Unternehmen in der Romandie erst der Anfang?
Firma zwingt Mitarbeiter zum Ausstempeln bei WC-Pausen

Ein Gericht in Neuenburg hat erstmals entschieden, dass Angestellte bei WC-Pausen ausstempeln müssen. Diese Praxis des Uhrenherstellers Jean Singer et Cie sorgt für Aufregung. Weitere Unternehmen könnten diesem Beispiel folgen.
Publiziert: 08.10.2024 um 11:28 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2024 um 11:54 Uhr
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Angestellte des Uhrenherstellers Jean Singer et Cie müssen für WC-Pausen künftig ausstempeln. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Angestellte müssen in Neuenburger Firma für eine WC-Pause ausstempeln
  • Kantonsgericht hat dem Unternehmen recht gegeben
  • Mitarbeitende in drei weiteren Uhrenfirmen in La Chaux-de-Fonds sind betroffen
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Einmal kurz auf die Toilette, durchatmen und wieder konzentriert an den Arbeitsplatz. Bisher gehörte das zur normalen Arbeitszeit. Angestellte beim Uhrenhersteller Jean Singer et Cie im Kanton Neuenburg müssen neu aber ausstempeln. Die Praxis des Uhrenherstellers kam erstmals nach einer Covid-19-Kontrolle vor drei Jahren ans Licht, wie eine Recherche von RTS zeigt. Das Kantonsgericht hat dem Unternehmen in diesem Unterfangen jetzt ein erstes Mal recht gegeben. 

Das Neuenburger Gericht entschied, dass das Arbeitsgesetz den Begriff der Pause «nicht klar definiert» und daher Toilettenpausen als Pausenzeit angerechnet werden dürfen. Wie SRF berichtet, stellte das Gericht allerdings fest, dass die Stempelpflicht Frauen aufgrund ihrer Periode diskriminiert. Das Unternehmen ist nun aufgefordert, Massnahmen gegen diese Ungleichheit zu ergreifen.

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Was sagt die Firma?

Der Uhrenhersteller sieht in der Pipipause eine simple Arbeitsunterbrechung. Pascal Moesch, Anwalt der Firma Jean Singer et Cie, erklärte gemäss dem Schweizer Radio und Fernsehen: «Ob es sich dabei um Toilettenpausen, Essenspausen, Ruhepausen, Telefonpausen oder um einen Spaziergang in der Natur handelt: Unabhängig vom Grund der Pause, muss sie gestempelt werden.»

Das Urteil stösst jedoch auf Kritik. Florence Nater, Regierungsrätin des Kantons Neuenburg, äusserte gegenüber RTS ihre Besorgnis: «Ich hoffe, dass dieses Urteil keine Nachahmer bei anderen Unternehmen findet, die versucht sein könnten, solche Praktiken anzuwenden.» Auch bei der Gewerkschaft Unia teilt man diese Sorge.

Selbst der Arbeitgeberverband ist stutzig

Derweil reagiert selbst der Arbeitgeberverband überrascht. Geschäftsleitungsmitglied Barbara Zimmermann-Gerster betonte: «Es ist nicht die Richtung, in die es gehen sollte.» Es handle sich aber um einen Einzelfall, die meisten Betriebe zählten WC-Pausen zur bezahlten Arbeitszeit.

In ihrer Recherche deckt RTS noch drei weitere Uhrenfirmen in La Chaux-de-Fonds auf, die ihre Mitarbeitenden bei WC-Pausen ausstempeln lassen. Die betroffenen Firmen Sellita, Universo und Rubattel und Weyermann wollten sich gegenüber SRF nicht äussern. Die Swatch Group – zu welcher letztere zwei gehören – erklärte jedoch, dass sie nichts von dieser Praxis wusste und diese beenden werde. Für Arbeitnehmer bleibt nur zu hoffen, dass sich die WC-Regelung nicht in der ganzen Schweiz ausbreitet.

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Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.

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