Auf einen Blick
- Adidas-Razzia wegen Steuerbetrug – Schweizer Firma im Visier der Behörden
- Vorwurf: Falsche Zollwerte bei Wareneinführung in die EU angegeben
- Es geht um eine potenzielle Steuerschuld von über 1 Milliarde Euro
Adidas hat Ärger mit den Behörden. Deutsche Steuerfahnder und Zollbeamte klopften am Dienstag an diversen Standorten an – auch am Hauptsitz in Herzogenaurach (D). Der Sportartikel-Riese soll zu wenig Steuern bezahlt haben. Dabei geht es nicht nur um ein paar Cent. Die Forderung: mehr als eine Milliarde Euro.
Im Visier steht jetzt aber auch eine Schweizer Firma, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Dafür werfen wir einen Blick auf das Geschäftssystem von Adidas: Wie alle grossen Sportartikelhersteller lässt auch der deutsche Konzern seine Produkte im Ausland – oftmals in Asien – herstellen. Von da aus sind konzerneigene Handelsunternehmen für den Transport zuständig. Die Firmen bringen die Artikel dann auf den europäischen Markt und verkaufen sie.
Innerschweizer Firma
Adidas wird nun vorgeworfen, falsche Zollwerte angegeben zu haben. Gemäss dem Durchsuchungsbeschluss, der dem deutschen «Handelsblatt» vorliegt, steht dabei eine Schweizer Firma im Fokus. Der Sportartikel-Riese soll über die Adidas International Trading mit Sitz in Root LU Waren in die EU eingeführt und sie mit einem zu tiefen Zollwert angemeldet haben.
Die Luzerner Firma mit früheren Sitzen in den Niederlanden und Vaduz ist seit fünf Jahren in der Innerschweiz. Gemäss eigenen Angaben arbeiten dort 140 Angestellte.
Bei den Vorwürfen der deutschen Behörden geht es um enorme potenzielle Summen. Adidas soll von Oktober 2019 bis Ende August 2024 Zollschäden von 374 Millionen Euro verursacht haben. Hinzu komme zu wenig erhobene Einfuhrumsatzsteuer von 716 Millionen Euro. Das ergibt einen Betrag von umgerechnet 900 Millionen Franken.
Was sagt Adidas?
Der Sportartikelhersteller bestätigt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» die Razzia. Adidas kooperiere mit den Behörden und stelle die erforderlichen Unterlagen und Informationen zur Verfügung. Es gehe dabei auch um Fragen, die sich auch durch unterschiedliche Auslegungen des deutschen und europäischen Rechts ergeben würden, meinte eine Sprecherin.
Adidas ist überzeugt, korrekt gehandelt zu haben. Kommen die deutschen Behörden zu einem anderen Schluss, könnte das Unternehmen den Schaden wohl verkraften. Nach einer längeren Durststrecke zeigt sich das Geschäft wieder äusserst robust. Für das aktuelle Jahr erwartet Adidas ein Umsatzwachstum von zehn Prozent und ein operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro.