Visum-Trick-77
So gelingt Russen-Oligarchen Einreise nach Europa

Der Ukraine-Krieg erschwert russischen Oligarchen die Einreise nach Europa. Beispiele aus Bosnien-Herzegowina und Montenegro zeigen nun, wie reiche Russen diese Schwierigkeit umgehen.
Publiziert: 18.07.2022 um 16:26 Uhr
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Damit geht die Einreise in den Schengenraum plötzlich leicht: bosnischer Reisepass.
Foto: Wikimedia

Rashid Sardarow (67) ist ein russischer Oligarch wie aus dem Bilderbuch. Reich geworden in der Gas- und Ölindustrie, besitzt er eine Protz-Villa in Österreich und und geht regelmässig in Namibia auf Jagd. Wie nah er Wladimir Putin (69) steht, ist hingegen nicht bekannt.

Mit der Comsar Properties SA besitzt der Milliardär laut «Tages-Anzeiger» auch eine Firma in der Schweiz. Die Immobilien-Firma hat ihren Sitz im Kanton Genf. Dumm nur: Eine Reise in die Westschweiz ist für russische Staatsbürger mit erheblichem Aufwand verbunden – denn ohne Visum bleibt ihnen der Zutritt zum Schengenraum verwehrt. Doch Sardarow hat vorgesorgt.

Beliebte Bosnien-Pässe

Seit 2011 besitzt er nämlich die bosnische Staatsbürgerschaft. Zwar ist das Balkan-Land kein EU-Mitgliedsstaat – visumfreies Reisen in den Schengenraum ist aber trotzdem möglich. Die Regelung ist seit 2010 in Kraft – Sardarow scheint die Möglichkeiten der neuen Reisefreiheit also geschickt genutzt zu haben.

Auch zahlreiche türkische Geschäftsmänner haben sich Bosniens einfachen Einbürgerungsvorschriften zu Nutzen gemacht. Unter normalen Umständen bräuchten auch sie ein kompliziertes Schengen-Visum zur Einreise.

Geschäftsmodell Reisepässe

In Bosnien-Herzegowinas Nachbarstaat Montenegro hat das Sardarow-Beispiel gar System, berichtet der «Tages-Anzeiger»: Mit einer 250'000-Euro-Investition und einer 100'000-Euro-Einzahlung in die Staatskasse gibts automatisch den montenegrinischen Pass – Superreiche zahlen solche Beträge aus der Portokasse.

Fälle von Russland-Oligarchen, die sich so den erleichterten Zugang in den Westen erkauft haben, sind bisher nicht bekannt.

Auch EU-Länder wie Malta und Bulgarien haben in der Vergangenheit mit dem Quasi-Handel von Reisepässen immer wieder negativ für Aufsehen gesorgt, schreibt der «Tages-Anzeiger». Im März gab es dafür nun aus Brüssel auf die Finger. Die Europäische Kommission drohte gar mit dem Gang vor Gericht, europäische Werte stünden nicht zum Verkauf. (ste)

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