So gross wie dieses Jahr war die Chance auf einen Literaturnobelpreis noch nie! Da die Verleihung 2018 wegen eines Skandals um Akademiemitglieder ausfiel, gibts morgen Donnerstag gleich zwei Gewinner. Doppelt Freude könnte das auch dem Schweizer Buchhandel bereiten.
Entsprechend gespannt verfolge man deshalb die Verleihung auch bei Orell Füssli Thalia, wie Mediensprecher Alfredo Schilirò auf BLICK-Anfrage sagt. «Für uns als Buchhändler ist die Verleihung des Literaturnobelpreises ein wichtiger Moment.» Relevant und wichtig sei der Preis vor allem als Zeichen der Wertschätzung von Literatur.
Am besten Roman-Schreiber
Der Preis kann aber auch eine verkaufsfördernde Wirkung haben. Wie gross diese ausfalle, hänge aber stark vom Gewinner ab, warnt Schilirò. Im dümmsten Fall – rein wirtschaftlich gesehen – gewinnt jemand wie Bob Dylan (78). Als die schwedische Akademie dem Amerikaner 2016 den Nobelpreis verlieh, war gar kein Buch von ihm im Handel. Ebenfalls wenig lohnenswert sind dichtende Sieger, wie Tomas Tranströmer (†83) 2011 einer war. Dichter und Sänger gewinnen – zum Glück fürs Geschäft – eher selten.
Was ein Nobelpreis im positiven Sinn bewirken kann, zeigt Alice Munro (88). Die Kanadierin wurde 2013 ausgezeichnet. «In den drei Monaten nach der Preisverleihung wurden rund 1600 Bücher verkauft – im Vergleich zu knapp 20 Büchern in den drei Monaten davor», so die beeindruckenden Zahlen von Schilirò. Ein Plus von 8000 Prozent!
Das Nobelkomitee verkündet jedes Jahr Preisträger. Bahnbrechende Entdeckungen gibt es zuhauf. Alles Wissenswerte dazu erfahren Sie auf BLICK.
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Ein Tipp für Weihnachten
Trotzdem wäre es der falsche Ansatz, den Preis übermässig zu kommerzialisieren und reine Verkaufszahlen dahinter zu sehen, gibt der Buchhandlungssprecher zu bedenken.
Auch für das Buchzentrum, das als Zwischenhändler den Buchhandel beliefert, ist der Genre-Fall klar. «Lyrik oder Theaterstücke finden auch trotz Nobelpreis weniger Leser als Romane und Erzählungen», sagt die Sprecherin. Ein wichtiger Faktor sei zudem die Anzahl der lieferbaren Bücher des Siegers.
Der Nobelpreis-Effekt halte teils bis ins Weihnachtsgeschäft. Der Grund: «Eine Nobelpreisträgerin oder ein Nobelpreisträger wird quasi auch als ‹ausgezeichneter› Geschenktipp geschätzt.»
Wer morgen gewinnt, ist heute völlig unklar. Vorbestellen können die Buchhandlungen also nicht. Immerhin, auf der Favoritenliste der britischen Wettbüros finden sich einige Namen, welche die Kassen klingeln lassen könnten. Dazu gehören etwa die Kanadierin Margaret Atwood (79) und der Japaner Haruki Murakami (70). (jfr)
Wie oft kann man den Nobelpreis gewinnen? Kann man die Auszeichnung wieder wegnehmen? Eine Zusammenstellung, was man über die Nobelpreise zu wissen glaubt – und wie es wirklich ist.
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