit zu versorgen, wäre eine Sache von weniger als 50 Millionen Franken pro Jahr.

Einwände? Bessere Ideen? Bitte sehr. Die Diskussion um alternative Strategien ist überfällig. Corona ist noch nicht vorbei und die nächste Epidemie sollte sich lieber nicht mehr zur Pandemie auswachsen.


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