Noch Anfang Juni schlug Lukas Frei (38) Alarm. «Wir erwarten massiv mehr Arbeit», sagte der Präsident des Schweizer Ranger-Verbands im BLICK. Die Rede war von Regelverstössen und zu erwartender Vermüllung der Nationalparks und Naturgebiete.
Zwei Monate später zeigt sich: Etwas weniger euphorisch als die Touristikverantwortlichen – wenn auch positiv – schauen die Hüter der Naturschutzgebiete auf den diesjährigen Rekordansturm zurück.
Ranger-Vorstand Alain Chambovey (43) bestätigt: «Es war ein anstrengender Sommer für uns.» Er schätzt, dass bis zu fünfmal mehr Menschen diesen Sommer die Schutzgebiete besuchen. Dem Grossteil der Bevölkerung stellt er ein gutes Zeugnis aus. Aber: «Die Masse macht es aus. Mit mehr Menschen geraten Fauna und Flora trotz gutem Benehmen verstärkt in Bedrängnis.»
Lernwillige Naturfreunde
Dazu kommt: Weil sich während der Corona-Krise mehr naturunerfahrene Menschen in die Schutzgebiete begeben haben, ist auch die Zahl der registrierten Übertretungen gestiegen. In Chamboveys Stammgebiet, der Basellandschaftlichen Reinacher Heide, erfassten die Ranger in den letzten Monaten über 800 Besucherkontakte mit Verstoss. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch gut 100 gewesen. Chambovey relativiert aber: «Die grosse Mehrheit der Verstösse basiert auf Unwissenheit und nicht auf bösem Willen.» Und: «Viele reagieren positiv und sind dankbar, wenn wir auf ihr Fehlverhalten hinweisen.»
Wildtierstress wegen Wildcampern
Zugenommen hat laut Chambovey die Anzahl Wildcamper. Das sei problematisch für Tiere und Schutzgebiete. Denn: «Dadurch verlieren Wildtiere einen Teil ihres Bewegungsraums und müssen zum Fressen auf Schutzwald ausweichen.»
Wo Ranger im Einsatz sind, lassen sich die Wildcamper in Schach halten. «Der Bedarf an Aufsicht ist diesen Sommer aber deutlich angestiegen», sagt Chambovey. Die nötigen finanziellen Mittel, um mehr Ranger einsetzen zu können, werden dagegen kaum gesprochen. Weniger stressig wird es für die Ranger deshalb in absehbarer Zeit nicht.