US-Gigant baut auf das Alpenland
Amazon investiert sechs Milliarden in die Schweiz

Amazon Web Services, ein Tochterunternehmen des US-Riesen, baut am Standort Schweiz aus. Durch die langfristige Investition werden technologische Dienstleistungen verbessert sowie Arbeitsplätze geschaffen und erhalten.
Publiziert: 09.11.2022 um 17:15 Uhr
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Die Eröffnung der Amazon-Infrastrukturregion Schweiz bringt Verbesserungen auch beim Streaming mit sich. Davon profitieren Amazon Prime Video oder Netflix.
Foto: imago images/photothek

Die Amazon-Tochter Amazon Web Services (AWS) will bis 2036 rund 5,9 Milliarden Schweizer Franken in den Standort Schweiz investieren. Der US-Technologiegigant investiert das Geld in den Aufbau einer am heutigen 9. November lancierten, sogenannten Schweizer «Infrastrukturregion».

Den damit generierten wirtschaftlichen Einfluss auf das Schweizer Bruttoinlandsprodukt schätzt Amazon in den nächsten 15 Jahren auf rund 16,3 Milliarden Schweizer Franken. Unter anderem werden dadurch jährlich durchschnittlich mehr als 2500 Vollzeitarbeitsplätze bei externen Anbietern erhalten: 400 bei Bau, Instandhaltung und Betrieb der Rechenzentren, darunter Zulieferer in den Sektoren Telekommunikation, Stromerzeugung oder Wartung.

Weitere 500 sind es innerhalb der AWS-Lieferkette, vor allem im Dienstleistungssektor, sowie 1600 Arbeitsplätze in der breiteren Schweizer Wirtschaft, durch den Privatkonsum der vom AWS-Investment profitierenden Arbeitnehmer. Eine Hochrechnung, die Amazon auf Blick-Anfrage nicht näher präzisiert.

Was wurde genau eröffnet?

Mit einer «Infrastrukturregion Schweiz» ist gemeint, dass AWS jetzt hierzulande einen physischen Rechenzentrums-Cluster betreibt. Dieser beinhaltet drei sogenannte «Verfügbarkeitszonen» mit redundanter Stromversorgung, Vernetzung und Konnektivität. Dadurch haben Entwickler, Start-ups und Unternehmen sowie Regierungs-, Bildungs- und gemeinnützige Organisationen eine grössere Auswahl und mehr Flexibilität bei der Nutzung von AWS Cloud-Technologien.

Ebenso haben sie nun die Möglichkeit, ihre Daten lokal in der Schweiz zu speichern. Damit kommt AWS Kunden entgegen, die gewisse Daten aufgrund rechtlicher Vorgaben in der Schweiz speichern müssen.

Gleichzeitig profitieren Kunden von einer geringeren Latenz im gesamten Land. Sprich: Die Datenübertragungsgeschwindigkeit und die Fehlertoleranz werden verbessert. Damit werden Medien- und Streamingdienste, Heimtechnologie, vernetzte Autos und vieles mehr noch leistungsfähiger. Denn vereinfacht kann man sagen: Die Latenz ist niedriger, je näher die Rechenleistung beim Konsumenten ist.

Wo befindet sich dies?

Die Standorte veröffentlicht Amazon aus Sicherheitsgründen nicht. Laut dem Branchenmagazin «Inside IT» soll sich AWS an den Standorten Lupfig AG, Winterthur und Glattbrugg ZH bei den Rechenzentrumsbetreibern Green, Vantage und Interxion eingemietet haben.

Die Investition von fast sechs Milliarden Franken bezieht sich auf die Einfuhr von spezialisierter Ausrüstung und Software, den Aufbau der Rechenzentren, deren Betriebskosten sowie den Kauf von Waren und Dienstleistungen von regionalen Unternehmen.

Es handelt sich nicht um die erste Investition in der Schweiz: In Zürich ist AWS seit 2016 präsent, seitdem wurden auch Büros in Genf und Bern eröffnet. Zürich ist zudem seit 2017 ein Standort für AWS Direct Connect sowie seit 2019 für AWS Edge, und somit einer der wichtigsten Amazon-Standorte in Europa.

Grosse Unternehmen in der AWS-Cloud

Die Cloud-Technologie ist ein Milliardengeschäft. 2021 erwirtschaftete Amazon allein damit einen Umsatz von 63 Milliarden US-Dollar.

In der Schweiz nutzen laut Amazon bereits über 10'000 Kunden die AWS-Clouddienste. Zu den Schweizer AWS-Kunden zählen unter anderem Ringier, Swisscom, die Post, Helvetia Group, Swiss Re, Clariant, Richemont, Syngenta, Zurich, Kudelski Group, OC Oerlikon oder die ETH Zürich. (rae)

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