«Verliere wahnsinnig viel Geld»
Jung-Gastronomin plötzlich im Visier der Finma

Juliette Bülowius wollte in der Berner Innenstadt ein Restaurant samt Bar und Social Club auf vier Etagen eröffnen. Doch die Eröffnungsparty fällt wegen der Finanzmarktaufsicht ins Wasser. «Ich kann immer noch nicht glauben, was geschehen ist», sagt sie.
Publiziert: 09:14 Uhr
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Aktualisiert: 12:14 Uhr
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Bülowius ist gelernte Köchin und hat einen eigenen Catering-Service aufgebaut.

Auf einen Blick

  • Juliette Bülowius' Restaurant-Eröffnung durch Finma-Untersuchung gestoppt
  • Die Gastronomin verliert «wahnsinnig viel Geld»
  • Finma vermute Scheinvertrag zwischen Bülowius und dem Vermieter
  • Zehn Arbeitsplätze gefährdet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Juliette Bülowius (26) versteht die Welt nicht mehr. Die Gastronomin wollte am 8. November an der Schauplatzgasse 22 in Bern ein Restaurant samt Bar und Social Club eröffnen. Das Supernova, ideal gelegen zwischen Bahnhof und Bundeshaus. Vier Stockwerke hat Bülowius für ihr Gastro-Konzept gemietet und in den letzten Monaten alles akribisch vorbereitet. Doch am 1. November kommt der Schock.

Am Vormittag erhält sie von einem Untersuchungsbeauftragten der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) eine E-Mail, wie sie Blick erzählt. «In der Mail stand, dass wir das Gebäude nicht mehr nutzen dürfen und ich den Schlüssel abgeben muss.» Als sie im Restaurant ankommt, ist der Finma-Beauftragte bereits vor Ort.

Bülowius weigert sich erst, den Schlüssel auszuhändigen. Doch der Finma-Vertreter habe ihr angedroht, grössere Geschütze aufzufahren. Schliesslich knickt sie ein. Das Onlineportal Tippinpoint hat zuerst über den Fall berichtet.

«Mitarbeiterin hatte Nervenzusammenbruch»

Die grosse Eröffnungsfeier ihres Lokals fiel ins Wasser. Mit gravierenden Folgen für die Jung-Gastronomin. «Eine Mitarbeiterin hatte vor Ort einen Nervenzusammenbruch.» Es geht um zehn Arbeitsplätze, wie sie sagt. Drei Mitarbeiterinnen aus dem Ausland waren bereits auf der Anreise. Sie musste allen Partnern absagen. «Ich kann immer noch nicht glauben, was geschehen ist. Es stehen Existenzen auf dem Spiel. Ich verliere jeden Tag wahnsinnig viel Geld», sagt Bülowius frustriert.

Lange Zeit war sie völlig ratlos, warum sie von der Finma ins Visier genommen wird – und auch jetzt, mit zusätzlichen Informationen, versteht sie es nicht wirklich. Bülowius wusste, dass die Finma gegen ihre Vermieter ein Enforcement-Verfahren eröffnet hatte. Namentlich geht es um die Firma Moonshot von Alexander und Madeleine Hübner, mit der eine Reihe weiterer Firmen verbunden sind. Die Handelszeitung hat letzte Woche über den Fall berichtet.

«Keinerlei Verbindungen zu den Firmen»

Mit einer der Firmen hat Bülowius ihren Mietvertrag abgeschlossen. Sie habe das Unternehmerpaar über ihren Catering-Service in Zürich kennengelernt. «Nun miete ich diese vier Stockwerke. Sonst habe ich keinerlei Verbindungen zu den Firmen», sagt die Gastronomin.

Doch bei der Finma scheint man weitere Geschäftsverbindungen zu vermuten, so Bülowius. «Der Untersuchungsbeauftragte schrieb mir am Montag in einer Mail, er gehe davon aus, dass es sich nur um einen Scheinvertrag handle. Ich habe keine Ahnung, wie er darauf kommt und was er denkt, was wir in dem Lokal tun wollen.»

Das sagt die Finma

Die Finma gibt bei laufenden Enforcement-Verfahren in der Regel keine Informationen preis. Einem solchen gehen aber jeweils Abklärungen voraus, «wenn sich konkrete Anhaltspunkte auf eine unerlaubte Tätigkeit ergeben», teilt die Finma schriftlich mit. Dies ist der Fall, wenn eine Firma Finanzdienstleistungen mutmasslich ohne die erforderlichen Bewilligungen anbietet. «Des Weiteren ergreift die Finma die gebotenen Massnahmen, wenn der dringende Verdacht besteht, dass aufsichtsrechtliche Vorschriften nicht eingehalten werden.» Dazu gehört die Einsetzung eines Untersuchungsbeauftragten wie im vorliegenden Enforcement-Verfahren. Dieser ist ermächtigt, für eine Gesellschaft zu entscheiden, kann also auch über deren Immobilien verfügen, um so Gläubiger oder Anleger zu schützen.

Moonshot bezeichnet sich selbst als Investorennetzwerk für vermögende Privatpersonen. Über andere Firmen werden bewirtschaftete Luxusapartments angeboten, die Investoren ebenfalls hohe Renditen versprechen. Eine Finma-Bewilligung liegt bei keiner der Firmen vor.

Droht Bülowius Traum in der Berner Innenstadt zu platzen, als Kollateralschaden der Untersuchung? Dazu äussern sich die Finma sowie der Untersuchungsbeauftragte nicht.

Die Jung-Gastronomin will nicht aufgeben und hat über ihren Anwalt den Schlüssel zurückgefordert.

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