55 Mitarbeiter zählt das Hotel Castell in Zuoz GR. Die Hälfte von ihnen lag nach den Weihnachtsferien mit Corona flach. Das Hotel nahm keine Reservationen mehr entgegen, bediente im hauseigenen Restaurant nur noch interne Gäste und schloss den Hamam. Jetzt sieht es besser aus: «Seit zwei Wochen haben wir keine neuen Fälle mehr», sagt Direktionsassistentin Eva Leitner (35). «Ich glaube, wir haben es hinter uns!»
Das Hotel Castell steht sinnbildlich für das greifbar nahe Pandemie-Ende. Auch die ÖV-Branche kommt langsam, aber sicher wieder in die Spur. In der Region Bern etwa fährt die BLS ab Donnerstag wieder nach normalem Fahrplan. Dito im Tessin: Zwei von drei vorübergehend gestrichenen S-Bahn-Linien der Betreiberin Tilo verkehren nach dreiwöchigem Stopp wieder.
Das ist aber weiterhin nur mit massivem Organisationsaufwand möglich. «Es ist in einzelnen Fällen schon passiert, dass unsere Büromitarbeitenden mit Lokführerschein notfallmässig in den Führerstand gesessen sind», sagt Tilo-Sprecherin Giorgia Mosimann.
B-Post-Briefe brauchen länger
Bei der Post lenken Bürolisten Postautos oder packen im Verteilzentrum mit an. Doch auch hier zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. «Mitte Januar hatten wir noch 800 Corona-Ausfälle. Heute sind es 500», sagt Stefan Luginbühl (57), Leiter des Krisenstabs im Logistikbereich der Post. Zu verdanken ist das vor allem der verkürzten Quarantäne- und Isolationszeit von nur noch fünf statt zehn Tagen. Darauf verlassen, dass das Schlimmste ausgestanden ist, will Luginbühl sich trotzdem nicht. «Die Lage ist sehr volatil. Allein von gestern auf heute ist die Zahl der Personalausfälle um zehn Prozent angestiegen.»
Wenn interne Schichtwechsel und zusätzliche Temporärmitarbeitende nicht mehr ausreichen, muss «als allerletzte Massnahme» an den Leistungen geschraubt werden. «Ein B-Post-Brief kommt dann vielleicht eher nach fünf Tagen an statt nach zwei», warnt Luginbühl. Betont aber, dass dies momentan nicht der Fall sei.
Zürcher Tramlinie bleibt unterbrochen
Weniger rund läuft es bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Dort fehlen krankheitsbedingt weiterhin ungefähr zehn Prozent der Mitarbeiter. «Die Lage hat sich noch nicht verbessert», sagt VBZ-Mediensprecher Tobias Wälti gegenüber Blick. Daher bleibt auch die Tramlinie 15 eingestellt – seit mittlerweile vier Wochen. «Wir wollen kein Hin und Her: die Linie in Betrieb nehmen und kurz darauf wieder aussetzen», sagt Wälti dazu.
Auch der Arbeitgeberverband betont auf Anfrage, die Situation sei zwar «kontrollierbar», aber nach wie vor «heikel». Die Notfallpläne liegen bereit. Viele Firmen hoffen, dass sie in der Schublade bleiben. «Wir sind guten Mutes!», sagt Eva Leitner vom Engadiner Hotel Castell. Die Entspannung kommt für sie gerade noch rechtzeitig vor den Sportferien. Ab dem kommenden Wochenende erwarten die Berghoteliers den grossen Ansturm.