Die Villa Wolfensberg hat eine bewegte Vergangenheit. Erbaut wurde sie 1937 von Kurt Schoellhorn (1894–1966), Spross der Haldengut-Brauerei-Dynastie. Sie liegt hoch über Winterthur, an einem Waldrand auf dem Wolfensberg. Hugo Erb (1918–2003) hatte das 6000 Quadratmeter grosse Anwesen gekauft, weil er den alteingesessenen Winterthurer Familien zeigen wollte, dass er auch einer von ihnen ist.
Erb kam aus bescheidenen Verhältnissen. Seinem Vater gehörte eine Autoreparaturwerkstatt. Als er diese übernahm, wurde daraus in wenigen Jahren ein Auto-Imperium. Der gelernte Metallarbeiter spezialisierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Verkauf von Autos – und hatte damit grossen Erfolg.
Autos, Küchen und Kaffee
In den Boomjahren der Automobilbranche zwischen 1960 und 1970 übernahm Erb die Vertretungen zahlreicher Automarken. Trotzdem wurde er als Neureicher in der damaligen Oberschicht Winterthurs – den Reinharts und Sulzers – nie richtig akzeptiert. Mit der Villa Wolfensberg thronte er zumindest symbolisch über der Stadt.
Erb wohnte mit seiner Frau und den drei Söhnen in der Villa. Das Vermögen der Familie wurde zwischenzeitlich auf 1,5 Milliarden Franken geschätzt. Erb diversifizierte sein Unternehmen immer mehr: Für Millionen von Franken übernahm er Industrieunternehmen wie die Kaffeehandelsfirma Volcafe und den Küchenhersteller Bruno Piatti. Auch in Immobilien steckte er Millionen. Die Investition in die deutsche Immobiliengesellschaft CBB wurde ihm dabei zum Verhängnis.
Villa steht seit 17 Jahren leer
Hugo Erb lebte bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2003 in der Villa Wolfensberg. Danach ging sein undurchsichtiges Imperium in Konkurs. Die Erb-Gruppe hinterliess über sechs Milliarden Franken Schulden. Nach dem Konkurs der Swissair ist das bis heute die zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz. Sie führte zur Zwangsversteigerung aller Erb-Immobilien. Die Villa Wolfensberg steht inzwischen seit über 17 Jahren leer.