James Bond ist Geheimagent, Frauenheld, Legende. Sein Hemd ist stets blütenweiss, selbst wenn er sich gerade einen Kampf mit fünf grobschlächtigen Widersachern geliefert hat. Sein Erfolg bei den Frauen ist legendär. Ebenso seine Cocktailwahl: 007 trinkt seinen Martini geschüttelt, nicht gerührt. Kein Wunder, ist James Bond das – heimliche oder weniger heimliche – Idol vieler Männer. Und kein Wunder, ist er ein begehrter Werbeträger bei den Firmen.
Unter Bond-Fans gibt es ganze Abhandlungen darüber, welches Auto 007 fährt. Im neuen Streifen «Keine Zeit zu sterben» sind es gleich vier verschiedene Modelle, darunter der legendäre Aston Martin DB5. Oder welches Handy Bond benützt. Es wird ein brandneues Nokia sein.
Aber genau da liegt das Problem: Der neue Bond-Streifen kommt aufgrund der Corona-Pandemie mit fast zweijähriger Verspätung in die Kinos. Als der Film gedreht wurde, war das Nokia 8.3 5G der letzte Schrei. Mittlerweile ist es längst überholt. Einige Filmszenen sollen deshalb im letzten Moment neu gedreht oder zusammengeschnitten worden sein, heisst es in Szenekreisen. Nun ist im Streifen das deutlich neuere Modell XR20 zu sehen.
Limitierte Adidas-Sneakers zum Filmstart
«Das fällt vielleicht ein paar Nerds auf», sagt Angela Zellweger (36) mit einem Schmunzeln. Sie ist Inhaberin der Marketing-Agentur Ubicon. Strategische Fragen zu Produktplatzierungen und Markenentwicklungen sind ihr tägliches Brot. «Für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist es nicht besonders schlimm, wenn das Produkt etwas älter ist.» Viel wichtiger sei der Kontext: «Wie wird das Produkt gezeigt? Wie ist die Dramaturgie im Film, wie fühlt es sich an?»
Für die Firmen und Werbekunden ist die Verspätung jedoch problematisch, sagt Zellweger. Das zeigt sich exemplarisch bei Adidas. Der Sportschuh-Hersteller tritt im neuen Bond-Film als Schuhsponsor auf. Pünktlich zum eigentlichen Filmstart im April 2020 sollte eine limitierte Sneaker-Reihe mit gleich fünf Bond-Modellen in die Läden kommen.
«Es gibt zeitgleich Social-Media-Kampagnen, das Produkt wird in den Läden angepriesen, man muss die Verkäufer schulen. Es wird viel Geld und Aufwand in solche flankierenden Massnahmen investiert», sagt Zellweger.
Bond trägt Schweizer Omega-Uhr
Erst mit diesem Bündel von Massnahmen wird das im Film präsentierte Produkt für die Firmen dann auch zum Kassenschlager. Und weil der Filmstart verschoben wurde, mussten eben auch die übrigen Massnahmen hintanstehen. «Aber teilweise ist es nicht mehr möglich, die Verträge mit Lieferanten aufzulösen oder gebuchte Werbefläche zu stornieren», so Zellweger. Die Firmen blieben auf ihren Kosten sitzen.
Neben Nokia und Adidas ist im neuen Bond-Film auch eine Schweizer Marke ganz vorne mit dabei: Bond trägt eine Omega-Uhr am Handgelenk. Im Film wird ausserdem Bollinger-Champagner ausgeschenkt, im Haus des Agenten steht eine Leica-Kamera, und auf seiner Nase sitzt eine Sonnenbrille der französischen Marke Vuarnet. Die Liste liesse sich weiterführen, Produktplatzierungen sind ein Millionengeschäft. Im Falle des verspäteten Bond-Streifens sind sie für die involvierten Firmen aber vor allem ein Millionen-Ärgernis.
Wer beerbt Daniel Craig?
Den Bond-Fans dürfte es egal sein. Hauptsache, der Film kommt nach den ganzen Corona-Turbulenzen endlich in die Kinos. Für Daniel Craig (53) ist es übrigens der letzte Auftritt als 007. Wer ihn dereinst ersetzt, ist noch nicht klar. Als Favoriten werden unter anderen Tom Hardy (44), bekannt aus dem Science-Fiction-Film «Venom», und Bridgerton-Star Regé-Jean Page (31) gehandelt. Letzterer wäre der erste Dunkelhäutige in der Rolle des Geheimagenten.